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Natur als Grenzerfahrung - Oapen

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122<br />

Eva-Maria Stolberg<br />

Straßennetzes war Polen auf die Nutzung der Binnenschifffahrtswege für den Außenhandel<br />

angewiesen. Dieser Zustand dauert bis ins 19. Jahrhundert an. 25<br />

Aber die wirtschaftliche Erschließung des Oder-Weichselraumes war in der<br />

Neuzeit keine reine Erfolgsgeschichte. Bereits im Laufe des 16. Jahrhunderts hatte<br />

sich zwischen Frankfurt a. d. Oder und Stettin, Brandenburg und Pommern wirtschaftlicher<br />

Konfliktstoff an den Stapelrechtsansprüchen Stettins und Zollmaßnahmen<br />

Brandenburgs entzündet. Frankfurt a. d. Oder beabsichtigte, den Warthehandel<br />

aus Polen über seinen Standort zu leiten, während Stettin ein Stapelrecht<br />

auf Frankfurter Schiffe und einen unmittelbaren Handel Warthe - Stettin erhob.<br />

Zu einer Zuspitzung des wirtschaftlichen Konfliktes zwischen den Städten führte<br />

die Schließung der Oderschifffahrt durch Stettin Anfang 1562, Frankfurt reagierte<br />

umgehend mit der gleichen Maßnahme. Für den Export polnischer Rohstoffe war<br />

somit der Zufahrtsweg über Wasser verschlossen. Ein wirtschaftlicher Kreislauf<br />

zwischen Oder und Weichsel wurde damit unterbrochen. 26 Eine weitere Verschlechterung<br />

trat während des Dreißigjährigen Krieges ein, <strong>als</strong> der Oder-<br />

Weichselraum zum Kriegsschauplatz wurde. So waren es die Schweden, die mit<br />

Flusswehren versuchten, den Danziger Teil der Weichsel in das Haff abzulenken.<br />

Danzig sollte auf diese Weise vom Handel ausgeschlossen werden, die Schifffahrt<br />

– so das erklärte Ziel der Schweden – sollte über die Nogat verlaufen. 27<br />

4 Flüsse – ein Streitobjekt der Nationen: Vom<br />

Wiener Kongress bis zum Ersten Weltkrieg<br />

Die Flusserschließung im wirtschaftspolitischen Kontext hatte bereits in der<br />

Neuzeit zu Konflikten geführt, die sich vor allem auf die Stapelrechte der Anrainerstädte<br />

konzentrierten. Im 19. Jahrhundert verlagerte sich der Konflikt um die<br />

Ressource Fluss von der Ebene lokaler Konkurrenten, d. h. der Städte, auf die<br />

staatliche Ebene. Der Konflikt berührte nun die Frage die Nationsbildung. Flüsse<br />

<strong>als</strong> wirtschaftliche Ressource wurden Teil der nationalen Frage. Auf dem Wiener<br />

Kongress Anfang Februar 1815 kam der Plan einer Internationalisierung der europäischen<br />

Flüsse auf. 28 Bemerkenswert ist hier der Ansatz, Flüsse <strong>als</strong> vernetztes<br />

System zu verstehen. Flüsse wurden nun in das Regelwerk völkerrechtlicher Vereinbarungen<br />

eingespannt. Das zeigte sich u. a. nicht nur an der so genannten<br />

Rheinfrage, sondern auch in Ostmitteleuropa. Der Artikel 14 der Wiener Kongressakte<br />

verfügte die Freiheit von Schifffahrt und Handel auf allen Strömen und<br />

Kanälen des geteilten Polen. Ferner wurde bestimmt, dass die von den Reedereien<br />

erhobenen Steuern zum Erhalt der Wasserstraßen dienen sollten. Ein weiteres<br />

25 Ebd., S. 2.<br />

26 Krannh<strong>als</strong>. D.: Danzig und der Weichselhandel, Leipzig 1942, S. 13-16.<br />

27 Ebd., S. 58.<br />

28 Volz, J.: Die Internationalisierung der Weichsel, Danzig 1932, S. 13-17.

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