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Natur als Grenzerfahrung - Oapen

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Eva-Maria Stolberg<br />

Bromberger Kan<strong>als</strong> wurde zudem eine Verbindung zum Odergebiet realisiert. Im<br />

Jahr 1916 war auf diese Weise die Schiffbarkeit auch bei Niedrigwasser gesichert.<br />

In das Weichseldelta konnten Schiffe von 600-1000 Tonnen einfahren. 34 In Preußen<br />

kam es <strong>als</strong>o in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Ersten<br />

Weltkrieges zu einer einheitlichen Flussregulierung des Oder-Weichselraumes.<br />

Das Deutsche Reich drängte bis zum Ersten Weltkrieg vergeblich, eine Flussregulierung<br />

der russischen Teilstrecke auf der Grundlage der Wiener Flussakte von<br />

1815 zu erreichen. Für das Zarenreich war im 19. Jahrhundert die Regulierung der<br />

innerrussischen Flüsse wie vor allem der Volga, aber auch des Dnjepr und dem<br />

Don <strong>als</strong> „nationale Flussprojekte“ vorrangig gegenüber den Ausbauarbeiten an der<br />

Weichsel in Russisch-Polen. 35 Die russische Regierung lehnte schließlich am<br />

24. Mai 1914 die Regulierung der Weichsel auf russischem Territorium ab. 36 Während<br />

des Ersten Weltkrieges arbeitete Preußen eine Denkschrift aus, die am 8. Mai<br />

1915 dem Reichskanzler vorgelegt wurde. Die Denkschrift behandelt die beschriebene<br />

prekäre Lage der deutsch-russischen Schifffahrt auf der Weichsel, für die<br />

zwei Gründe angeführt wurden. Zum einen fehle eine völkerrechtliche Vereinbarung<br />

über die Freiheit des Schiffsverkehrs. Zum anderen ließe die Flussregulierung<br />

auf russischer Seite zu wünschen übrig. Der Einsatz von größeren Schiffen sei<br />

nicht möglich und damit sei auch eine Effizienz gegenüber dem Eisenbahnnetz<br />

nicht gegeben. Wenig Hoffnung bestand, dass sich etwas an der ablehnenden Haltung<br />

der zarischen Regierung ändern würde. Jedoch hieß es weiter in der Denkschrift,<br />

dass die Kriegslage zu einer Ablösung Kongresspolens vom Zarenreich<br />

führen würde. Man hoffte durch militärische Veränderungen die Vereinheitlichung<br />

des Oder-Weichselraumes zu erreichen. 37<br />

Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert wurde die Bedeutung der Weichsel<br />

<strong>als</strong> Verkehrsweg der Schifffahrt erkannt. Seit dem Ende der 1840er Jahre machte<br />

man von Danzig aus die ersten Versuche mit flach gehenden Dampfern. Für die<br />

Dampfschifffahrt waren aber eine ausreichende Wasserführung der Weichsel und<br />

ihre Regelung in Polen die erste Voraussetzung. Die Schritte und Bemühungen der<br />

preußischen Regierung, mit Russland eine Übereinkunft über die Regelung der<br />

Mittelweichsel zu erreichen, stießen auf Ablehnung. Die russische Regierung vertrat<br />

den Standpunkt, dass eine Regulierung der Weichsel lediglich dem deutschen<br />

Binnenwasserstraßennetz und preußischen Häfen zugute käme. Die russische<br />

Regierung befürchtete eine deutsche Dominanz auf den ostmitteleuropäischen<br />

Wasserstraßen. Die Bedeutung der Weichsel <strong>als</strong> Verbindung zwischen Ost- und<br />

Mitteleuropa (über die Oder) wurde dadurch geschmälert, dass Russland eine Einbindung<br />

seines westlichen polnischen Grenzlandes mit Mitteleuropa behinderte.<br />

34 Ebd., S. 30 f..<br />

35 Ebd., S. 30 f..<br />

36 Ebd., S. 32.<br />

37 Ebd., S. 34.

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