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Natur als Grenzerfahrung - Oapen

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Natürliche Erfahrungsgrenzen<br />

Barth sollte – dank einer Empfehlung seines Mentors, des Geografie-Professors<br />

Carl Ritter – angeworben werden. Da nicht ganz klar war, ob Barth wirklich an der<br />

Expedition teilnehmen würde, wurde auf Vermittlung des bekannten Geographen<br />

August Petermann in der Person Adolf Overwegs schon ein Ersatz für ihn ausgewählt.<br />

67 Schließlich vereinten sich alle drei – Richardson, Barth und Overweg – für<br />

eine ‚Mission‘, in der die Exploration des afrikanischen Binnenlandes mit dem<br />

Abschluss von Handelsverträgen mit einheimischen Herrschern und mit Vorarbeiten<br />

zur Unterdrückung des Sklavenhandels einhergehen sollte. 68 Doch ebenso wie<br />

ihre Vorgänger Denham, Oudney und Clapperton trennten sich die drei – wenn<br />

auch wohl nicht in ebenso unerbittlichem Streit. Nachdem Richardson zu Beginn<br />

des Jahres 1851 verstarb, ernannte das britische ‚Foreign Office‘ Barth zum neuen<br />

Leiter der Expedition. Overweg erlag nach seiner Erforschung des Tschadsees<br />

ebenfalls einer Krankheit. 69<br />

Somit war das Unternehmen zu Heinrich Barths Expedition geworden. Seine<br />

erste Aufgabe nach der Rückkehr 1855 war die Abfassung eines offiziellen Berichts<br />

in englischer Sprache, der selbstverständlich auch veröffentlich werden sollte.<br />

Barth war sich jedoch eines wachsenden deutschen ‚Nationalgefühls‘ bewusst, das<br />

unter anderem darin Ausdruck fand, dass Gelehrte wie Ritter sich bemühten,<br />

Barths Erkenntnisse <strong>als</strong> spezifisch ‚deutsche‘ Beiträge zu ‚übernationalen‘ Wissenschaften<br />

herauszustellen. Neben einer englischen schrieb Barth daher auch gleich<br />

eine deutsche Version seines Berichts. 70 Kleine ‚nationalistische Abweichungen‘<br />

zwischen den Versionen sind aber für ein Verständnis von Barths unmittelbarer<br />

eigener Verarbeitung der <strong>Natur</strong>erfahrung nicht so entscheidend wie für die spätere<br />

Vereinnahmung seines Werks für den deutschen Imperialismus. 71 Im Folgenden<br />

wird eine englischsprachige Ausgabe seines Berichts herangezogen, 72 da ihr Text in<br />

engerer Verbindung zu Barths Situation auf der Reise steht und sie so die Konstruktion<br />

einer simplen nationalistischen Teleologie von Barths Denken erschwert.<br />

Barth verwendet in seinem englischen Bericht den <strong>Natur</strong>begriff für die gefährliche,<br />

aber auch ästhetische Umwelt auf seiner Reise. Auch wenn die ‚<strong>Natur</strong>‘ für<br />

ihn (noch) nicht von Menschen geformt ist, erscheint sie in Barths Sprache immer<br />

auf den Menschen bezogen:<br />

„Yet we liked the rain much better than the sand-storm. In a few days nature all around assumed<br />

so fresh and luxuriant a character, that, so long as we were left in repose, we felt cheered to<br />

67 Ebd., S. 7 f..<br />

68 Ebd., S. 8-10.<br />

69 Ebd., S. 20-22.<br />

70 Diawara, M. / de Moraes Farias, P. F. / Spittler, G.: Introduction, in: Diawara, M. (Hg.), Heinrich<br />

Barth et l'Afrique, Köln 2006, S. 13-36, hier: S. 16.<br />

71 So stellte sein Biograph und Schwager Schubert Barth im Jahr 1897 <strong>als</strong> Wegbereiter einer deutschen<br />

Interessensphäre in Westafrika dar. Diawara / de Moraes Farias / Spittler: Introduction, S. 17.<br />

72 Barth, H.: Travels and discoveries in North and Central Africa, […], 1849-1855, 3 Bd., New York 1857.<br />

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