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Natur als Grenzerfahrung - Oapen

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„Sauber, lustig, wohlerbaut“<br />

einer ontologischen und nicht nur analytischen Trennung zwischen <strong>Natur</strong> und<br />

Gesellschaft basierten. 55 Ausgehend von der Feststellung, dass Gesellschaft und<br />

<strong>Natur</strong> zwei einander weitgehend durchdringende Sphären seien, plädiert er für eine<br />

„practice-centered social ontology“ 56, in der sich gesellschaftliches Leben in Verknüpfungen<br />

menschlicher Praktiken und materieller Arrangements äußert, beide<br />

Sphären mithin in sogenannten „arrangement-practice nexusses“ geschichtswirksam<br />

werden. Solche Verknüpfungen schaffen „social sites“. 57 Bemerkenswerterweise<br />

wurde Schatzkis Vorschlag in Wien aufgenommen. Verena Winiwarter und<br />

Martin Schmid schlagen vor, „sozionaturale Schauplätze <strong>als</strong> Untersuchungsgegenstände<br />

der Umweltgeschichte einzuführen [...]. Die Metamorphose sozionaturaler<br />

Schauplätze, der Prozess ihres Wandels, ist Umweltgeschichte.“ 58 Winiwarter und<br />

Schmid verstehen sozionaturale Schauplätze <strong>als</strong> Verknüpfungen von Arrangements<br />

und Praktiken, deren Konstitution durch die vier „Modi“ Arbeit, Wahrnehmung,<br />

Repräsentationen und Programme beschrieben werden kann. Die wahrnehmungsgeschichtlich<br />

so gut anschlussfähigen Kategorien Arbeit, Erfahrung, Repräsentation<br />

und Programm werden <strong>als</strong>o vom interaktionstheoretischen Model des sozialökologischen<br />

Zusammenhang in diese Konzeption übernommen, leider ändert<br />

sich hier aber ihre Rolle von starken Markern der Interaktion zu vergleichsweise<br />

unpräzisen „Modi“ der Verknüpfung von Arrangements und Praktiken. Winiwarter<br />

und Schmid erproben ihren theoretischen Vorschlag am „sozionaturalen<br />

Schauplatz der frühneuzeitlicher Landwirtschaft“ 59 und an Johannes Colers (1566-<br />

1639) Hausbuch „Oeconomia“ <strong>als</strong> Quelle. Ob bzw. in welcher Adaption „sozionaturale<br />

Schauplätze“ auch ein geeignetes Konzept bilden könnten, nach dem<br />

sich gesellschaftliche Wahrnehmung von bzw. Abgrenzung zu <strong>Natur</strong> in historischtopografischer<br />

Literatur beobachten lassen, wäre zu diskutieren. Umweltgeschichte<br />

<strong>als</strong> Wahrnehmungsgeschichte kann bislang nicht auf ein Überangebot an konzeptionellen<br />

Überlegungen zurückgreifen. Anliegen des vorliegenden Beitrages war es<br />

auch, auf dieses Desiderat hinzuweisen.<br />

55 Schatzki: <strong>Natur</strong>e, S. 87.<br />

56 Ebd., S. 84.<br />

57 Ebd..<br />

58 Schmid, M. / Winiwarter, V.: Umweltgeschichte <strong>als</strong> Untersuchung sozionaturaler Schauplätze. Ein<br />

Versuch, Johannes Colers 'Oeconomia' umwelthistorisch zu interpretieren, in: Knopf, T. (Hg.): Umweltverhalten<br />

in Geschichte und Gegenwart. Vergleichende Ansätze, Tübingen 2008, S. 158–173,<br />

hier: S. 161.<br />

59 Schmid / Winiwarter: Untersuchung, S. 170.<br />

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