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Natur als Grenzerfahrung - Oapen

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12 Lars Kreye, Carsten Stühring, Tanja Zwingelberg<br />

Gesellschaften in Zeiten von zunehmend kritischen stadthygienischen Zuständen<br />

im Mittelpunkt stehen. Anschließend wird mit Blick auf kommunale Einrichtungen<br />

zur Wasserversorgung und Abwasserentsorgung des späten 19. Jahrhunderts der<br />

Versuch einer Grenzüberschreitung behandelt. Ein teilweise rapide verlaufendes<br />

Bevölkerungswachstum kann dabei durchaus <strong>als</strong> <strong>Grenzerfahrung</strong> gedeutet werden:<br />

Die in den Wachstumsprozess involvierten, anscheinend an ihre Grenzen stoßenden<br />

Wechselbeziehungen zwischen menschlichen Bedürfnissen und natürlichen<br />

Ressourcen sollten durch die Anlage technischer und kommunaler Einrichtungen<br />

stabilisiert und kontrollierbarer gestaltet werden.<br />

Der Beitrag des Leipziger Historikers und Sozialwissenschaftlers Christian<br />

LOTZ, der die Konflikte um Wald und Holz in Nordwesteuropa während des<br />

19. Jahrhunderts aufgreift, bietet eine Vorüberlegung zu seinem aktuellen Forschungsprojekt.<br />

Durch eine Untersuchung der Länder Hannover, Norwegen und<br />

Schottland angesichts der Nutzung und Wahrnehmung von Wald und Holz soll<br />

der Frage nach Art und Struktur der Konflikte im Umgang mit der Ressource in<br />

einem transnationalen Vergleich nachgegangen werden. Lotz möchte mit seinem<br />

Forschungsprojekt innereuropäische Austauschprozesse von Wissen und Technik<br />

im Umgang mit der Ressource Holz sowie Beziehungen zwischen den einzelnen<br />

Ländern beleuchten. Ein zentraler Punkt liegt dabei im Aufgreifen des Nachhaltigkeitsgedankens<br />

im Umgang mit Holz und Wald. Somit diskutiert er ähnlich wie<br />

Breitenlechner, Hilber und Unterkircher 45 das Nachdenken über eine sorgsame<br />

Ressourcennutzung. Lotz zeigt in erster Linie Leitgedanken zu seinem Forschungsthema<br />

und Diskussionsperspektiven auf.<br />

Die Historikerin Eva-Maria STOLBERG thematisiert in ihrem Beitrag Flüsse und<br />

deren Bedeutung für die nation<strong>als</strong>taatliche Entwicklung in Ostmitteleuropa für die Zeit zwischen<br />

der Mitte des 19. und Mitte des 20. Jahrhunderts. Sie bezieht sich in ihren<br />

Ausführungen auf die Niederungslandschaft zwischen Oder und Weichsel sowie<br />

auf die beiden Flüsse selbst. Zu Beginn verdeutlicht sie die im kulturellen Sinne<br />

grenzbildende Bedeutung der Flüsse im Zusammenhang mit einer politischen<br />

Instrumentalisierung durch die beiden Länder Deutschland und Polen. Stolberg<br />

arbeitet heraus, dass die Flüsse <strong>als</strong> Metapher für eine mentale Abgrenzung zum<br />

Anderen, zum Fremden gesehen wurden. An späterer Stelle analysiert Stolberg das<br />

wirtschaftliche Interesse an den Flüssen sowie am Oder-Weichselraum in der Zeit<br />

vor und nach der Nation<strong>als</strong>taatsbildung. Demnach verlagerte sich der transnationale<br />

Konflikt um die Ressource Fluss von einer lokalen, städtischen auf eine übergeordnete<br />

Staatsebene. Außerdem lokalisiert Stolberg eine Zäsur in der Mensch-<br />

Umwelt-Beziehung: Während zunächst eine technologische Beherrschung der<br />

<strong>Natur</strong> menschliches Handeln lenkte, traten in jüngerer Vergangenheit Bemühun-<br />

45 Vgl. Breitenlechner, E. / Hilber, M. / Unterkircher, A.: Von der (Über)nutzung eines ökologischen und<br />

sozialen Raumes am Beispiel des Montanreviers Schwaz im 17. Jahrhundert – eine interdisziplinäre Annäherung, in<br />

diesem Band.

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