Natur als Grenzerfahrung - Oapen
Natur als Grenzerfahrung - Oapen
Natur als Grenzerfahrung - Oapen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Bergstürze kulturhistorisch betrachtet: Salzburg und Plurs im Vergleich<br />
sen zwei Kinder ums Leben kamen. 23 Zudem erklärt er in demselben Band, dass<br />
sich genau ein Jahr später, d. h. am 4. April 1666, um ein Uhr nachts an derselben<br />
Stelle ein Bergsturz ereignet habe, der ebenfalls sechs Menschenleben auslöschte.<br />
Pezolt nennt für das Jahr 1665 keine Bergstürze in der Stadt Salzburg, führt jedoch<br />
an, dass das Schlosser-Heyberger-Haus ebenso wie das benachbarte Krämerhaus<br />
1666 zerstört wurden und dabei sechs Menschen getötet und zwei verletzt worden<br />
seien. 24<br />
Im Sterbebuch der Dompfarre Salzburg wurden für den 4. April 1665 zwei<br />
Todesfälle vermerkt. 25 So kann davon ausgegangen werden, dass sich der Bergsturz<br />
nicht sowohl 1665 <strong>als</strong> auch 1666, sondern „nur“ im Jahr 1666 zugetragen hatte. Im<br />
Sterbebuch der Dompfarre Salzburg wird am 4. April 1666 auch auf den Bergsturz<br />
eingegangen. 26<br />
So hatte sich am 4. April um zwölf Uhr nachts ein großer Felsbrocken vom<br />
Berg gelöst, das Haus in der Gstöttn verschüttet und folgende sechs Menschen im<br />
Schlaf erdrückt: den 55-jährigen Steinmetz Vincentius Thorer mit seiner<br />
45-jährigen Gattin Maria und ihrem zweijährigen Sohn Joannes, ebenso die 50jährige<br />
Witwe Maria Frenggenberger, eine Soldatengattin mit ihren zwei Kindern,<br />
dem fünfjahrigen Sohn Thomas und der achtjährigen Tochter Magdalena. Sie wurden<br />
am St. Sebastian-Friedhof begraben. 27<br />
Pezolt wie Zauner geben <strong>als</strong> nächstes Ereignis den großen Mönchsbergsturz<br />
vom 16. Juli 1669 an.<br />
5 Der große Mönchsbergsturz<br />
5.1 <strong>Natur</strong>wissenschaftlicher Befund<br />
Der Tiroler Archivar Josef Schorn legte eine handschriftliche Kartei zu extremen<br />
<strong>Natur</strong>ereignissen an, die er teilweise publizierte. In seinem 1902 erschienenen Artikel<br />
„Die Erdbeben in Tirol und Vorarlberg“ 28 findet sich der Hinweis auf ein Erdbeben<br />
mit Epizentrum Tirol, das sich am 17. Juli 1670 zwischen zwei und drei<br />
Uhr, d. h. praktisch zeitgleich nur 366 Tage später <strong>als</strong> der große Mönchsbergsturz<br />
23 Vgl. Zauner: Chronok, S. 412.<br />
24 Vgl. Pezolt: Bergunglücke, S. 22.<br />
25 Salzburg, Archiv der Erzdiözese Salzburg, Salzburg Dompfarre, Sterbebuch 1, 469.<br />
26 Damit ergibt sich ein ähnlicher Befund wie bei zahlreichen Erdbeben, die sich im Jahresabstand<br />
genau an demselben Tag ereignet haben, sich aber bei genauer Quellenkritik <strong>als</strong> „fake quakes“ entpuppen.<br />
Vgl. dazu etwa: Fäh, D. u. a.: Earthquake Catalog of Switzerland (ECOS) and the related macroseismic<br />
database, in: Eclogae geol. Helv. 96, 2003, S. 219-236, hier 219, 220, 225 und 227.<br />
27 Vgl. Salzburg, Archiv der Erzdiözese Salzburg, Salzburg Dompfarre, Sterbebuch 1, 483.<br />
28 Schorn, J.: Die Erdbeben in Tirol und Vorarlberg, in: Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und<br />
Vorarlberg, 3. Folge, Jg. 46, 1902, S. 97-282.<br />
267