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Natur als Grenzerfahrung - Oapen

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Anke Fischer-Kattner<br />

es an der neugegründeten Gesellschaft, die Exploration in Westafrika voranzutreiben<br />

und das daraus entstehende neue Wissen unter ihren Mitgliedern und in der<br />

Öffentlichkeit zu verbreiten. 24 Doch den Erkenntnissen durch eigens angeworbene<br />

Entdeckungsreisende waren in den ersten Jahren des Bestehens der African Association<br />

klare Grenzen gesetzt: Immer wieder verhinderte der Tod von Reisenden,<br />

dass mehr <strong>als</strong> erste, meist nur ‚vom Hörensagen‘ gesammelte Informationen London<br />

erreichten. Der Amerikaner John Ledyard begab sich bereits drei Wochen<br />

nach der Gründung der African Association in deren Dienst nach Ägypten, um<br />

von dort auf den in Europa nur schemenhaft bekannten Handelsrouten durch die<br />

Sahara vorzustoßen. Er erlag jedoch schon in Kairo einer Krankheit. 25 Sein Nachfolger<br />

Major Houghton drang vom Gambia aus, wo britische Händler Faktoreien<br />

für den Handel mit Sklaven und anderen begehrten Gütern besaßen, bis nach<br />

Bambuk vor, wurde dann aber bei einem Überfall getötet. 26 Das Schicksal dieser<br />

beiden Reisenden, veröffentlicht in den ‚Proceedings‘ der African Association, 27<br />

führte den heimischen Lesern und nachfolgenden ‚Entdeckern‘ eindrücklich vor<br />

Augen, dass gefährlichen Situationen und <strong>Grenzerfahrung</strong>en selbst bei einer erfolgreich<br />

abgeschlossenen Reise zu erwarten sein würden. Ein Ziel musste daher<br />

sein, existentielle Gefahren zu antizipieren und dadurch den Verlust von Erfahrung<br />

und Erkenntnissen zu verhindern. Mungo Park, der <strong>als</strong> Beauftragter der African<br />

Association zwischen 1795 und 1797 über die ‚Westroute‘ (<strong>als</strong>o vom Gambia<br />

aus und nicht vom Norden her durch die Wüste) das westafrikanische Binnenland<br />

erkundete, erreichte dieses Ziel. Seine oben beschriebene Umkehr und die Überwindung<br />

aller Hindernisse auf der Rückreise ermöglichten ihm, im Jahr 1799 seinen<br />

Bericht selbst zu publizieren. 28<br />

Park verwendet in seinem Reisebericht den Begriff der <strong>Natur</strong> häufig und in unterschiedlichen<br />

Bedeutungen. Im Sinne von Charakteristika oder Eigenschaften<br />

bestimmter Menschen, Dinge oder Vorstellungen taucht ‚nature‘ gemäß zeitgenössischer<br />

Konventionen immer wieder auf. 29 Zusammen mit der adjektivischen Form<br />

24 In ihrem Gründungsdokument legt sich die African Association noch die Beschränkung auf, das<br />

von den ‚Entdeckern‘ gelieferte Wissen zunächst nur ihren Mitgliedern zugänglich zu machen. Nur<br />

die Informationen, die das Komitee ‚freigab‘, durften der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden:<br />

Royal Geographical Society, Box: arGB402 AAS, African Associaton, Folder 2, S. 5/6. Hier wird<br />

deutlich, dass wirtschaftliche Motive das wissenschaftliche Ideal frei zirkulierender Informationen<br />

einschränken konnten. Doch in der Geschichte der African Association sollte diese theoretische<br />

Selbstbeschränkung keine entscheidende Rolle spielen.<br />

25 Bovill: Missions, Bd. 1, S. 4 f..<br />

26 Ebd., S. 7 f..<br />

27 Ein Faksimilie der Gesamtausgabe von 1810 bietet: Hallett, R. (Hg.): Proceedings of the Association for<br />

Promoting the Discovery of the Interior Parts of Africa, London 1967.<br />

28 Parks eigene Arbeit am Text der Publikation ist entscheidend, auch wenn er auf die geographischen<br />

Arbeiten von James Rennell und die bereits durch den Sekretär der African Association, Edwards, in<br />

den ‚Proceedings‘ publizierten Berichte über seine Reise (die wiederum auf seinen Briefen basieren)<br />

zurückgreift: Park: Travels, S. IX.<br />

29 So spricht er in Bezug auf Schwarzafrikaner und ‚Europäer‘ von „our common nature“. Ebd.,<br />

S. 82. Er beschreibt, dass die Gottesvorstellung der Schwarzafrikaner „so remote, and of so exalted a

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