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Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011 15291<br />

(A) Ralph Brinkhaus (CDU/CSU):<br />

(Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Da bleibt allen (C)<br />

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Am<br />

das Klatschen im Halse stecken!)<br />

Ende der Debatte macht es wahrscheinlich Sinn, noch<br />

einmal zu sagen, um was es überhaupt geht.<br />

Zweitens. Wie gehen wir mit anderen Ländern um?<br />

Die Schweiz hat nicht unbedingt dazu beigetragen, die<br />

(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP – Steuerehrlichkeit in Deutschland zu erhöhen. Das muss<br />

Dr. Thomas Gambke [BÜNDNIS 90/DIE man negativ bewerten; das ist überhaupt keine Frage.<br />

GRÜNEN]: Haben Sie es denn verstanden, Aber man muss auch Folgendes bewerten: a) dass die<br />

Herr Brinkhaus?)<br />

Schweiz ein souveränes Land ist, b) dass die Schweiz in<br />

Seit Jahrzehnten ist es so, dass Menschen aus Deutschland<br />

legal oder illegal erworbenes Geld in die Schweiz<br />

bringen und dieses Geld dort teilweise – auf diese Feststellung<br />

lege ich Wert; vorhin wurden viele ehrliche Bürger<br />

von Rednern der SPD diskreditiert – nicht der Steuer<br />

unterwerfen. Wir haben es, egal ob wir einen schwarzen<br />

oder einen roten Finanzminister hatten, nicht geschafft,<br />

allen Fragen, die Deutschland betroffen haben, an unserer<br />

Seite gestanden hat und – um den historischen Bogen<br />

zu spannen – c) dass uns die Schweiz in Zeiten, in denen<br />

wir es eigentlich nicht verdient hatten, als Erste wieder<br />

die Hand gereicht hat. Dementsprechend halte ich es für<br />

unerträglich, wie man mit diesem Land umgeht und wie<br />

man es diskreditiert.<br />

dagegen etwas zu unternehmen.<br />

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)<br />

Was wäre das Beste gewesen? Das Beste wäre gewe- In der Politik in Deutschland hat eine bestimmte Einsen,<br />

wenn die Schweizer uns einfach alle Daten offengestellung Einzug gehalten: Wir, die wir momentan in eilegt<br />

hätten. Dann hätten wir ein ordentliches Besteuener Position der Stärke sind, meinen, dass wir es uns<br />

rungsverfahren einleiten können – nun denn. Die leisten können, anderen Ländern gute Ratschläge zu er-<br />

Schweizer haben gesagt, dass sie das nicht machen. teilen. Ich bin da sehr vorsichtig.<br />

Jetzt könnte man darauf in der Weise reagieren, dass<br />

man sich beleidigt zurückzieht und gar nichts macht.<br />

Man kann aber auch verhandeln. Genau das hat die Bundesregierung<br />

gemacht. Sie hat verhandelt, und sie hat ein<br />

Ergebnis erzielt. Über dieses Ergebnis kann man strei-<br />

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)<br />

Es wird momentan sehr genau beobachtet, wie Deutschland<br />

mit seiner wirtschaftlichen Stärke und seiner Situation<br />

umgeht und wie Deutschland international auftritt.<br />

ten.<br />

(Dr. Thomas Gambke [BÜNDNIS 90/DIE<br />

(Dr. Thomas Gambke [BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN]: Genau!)<br />

(B)<br />

GRÜNEN]: Ja, genau!)<br />

Um dieses Ergebnis zu bewerten und darüber zu streiten,<br />

Die Debatte hier hat nicht dazu beigetragen, das Vertrauen<br />

anderer Länder in die deutsche Politik zu stärken. (D)<br />

sind wir im Übrigen hier.<br />

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)<br />

Ich möchte in diesem Zusammenhang noch darauf<br />

hinweisen, dass das Vereinigte Königreich ein ähnliches<br />

Ergebnis erzielt hat. So schlecht, wie Sie behauptet haben,<br />

kann die Verhandlungsführung also nicht gewesen<br />

sein. Denn die Briten sind nicht unbedingt für ihre Großzügigkeit<br />

im Umgang mit Steuersündern bekannt.<br />

Dritter Punkt: die Frage nach der Gerechtigkeit. Wegen<br />

dieser Frage meinten Sie heute eine Aktuelle Stunde<br />

verlangen zu müssen, was mich, ehrlich gesagt, verwundert<br />

hat, und zwar deswegen, weil wir natürlich ein ganz<br />

normales Gesetzgebungsverfahren zu diesem Doppelbesteuerungsabkommen<br />

wie zu allen anderen Doppelbe-<br />

Am Ende dieser Debatte möchte ich noch drei Gedanken<br />

zu diesem Prozess ausführen.<br />

Erstens. Herr Poß, ich schätze Sie sonst eigentlich<br />

sehr. Aber was Sie heute gesagt haben – das gilt auch für<br />

andere Beiträge der Opposition –, war nicht sonderlich<br />

steuerungsabkommen auch durchführen. Aber es schien<br />

im Sinne der Sozialdemokraten zu sein, eine gewisse<br />

Skandalisierung herbeizuführen.<br />

(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Das ist ja ein<br />

Skandal!)<br />

nett; denn in Ihrer Rede haben Sie den politischen Gegner<br />

diskreditiert. Es ist in Ordnung, dass man in einer<br />

Debatte das Ergebnis kritisiert. Aber es ist absolut nicht<br />

Ich habe am Anfang meiner Rede ausgeführt, warum das<br />

nicht gut ist.<br />

in Ordnung, zu behaupten, dem Verhandlungsprozess Zur Frage der Gerechtigkeit: Ja, das Ganze ist eine<br />

hätten unlautere Motive zugrunde gelegen.<br />

Frage der Gerechtigkeit, ob diejenigen Menschen, die<br />

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)<br />

gegen Gesetze verstoßen haben, bestraft werden. Es ist<br />

aber auch eine Frage der Gerechtigkeit, ob wir die Steu-<br />

Wenn wir anfangen, so zu handeln, wie Sie, Herr Poß, ergelder einnehmen, die uns zustehen. Es ist im Übrigen<br />

und wie Herr Gerster und Frau Kressl es gemacht haben, eine Frage der Gerechtigkeit, ob es staatliches Handeln<br />

dann fällt das auf uns alle zurück. Im Interesse der politi- ist, Rechtsdurchsetzung mithilfe krimineller Elemente,<br />

schen Kultur in diesem Hause sollte man, auch wenn Stichwort „Steuer-CD“, zur Regel zu machen.<br />

man das Ergebnis nicht teilt, anerkennen, dass das Verhandlungsteam<br />

vom Bundesfinanzministerium nach bestem<br />

Wissen und Gewissen versucht hat, ein gutes Ergeb-<br />

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und<br />

der FDP)<br />

nis für die Bundesrepublik Deutschland zu erzielen. Das In der Abwägung der verschiedenen Gerechtigkeiten<br />

lasse ich mir nicht kaputtmachen.<br />

hat die Bundesregierung eine Entscheidung getroffen

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