Natur als Grenzerfahrung - Oapen
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52 Elisabeth Breitenlechner, Marina Hilber, Alois Unterkircher<br />
Museen und Forschungseinrichtungen wie das Bergbau-Museum in Bochum, <strong>als</strong><br />
beratende Kooperationspartner.<br />
Um die hochkomplexen Fragestellungen der historischen Montanwissenschaft<br />
dabei möglichst umfassend bearbeiten zu können, beschäftigen sich 14 Teilprojekte<br />
naturwissenschaftlicher, geisteswissenschaftlicher und technischer Institute der<br />
Universität Innsbruck mit unterschiedlichsten Aspekten der Bergbaugeschichte.<br />
Erklärtes Ziel von HiMAT ist, die verschiedenen Entwicklungsphasen und die<br />
wechselvollen Auf- und Abschwünge von Revieren am Beispiel ausgewählter Montanregionen<br />
in Tirol, Salzburg und Vorarlberg von einer interdisziplinären Perspektive<br />
aus zu untersuchen. 2 Der zeitliche Rahmen reicht dabei von den ersten Spuren<br />
bergbaulicher Aktivität in der Ur- und Frühgeschichte bis hin zur touristischen<br />
Nachnutzung aufgelassener Stollen <strong>als</strong> befahrbare Schaubergwerke in der Gegenwart.<br />
Als Schlüsselregionen (key areas) und -epochen für die ersten vier Jahre wurden<br />
der steinzeitliche Silexabbau am Rofan (Tirol), die bronze- und eisenzeitlichen<br />
Erzabbau- und -verhüttungsplätze in Mitterberg (Salzburg), Bartholomäberg (Vorarlberg)<br />
und Brixlegg (Tirol), der frühneuzeitliche Kupfer- und Silberbergbau von<br />
Schwaz in Tirol und weiters eine geologisch-mineralogische Lagerstättenkunde für<br />
das Gebiet der Kelchalpe (Kitzbühel) ausgewählt.<br />
Im Mittelpunkt der Forschungen stehen dabei in erster Linie der Abbau und<br />
die Verhüttung metallischer Erze in den Alpen über einen Zeitraum von mehreren<br />
Jahrtausenden. Zusätzlich zu diesen speziellen Fragestellungen aus dem Bereich<br />
der prähistorischen Metallurgie, Montantechnik und deren Wissenstransfer hat sich<br />
jedoch schnell ein sozioökonomischer Schwerpunkt innerhalb dieses SFB herausgebildet,<br />
der die Auswirkungen intensiver Bergbauaktivitäten auf das soziale Gefüge,<br />
auf die regionale und überregionale Wirtschaft und auf den ökologischen<br />
Lebensraum im Umfeld einer Montanregion einer genaueren Analyse unterzieht.<br />
Diese sozioökonomische Teilgruppe hat dabei den Großraum von Schwaz, einem<br />
ca. 30 km nordöstlich von Innsbruck gelegenen Ort im Tiroler Unterinntal, <strong>als</strong><br />
dem bedeutendsten Zentrum des europäischen Kupfer- und Silberbergbaus im 15.<br />
und 16. Jahrhundert in den Fokus ihrer Untersuchungen gerückt. Ihr gehören <strong>als</strong><br />
Wissenschaftsdisziplinen die Geschichtswissenschaften, die Germanistik und<br />
Sprachwissenschaft, die Europäische Ethnologie, die Botanik sowie die Geoinformation<br />
und Vermessungstechnik an. Für die verbleibenden beiden Jahre der ersten<br />
Projektphase (2007–2011) ist zudem die Einbindung der Mittelalter- und Neuzeitarchäologie<br />
und der Dendrochronologie vorgesehen.<br />
2 Für das Montanrevier des nordwestlichen Harzes hat Christoph Bartels kürzlich recht anschaulich<br />
die Schwierigkeiten, aber auch die Bereicherungen einer interdisziplinären Zusammenarbeit von zum<br />
historischen Bergbau Forschenden exemplarisch aufgezeigt. Vgl. Bartels, C: Entwicklung und Stand der<br />
Forschungen zum Montanwesen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, in: Brüggerhoff, S. / Farrenkopf,<br />
M. / Geerlings, W. (Hg.): Montan- und Industriegeschichte. Dokumentation und Forschung. Indus-<br />
triearchäologie und Museum. Festschrift für Rainer Slotta zum 60. Geburtstag, Paderborn 2006,<br />
S. 171-210, hier S. 189-196.