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Natur als Grenzerfahrung - Oapen

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Von der (Über)Nutzung eines ökologischen und sozialen Raumes<br />

standhaltung des Hauses könnte man sich aus diesen Beständen bedient haben.<br />

Größere Umbau- bzw. Ausbauarbeiten an der Familienbehausung lassen sich für<br />

das 17. Jahrhundert jedoch nicht belegen, erst Mitte des 18. Jahrhundert wird eine<br />

solche Maßnahme aktenkundig. Es dürfte aber eher unwahrscheinlich gewesen<br />

sein, dass der Familie ein Holzbestand in unmittelbarer Nähe zu ihrer Behausung<br />

zugewiesen wurde. Denn das Gebiet um das Kogelmoos war übersät mit vielen<br />

kleineren und größeren Grubenbauen, die ein Vorrecht auf die Holzbestände hatten.<br />

Dass diese Waldbestände auch tatsächlich gebraucht wurden, zeigt eine Waldbereitung<br />

aus den Jahren 1718 bis 1722. Die Bestandsaufnahme der Wälder im<br />

Berggericht Schwaz belegt recht eindrücklich den Holzbedarf des Bergwerks und<br />

die daraus resultierenden Eingriffe in das Ökosystem. Die Baumbestände um das<br />

Kogelmoos werden <strong>als</strong> „Clain schitere waldung“ bezeichnet, welche zu großen Teilen<br />

aus Lärchenholz bestünden und auf lediglich 5 Klafter verwertbares Holz geschätzt<br />

wurde. Das von vielen Haldengebieten durchzogene Gebiet zeigte zudem einen<br />

recht unregelmäßigen Bewuchs, da für die Zwecke der Grubenbauten „iederzeit das<br />

gröste nach notturfft herauß gehackht wird“. Oberhalb des Kogelmooses sei jedoch ein<br />

dichter Jungwald im Entstehen, der sich im Jahre 1718 allerdings erst aus Buschwerk,<br />

vornehmlich jungen Fichten und Lärchen, zusammensetzte. Die Forstbereiter<br />

schätzten die angemessene Wachstumszeit bis zu einer erneuten, rentablen<br />

Schlägerung auf 40 Jahre. Andere Waldgebiete in der ferneren Umgebung wurden<br />

<strong>als</strong> „völlig verhackt“ oder aber in Aufforstung befindlich beschrieben. 66 Die Forstbereiter,<br />

allesamt Beamte des Berggerichts Schwaz, vermittelten in ihrem Bericht<br />

jedoch keineswegs den Eindruck der Holznot oder Holzknappheit. Es sei durchaus<br />

noch reichlich Holz für die Zwecke des Bergbaus vorhanden und auch die Zukunftsperspektiven<br />

der Waldungen um Schwaz wurden positiv beurteilt – denn<br />

schließlich hatte man ja ein wachsames Auge auf die Revitalisierung und den<br />

Schutz der Waldungen gehabt.<br />

3 Schlussbemerkung<br />

Die hier dargelegten Ausführungen müssen <strong>als</strong> ein vorläufiges Ergebnis oder vielmehr<br />

<strong>als</strong> ein erster Versuch unserer gemeinsamen Forschungen verstanden<br />

werden. Noch befinden wir uns in einer Phase der Erarbeitung und Erprobung<br />

interdisziplinärer Arbeitsweisen, was u. a. einschließt, Umwelt <strong>als</strong> analytische<br />

Kategorie zu begreifen und aus einer interdisziplinären Perspektive heraus zu reflektieren.<br />

Durch die Synthese von natur- und geisteswissenschaftlichem Knowhow<br />

ergeben sich aber schon in dieser ersten Phase des Projektes Erkenntnisse in<br />

einer Komplexität und Dichte, zu denen eine einzelne Wissenschaftsdisziplin mit<br />

66 TLA: HS 3699 (Waldbereitung im Berggericht Schwaz 1718-1722), fol. 42‘-44‘.<br />

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