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Natur als Grenzerfahrung - Oapen

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Cornel Zwierlein<br />

wurde in der Versicherungsgeschichte bislang kaum zusammengesehen und untersucht.<br />

Welche allgemeine und wirtschaftliche Bedeutung hatten Feuerversicherungen?<br />

– Hängen sie mit der berühmten ersten „Financial Revolution“ 19 zusammen? – In<br />

der Tat stammt die entscheidende Monographie zur „Financial Revolution“ (1967)<br />

von demselben Dickson, der zunächst 1960 die lange Zeit Maßstab setzende Unternehmensgeschichte<br />

der Sun Insurance Company vorgelegt hatte, und so hatte er die<br />

Versicherungen auch für die Revolutionsthese im Blick: Die Versicherungen hätten<br />

zusammen mit den Banken – die ebenfalls nach der Gründung der Bank of England<br />

1695 sich rasch vermehrten und, ähnlich wie die Feuerversicherungen, ebenfalls ab<br />

der Mitte des 18. Jahrhunderts in die Provinz expandierten – die „infrastructure of<br />

the Industrial Revolution“ gebildet. 20 Bei Dickson werden die Versicherungen<br />

immer wieder, aber eher am Rande, erwähnt, etwa <strong>als</strong> Investoren in Gesellschaftsaktien.<br />

21 Der in Dicksons detailstarker Studie etwas untergehende Thesenkern von<br />

der „Financial Revolution“ betraf zunächst auch eine andere Entwicklung: Gemeint<br />

war, dass der industriellen Revolution eine finanzielle Revolution vorausging<br />

und für die erstere den Rahmen bieten musste, was vor allem bedeutete, dass der<br />

Staatskredit entscheidend gestärkt wurde. Es entwickelte sich überhaupt erst ein<br />

nachweis und Bibliographie zur Geschichte des Versicherungsrechts in Deutschland, Karlsruhe 1993;<br />

Borscheid, P.: Feuerversicherung und Kameralismus, in: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte, Jg. 30,<br />

1985, S. 96-117; ders. / Drees, A. (Hg.): Versicherungsstatistik Deutschlands 1750-1985, St. Katharinen<br />

1988. Eine gute Fallstudie ist: Siekmann, M.: Die Brandversicherung im Hochstift Münster 1768-1805.<br />

Entstehung, Arbeitsweise, Quellen, in: Westfälische Forschungen, Jg. 31, 1982, S.154-168; gute Jubiläumsbände<br />

sind: Sauer, P.: 200 Jahre Württembergische Gebäudebrandversicherungsanstalt 1773-1973, Stuttgart<br />

1973; Borscheid, P. (Hg.): 275 Jahre Feuersozietäten in Westfalen: Vorsprung durch Erfahrung, 1722-1997,<br />

Münster 1997. Aus der Perspektive der Hofforschung vgl. Ventzke, M.: Fürsten <strong>als</strong> Feuerbekämpfer:<br />

Handlungsmotive einer sich wandelnden Hofgesellschaft am Ende des 18. Jahrhunderts, in: ders. (Hg.): Hofkultur<br />

und aufklärerische Reformen in Thüringen: Die Bedeutung des Hofes im späten 18. Jahrhundert,<br />

Köln u. a., 2002, S. 223-235. Nicht behandelt sind die kameralistischen Versicherungstexte in der<br />

jüngeren Kameralismus-Forschung, obgleich Neumann, C.: Die deutsche Versicherungsliteratur des<br />

18. Jahrhunderts, in: Zeitschrift für die gesamte Versicherungswissenschaft, Jg. 12, 1912, S. 317-334,<br />

604-626, 786-802, 967-987 einen guten bibliographischen Überblick gegeben hatte (im Gegensatz<br />

zum thematisch einschlägigen Unterpunkt bei Humpert, M.: Bibliographie der Kameralwissenschaften, Köln<br />

1937, II.B.1.f.). Hagena, W.: Die Ansichten der deutschen Kameralisten des 18. Jahrhunderts über das Versicherungswesen,<br />

Diss. Erlangen, Norden 1910 ist überholt; keine Erwähnung von Feuerversicherungen bei<br />

Schiera, P.: Il cameralismo e l’assolutismo tedesco. Dall’arte di governo alle scienze dello stato, Milano 1968;<br />

Tribe, K.: Governing Economy: The Reformation of German Economic discourse 1750-1840, Cambridge et al.<br />

1988; Sandl, M.: Ökonomie des Raumes. Der kameralwissenschaftliche Entwurf der Staatswirtschaft im 18. Jahrhundert,<br />

Köln 1999; Adam, U.: The political economy of J. H. G. Justi, Oxford 2006. Bei Cortekar, J.:<br />

Glückskonzepte des Kameralismus und Utilitarismus. Implikationen für die moderne Umweltökonomik und Umweltpolitik,<br />

Marburg 2007, S. 96 kurze Erwähnung ohne Blick für die Dimension der Diskussion.<br />

19 Ich diskutiere im Folgenden nicht die bei „Revolutions“-Begrifflichkeiten in der Geschichtswissenschaft<br />

herkömmliche Frage nach Revolution oder Evolution. Der Begriff wird von mir im Folgenden<br />

nur <strong>als</strong> Referenz für die entscheidenden wirtschaftlichen und staatlichen Änderungen um 1700 und<br />

insbesondere <strong>als</strong> bündelnde Chiffre für die hierauf bezogene Forschung verwandt.<br />

20 Dickson, P. G. M.: The Financial Revolution in England. A Study in the Development of Public Credit,<br />

1688-1756, London u. a. 1967, S. 7.<br />

21 Vgl. Dickson: Revolution, S. 11 f., 41, 94, 145 f. u.ö..

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