Natur als Grenzerfahrung - Oapen
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Christian Lotz<br />
gen wird. Übergreifende Thesen oder Ergebnisse hingegen können hier noch nicht<br />
präsentiert werden.<br />
Beim Blick in die Forschungsliteratur ist zunächst auffällig, dass zahlreiche<br />
Einführungen und Übersichten, etwa von Frank Uekötter, Nils Freytag und Caroline<br />
Ford, auf den Mangel an länderübergreifenden Untersuchungen hinweisen. 1<br />
Zwar versammeln mehrere Tagungsbände Fallbeispiele aus verschiedenen<br />
Regionen und Staaten. 2 Jedoch findet eine breitere Auseinandersetzung mit den<br />
Diskussionen um vergleichende und beziehungsgeschichtliche Ansätze, wie sie in<br />
anderen Bereichen der historischen Forschung geführt werden, nicht statt. 3 Dies<br />
muss aus drei Gründen Verwunderung hervorrufen: Erstens zeichnen sich umweltgeschichtliche<br />
Studien auf zahlreichen anderen Feldern gerade durch methodische<br />
Innovationen aus. Zweitens wird vielerorts die grenzübergreifende Relevanz<br />
gerade ökologischer Probleme betont. Drittens werden bei einer vergleichenden<br />
Auswertung der bislang weitgehend national entwickelten Forschungstraditionen<br />
im Bereich der Umwelt- und Ressourcengeschichte von Wald und Holz mehrere<br />
Probleme und Widersprüche deutlich: Dies betrifft zum einen Konflikte um die<br />
Wahrnehmung und Nutzung von Wald (A); zum anderen geht es um die verschiedenen<br />
(inhaltlichen, räumlichen und zeitlichen) Dimensionen von Nachhaltigkeit<br />
(B).<br />
(A) Will man Konflikte um die Nutzung von Wald und von Holz sowie die Wahrnehmungen<br />
dieser Ressource erforschen, ist zunächst eine Bestandsaufnahme der<br />
Waldvorkommen in den untersuchten Ländern notwendig. Auf der Grundlage von<br />
Sekundärliteratur zu den drei untersuchten Ländern lässt sich folgendes Bild gewinnen:<br />
Im Verhältnis zur landwirtschaftlich nutzbaren Fläche wies Norwegen um<br />
1800 einen großen (etwa 80%), Hannover einen mittelmäßigen (etwa 20%) und<br />
Schottland einen sehr geringen Waldbestand (etwa 5%) auf. 4 Zu einer überregiona-<br />
1 Uekötter, F.: Umweltgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert, München 2007, S. 44; Freytag, N.: Deutsche<br />
Umweltgeschichte – Umweltgeschichte in Deutschland. Erträge und Perspektiven, in: Historische Zeitschrift 283,<br />
2006, S. 383-407, hier S. 404; Ford, C.: <strong>Natur</strong>e's Fortunes: New Directions in the Writing of European Environmental<br />
History, in: The Journal of Modern History 79, 2007, S. 112-133, hier S. 119.<br />
2 Agnoletti, M. / Anderson, S. (Hg.): Forest History. International Studies on Socioeconomic and Forest Ecosystem<br />
Change, Durham / North Carolina 2000; Kirby, K. J. / Watkins, C. (Hg.): The Ecological History of<br />
European Forests, Wallingford 1998; Lehmkuhl, U. / Wellenreuther, H. (Hg.): Historians and <strong>Natur</strong>e.<br />
Comparative Approches to Environmental History, Oxford 2006; Pettersson, R. (Hg.): Skogshistorisk forskning<br />
i Europa och Nordamerika. Vad är skogshistoria, hur har den skrivits och varför? Stockholm 1999; Watkins, C.<br />
(Hg.): European Woods and Forests. Studies in Cultural History, Wallingford 1998.<br />
3 Zu dem breiten Debattenspektrum vgl. einführend: Werner, M. / Zimmermann, B.: Vergleich, Transfer,<br />
Verflechtung. Der Ansatz der Histoire croisée und die Herausforderung des Transnationalen, in: Geschichte<br />
und Gesellschaft 28, 2002, S. 607-636; Paulmann, J.: Internationaler Vergleich und interkultureller Transfer.<br />
Zwei Forschungsansätze zur europäischen Geschichte des 18. bis 20. Jahrhunderts, in: Historische Zeitschrift<br />
267, 1998, S. 649-685.<br />
4 Statistische Datengrundlagen: Kaufhold, K. / Denzel, M. A. (Hg.): Der Handel im Kurfürstentum/<br />
Königreich Hannover (1780–1850). Gegenstand und Methode, Stuttgart 2000; Steinsiek, P.-M.: Nachhaltigkeit<br />
auf Zeit. Waldschutz im Westharz vor 1800, Münster 1998; Endres, M.: Handbuch der Forstpolitik mit beson-