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Natur als Grenzerfahrung - Oapen

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„O biegu rzek“: Zwischen Oder und Weichsel.<br />

Eine einheitliche Flussregulierung und Handelsverkehr waren nicht möglich. Das<br />

bedeutete, dass der Unterlauf der Weichsel, d. h. der preußische Teil, wesentlich<br />

besser erschlossen war <strong>als</strong> der russische Mittelteil. 38<br />

Die politischen Umwälzungen, denen das Gebiet Westpreußen 1919, 1939 und<br />

1945 unterworfen wurde, erschwerten eine durchgängige Entwicklung. Für zwei<br />

Jahrzehnte seit 1919 befand sich das Unterweichselgebiet in einem Zustand, der<br />

dem des gesamten Weichsel-Einzugsraum im 19. Jahrhundert ähnelte: Das Gebiet<br />

war dreigeteilt. Das Mündungsdreieck und die anschließenden Höhenlandschaften<br />

gehörten zu der Freien Stadt Danzig, der ostwärts führende Streifen des rechten<br />

Ufers, der Regierungsbezirk Marienwerder, blieb beim Deutschen Reich und wurde<br />

von Ostpreußen verwaltet, ohne allerdings einen normalen Zugang zur Weichsel<br />

zu erhalten. Das Kulmer Land und der größte Teil Westpreußens auf dem linken<br />

Weichselufer bildeten im polnischen Staat den sog. „Korridor“, während die<br />

westlichsten Kreise der Provinz, mit einigen Posener Kreisen zur „Grenzmark“<br />

vereinigt, beim Deutschen Reich verblieben. 39 Die zwei Jahrzehnte, die die polnische<br />

Republik bestand, waren eine zu kurze Zeit, in welcher der polnischen Regierung<br />

die finanziellen Mittel fehlten, um die etwa 900 Kilometer Flusslänge zu<br />

regulieren. Für den Gütertransport setzte Polen daher vor allem auf dem sich<br />

schnell amortisierenden Eisenbahnbau. 40<br />

Neben den nation<strong>als</strong>taatlichen Behinderungen einer Flussregulierung kamen<br />

allerdings noch hydrografische Schwierigkeiten hinzu. Winter- und Sommerhochwasser<br />

des Stromes waren bedeutend und haben zu beträchtlichen Schäden<br />

geführt. Der durch ein Hochwasser im Jahre 1888 verursachte Schaden an der<br />

preußischen Weichsel belief sich nach amtlichen Berichten auf ca. 11,7 Millionen<br />

Mark. 41 Nicht weniger gefährlich war der Strom vor allem im Mittel- und noch<br />

mehr im Unterlauf durch seinen Eisgang. Die Eisdecke bildete sich schneller und<br />

früher und brach wegen der durch starken Winterfrost gebildeten Stärke bei Eintritt<br />

der Frühjahrsschmelze kaum auf. Im Bereich der Quelle trat aufgrund der<br />

südlichen Lage meist früher Tauwetter ein <strong>als</strong> an der mittleren und unteren Weichsel,<br />

wo der Strom noch häufig mit einer festen Eisdecke überzogen war, die den<br />

Abgang der Hochfluten erschwerte. Eisschollen und Schlammeismassen bildeten<br />

oft Eisversetzungen, die zu Deichbrüchen führten. 42 Zum Eisaufbruch kam es<br />

meistens im März. Für den Zeitraum 1878 bis 1900 lag die häufigste Dauer der<br />

Vereisungsperiode für die Warthe zwischen 81 und 120 Tagen, für die Weichsel<br />

zwischen 101 und 120 Tagen. 43<br />

38 Krannh<strong>als</strong>, H. v.: Westpreußen und die Weichsel, Kitzingen 1954, S. 27.<br />

39 Ebd., S. 28.<br />

40 Ebd., S. 29.<br />

41 Winkel, R.: Die Weichsel. Ihre Bedeutung <strong>als</strong> Strom und Schiffahrtstraße und ihre Kulturaufgaben, Leipzig<br />

1939, S. 210.<br />

42 Ebd..<br />

43 Paczoska, Z.: Congélation des fleuves en Pologne, Berlin 1938, S. 30 f..<br />

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