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Natur als Grenzerfahrung - Oapen

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184<br />

Anke Fischer-Kattner<br />

die weitere Exploration sowie den britischen Handel dort fördern. Denham erhielt<br />

das Kommando über Clapperton, der ihn auf einer Entdeckungsreise zur ‚Mündung<br />

des Niger‘ 49 begleiten sollte. Das Verhältnis zwischen Oudney und Denham<br />

wurde nicht offiziell geklärt. Oudneys Instruktionen beschränkten sich in dieser<br />

Hinsicht auf Aufrufe zur Unterstützung von Denhams Explorationsaufgabe. Denham<br />

wurde angewiesen, auf diese Unterstützung zurückzugreifen. 50 Doch von<br />

einer Kooperation zwischen den beiden Schotten und Denham konnte keine Rede<br />

sein. Besonders Denham und Clapperton gerieten immer wieder aneinander. Zwar<br />

muss man in einer aktuellen Interpretation die Auseinandersetzungen zwischen<br />

den Expeditionsteilnehmern auch im Lichte unterschiedlicher Wahrnehmungen<br />

ihrer Beziehungen zu ihren afrikanischen Reisebegleitern, Führern und Protektoren<br />

sehen, 51 aber es ist klar, dass Hierarchiekämpfe die Beziehungen zwischen den<br />

drei britischen Reisenden trübten. Aus dem Zusammentreffen entgegengesetzter<br />

Charaktere und ihrer jeweiligen festen Überzeugungen erwuchsen immer wieder<br />

emotionale <strong>Grenzerfahrung</strong>en für die Reisenden. Wiederholt trennten sich daher<br />

in den Jahren der Reise (zwischen 1822 und 1825) ihre Wege und die andauernden<br />

Streitigkeiten sollten Denham und Clapperton letztlich zu unversöhnlichen Feinden<br />

52 werden lassen.<br />

Oudney erlag im Januar 1824 in Bornu einer Krankheit und Clapperton brach<br />

bereits kurz nach seiner und Denhams Rückkehr erneut nach Afrika auf, diesmal in<br />

Begleitung von Richard Lander. Daher dominierte Denhams Darstellung der Reise<br />

den 1826 unter Barrows Aufsicht erscheinenden Bericht. 53 Darin bildet Denhams<br />

umfassendes Narrativ eine gewisse Einheit mit Oudneys teilweise bruchstückhaften<br />

Aufzeichnungen, die immer wieder auszugsweise in Fußnoten naturwissenschaftliche<br />

Details, vor allem im Bereich geologischer und botanischer Beobachtungen,<br />

ergänzen. Clappertons Beschreibung seiner eigenen Exkursion nach Sokoto<br />

ist in der Publikation <strong>als</strong> eine Art Anhang abgedruckt und von Denhams Gesamtdarstellung,<br />

die hier herangezogen wird, abgesetzt.<br />

Ähnlich wie bei Mungo Park taucht die <strong>Natur</strong>vokabel in Denhams Bericht, ergänzt<br />

durch Oudneys Notizen, häufig und mit verschiedenen Bedeutungsschattierungen<br />

auf. Denham und Oudney verwendeten den Begriff ‚nature‘ ebenso wie<br />

49 Barrow vermutete diese nicht in der Bucht von Benin, sondern ging von einer Mündung des Niger<br />

in den Nil – und somit von einer Wasserverbindung von Westafrika bis nach Ägypten – aus. Ebd.<br />

S. 8 f..<br />

50 Ebd., S. 17 und 19-23. Bovill, der in den 1960er Jahren kritische Ausgaben verschiedener Reiseberichte<br />

aus dem Nigergebiet edierte, sah in dieser ungeklärten Situation das entscheidende Grundproblem<br />

der Reise. Ebd., S. 13.<br />

51 Eine solche Interpretation soll im Rahmen meiner Dissertation geboten werden.<br />

52 Bovill schreibt dies grundsätzlich dem maliziösen Charakter Denhams zu. Bovill: Missions, Bd. 2,<br />

S. 72-75. Eine solche Deutung lässt entscheidende Gesichtspunkte der Auseinandersetzung außer<br />

acht.<br />

53 Denham, D. / Clapperton, H.: Narrative of the travels and discoveries in Northern and Central Africa, in the<br />

years 1822, 1823, and 1824, by Major Denham, Captain Clapperton, and the late Doctor Oudney […], London<br />

1826, S. V.

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