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Natur als Grenzerfahrung - Oapen

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Christian Lotz<br />

ein Produkt der Moderne. Zwar lässt sich seit dem 19. Jahrhundert eine intensivere<br />

Reflexion darüber nachweisen. Jedoch sind auch in den Jahrhunderten zuvor Lebens-<br />

und Wirtschaftsweisen zu beobachten, die sich <strong>als</strong> nachhaltig charakterisieren<br />

lassen – auch wenn die Zeitgenossen diesen Begriff nicht benutzten. Zu fragen<br />

wäre daher hier, weshalb um 1800 der Begriff Nachhaltigkeit aufkam und intensiv<br />

diskutiert wurde, in welchem Verhältnis diese Diskussionen zur Umwelt- und Ressourcenwahrnehmung<br />

sowie zu wirtschaftlichen Interessen der Zeit standen. Zu<br />

prüfen wäre dabei auch, in welchem Zusammenhang die von ihnen <strong>als</strong> „umwelthistorische<br />

Zeitkategorien“ bezeichneten Begriffe „Bewahrung“ und „Nachhaltigkeit“<br />

zu den Kategorien Fortschritt bzw. Fortschrittsbewusstsein standen. Ideengeschichtliche<br />

Forschungen haben für die Zeit seit der Aufklärung das Begriffspaar<br />

von Fortschritt und Restauration bzw. Reaktion herausgearbeitet, in welchem sich<br />

die politischen Frontstellungen verdichteten. Zu untersuchen wäre, ob Nachhaltigkeit,<br />

da sie auf Bewahrung zielt, von den Zeitgenossen <strong>als</strong> eine Ausdrucksform der<br />

Restauration wahrgenommen wurde, da sich Vertreter einer restaurativen Politik<br />

gerade die Bewahrung tradierter gesellschaftlicher Ordnungen auf die Fahnen<br />

schrieben. Demgegenüber mochte Nachhaltigkeit auch <strong>als</strong> eine Spielart des Fortschritts<br />

angesehen worden sein, weil sie – ökonomisch verstanden – die Wirtschaftsformen<br />

der alten, feudalen Ordnung zu überwinden trachtete und nun nach<br />

solchen Formen strebte, mit denen die Herausforderungen der neuen Zeit (Bevölkerungswachstum,<br />

Industrialisierung) zu meistern wären. Möglich erscheint<br />

schließlich auch, dass die Zeitgenossen Nachhaltigkeit in keinen Zusammenhang<br />

mit den übergreifenden Zeitkategorien von Fortschritt, Restauration u. ä. einordneten,<br />

so dass Nachhaltigkeit keine Zeitkategorie in diesem Sinne darstellte.<br />

Fazit<br />

Als Vorüberlegung zu einem Forschungsprojekt hat dieser kurze Beitrag versucht,<br />

in zwei Bereichen der Umwelt- und Ressourcengeschichte Nordwesteuropas Fragen<br />

und Perspektiven zu skizzieren, die eine nähere Betrachtung lohnen. Hinsichtlich<br />

der Wahrnehmung und Nutzung von Wald und Holz konnte gezeigt werden,<br />

dass bislang gleiche wirtschaftsgeschichtliche Faktoren angeführt werden, um<br />

unterschiedliche Entwicklungen zu erklären. Hier könnten methodische Erweiterungen<br />

– bspw. begriffs- und argumentationsgeschichtliche Zugriffe – die Forschungsdiskussion<br />

beleben.<br />

In der Auseinandersetzung mit dem Begriff Nachhaltigkeit wurde versucht, das<br />

Forschungsfeld in drei Dimensionen – und zwar eine inhaltliche, eine räumliche<br />

und eine zeitliche – zu systematisieren. Jüngere Studien haben vor allem in der<br />

Beschäftigung mit den räumlichen Dimensionen neue Impulse gesetzt. Reizvoll<br />

erscheint hier bspw. eine nähere Betrachtung der sich wandelnden Reichweiten<br />

und Grenzen von Nachhaltigkeitskonzepten.

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