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Natur als Grenzerfahrung - Oapen

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Katrin Hauer<br />

sondern schlugen ihn nieder. 64 Sie sollten ihre Überheblichkeit mit ihrem Leben<br />

bezahlen.<br />

Der Bergsturz von Plurs wurde später ähnlich wie der große Mönchsbergsturz<br />

<strong>als</strong> Zeichen Gottes gedeutet. Das Unglück wurde sowohl <strong>als</strong> Gottes Gewalt, d. h.<br />

<strong>als</strong> Strafe für den unsoliden Lebenswandel der Menschen, <strong>als</strong> auch <strong>als</strong> Warnung<br />

des Allmächtigen ausgelegt. Als der Fluss Mera durch den Bergsturz gestaut<br />

worden war, dürften sich die Menschen an eine Erzählung der Bibel erinnert und<br />

in dem <strong>Natur</strong>spektakel voll Panik eine weitere Strafe Gottes gesehen haben. Die<br />

Tatsache, dass es zu keinen Überschwemmungen gekommen war, wurde <strong>als</strong><br />

Wunder und Gnade Gottes verstanden.<br />

Die Zeitgenossen waren angesichts der Katastrophe bestrebt, ihr Leben nach<br />

den Geboten Gottes auszurichten, um diesen zu besänftigen: Im Unterschied zum<br />

großen Mönchsbergsturz wurde in den ausgewerteten Quellen keine natürliche<br />

Ursachenforschung des Unglücks betrieben. Dies lässt sich vermutlich dadurch<br />

erklären, dass es kaum Überlebende der betroffenen Ortschaften gab, die eine<br />

genaue Aufklärung der Katastrophe gefordert hätten.<br />

6.3 Zur Bewältigung des Bergsturzes von Plurs<br />

Wie nach dem großen Mönchsbergsturz wurde auch nach dem Bergsturz von<br />

Plurs rasch mit den Aufräumungsarbeiten begonnen. Wenngleich es in Plurs, anders<br />

<strong>als</strong> in Salzburg, kaum Überlebende gab, so galt es zumindest die Toten zu<br />

bergen. Um die Verwaltungstätigkeit im Katastrophengebiet wiederaufnehmen zu<br />

können, war es nötig, die erbberechtigten Hinterbliebenen ausfindig zu machen.<br />

Hierbei dürfte sich der Druck von Hardmeyer <strong>als</strong> hilfreich erwiesen haben. Er<br />

stellte, wie bereits erwähnt, eine „katastermässige Rekonstruktion zur Lage einzelner<br />

Grundstücke“ 65 dar, die es erlauben sollte, die einzelnen Besitztümer in den<br />

Trümmerfeldern auszumachen, um den Wiederaufbau der verschütteten Stätten<br />

voranzutreiben.<br />

Um Unglücksfälle wie den Bergsturz von Plurs und den großen Mönchsbergsturz<br />

zu bewältigen und weitere derartige Ereignisse zu verhindern, suchten die<br />

Zeitgenossen Trost und Hilfe im Gebet. Die Menschen wurden in den Berichten<br />

häufig aufgefordert Gott anzurufen. In Salzburg kamen zudem die Bergputzer zum<br />

Einsatz. In den für diese Arbeit ausgewerteten Darstellungen zu Plurs fanden sich<br />

keine Hinweise auf eine ähnliche Bewältigungsmaßnahme nach dem Bergsturz.<br />

64 Vgl. Falappi: Relazioni, S. 121.<br />

65 Kahl: Plurs, S. 257.

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