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Natur als Grenzerfahrung - Oapen

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4 Fazit<br />

Maike Schmidt<br />

Das Verhältnis der europäischen Grönlandfahrer zur <strong>Natur</strong> des „äußersten Nordens“<br />

kann <strong>als</strong> ausgesprochen ambivalent bezeichnet werden: Einerseits beeinflussten<br />

die Grönlandfahrer die <strong>Natur</strong> dahingehend, dass der Wal- und Robbenbestand<br />

schon für die Zeitgenossen merklich reduziert wurde, was sich in sinkenden<br />

Fangerträgen mit weniger und kleineren Walen bemerkbar machte. Andererseits<br />

waren die Grönlandfahrer wiederum stark von der <strong>Natur</strong> abhängig, indem das<br />

Wal- oder Robbenvorkommen sowie die Eis- und Windverhältnisse über den Erfolg<br />

der Jagd und eine glückliche Rückkehr entschieden. Der Kampf der Seeleute<br />

mit den Walen barg ein hohes Risiko in sich, dennoch ließen sich die Seeleute aufgrund<br />

ihrer Gewinnmöglichkeiten auf diesen Kampf ein – so, wie der Walfang<br />

insgesamt sehr profitabel war.<br />

Die Grenz- und Differenzerfahrungen der Grönlandfahrer auf dem Meer und<br />

auf Grönland selbst dürfen jedoch nicht nur in dem Wechselspiel zwischen einem<br />

wirtschaftlichen Gewinnstreben und der Erfahrung der lebensfeindlichen <strong>Natur</strong><br />

wahrgenommen, sondern müssen auch in ihren Auswirkungen auf die anderen<br />

zeitgenössischen Diskurse betrachtet werden. Innerhalb des geschichtsphilosophischen<br />

Diskurses wurden die Erkenntnisse über den „äußersten Norden“ genutzt,<br />

um über die Einheit des Menschengeschlechts zu diskutieren. Hier spielte<br />

unter anderem die Frage nach dem Einfluss des Klimas auf die Physiognomie und<br />

Kultur der verschiedenen Völker eine wichtige Rolle. Durch den regelmäßigen<br />

Kontakt zum „äußersten Norden“, der wahrscheinlich erstm<strong>als</strong> seit dem Mittelalter<br />

wieder bestand, gelang es, ein komplexes Bild dieses Extremraums zu entwerfen<br />

und zu einem besseren Verständnis der „wilden und primitiven“ Völker im Allgemeinen<br />

und der Grönländer im Besonderen beizutragen.

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