08.12.2012 Aufrufe

Natur als Grenzerfahrung - Oapen

Natur als Grenzerfahrung - Oapen

Natur als Grenzerfahrung - Oapen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

262<br />

Katrin Hauer<br />

wiedergegeben werden können. Auch eine rein naturwissenschaftliche Betrachtung,<br />

die sich auf das Klima und auf Witterungsbedingungen konzentriert, scheint<br />

wenig ergiebig, da sie den Umgang der Betroffenen mit dem Unglück meist außer<br />

Acht lässt.<br />

Um das Geschehene ansatzweise in seiner Gesamtheit zu begreifen, gilt es<br />

daher umweltgeschichtliche, geologische, sozialwissenschaftliche und historischanthropologische<br />

Zugänge zu bündeln und mittels der lebensweltlichen Trias<br />

Wahrnehmung, Deutung und Bewältigung die Katastrophen zu analysieren.<br />

2 Zum Terminus „Bergsturz“<br />

Die von mir bei der Aufarbeitung der historischen Bergstürze Salzburgs verwendeten<br />

Quellen belegen eindeutig, dass der Terminus „Bergsturz“ von den Zeitgenossen<br />

selbst gebraucht wurde. Generell gilt es heute aus Sicht der Ingenieurgeologie,<br />

vereinfacht gesprochen, bei schnellen Massenbewegungen im Felsgestein zwischen<br />

Steinschlag, Block-, Fels- und Bergsturz zu differenzieren. Das Unterscheidungsmerkmal<br />

bildet die Steingröße:<br />

BEWEGUNGSART STEINGRÖSSE<br />

Steinschlag Steine bis 0,5 m 3<br />

Blocksturz 0,5 bis 10 m 3<br />

Felssturz 10 bis 1.000.000 m 3<br />

Bergsturz alles über 1.000.000 m 3<br />

Tab. 1: Klassifikation der Bewegungsart nach der Steingröße.<br />

(Quelle: Hauer: Der plötzliche Tod, 2009).<br />

Fels- und Bergstürze weisen zudem unterschiedliche Bewegungsmuster auf.<br />

Während sich bei einem Felssturz die Felsmasse rasch in eine Vielzahl von Einzelbewegungen<br />

auflöst, die sich mit einer maximalen Geschwindigkeit von 50 km/h<br />

zum Hangfuß stürzen und dort <strong>als</strong> Schuttkegel liegen bleiben, bilden bei einem<br />

Bergsturz die Schuttmasse und riesige Felsfragmente eine Einheit, die sich auf<br />

einer basalen Bewegungsebene rutschend mit hoher Geschwindigkeit (bis zu<br />

400 km/h) zu Tal bewegen. Diese basale Bewegungsebene – die Ebene der größten<br />

Scherkräfte – kann sich während der Talfahrt in Bereiche geringeren Widerstandes<br />

verlagern, etwa in wassergesättigten Untergrund. Die Bewegung von Berg-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!