Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011 15319<br />
(A)<br />
Dr. Reinhard Brandl<br />
Die deutschen Soldaten sind aber nur ein Teil des Gewährleistung der Sicherheit … sowie … zum (C)<br />
deutschen Engagements dort. Ebenfalls im Rahmen von Schutze von Zivilisten, im Rahmen der eigenen Fä-<br />
UNMISS sind derzeit sechs Mitarbeiter des Technischen higkeiten die notwendigen Maßnahmen zu ergrei-<br />
Hilfswerks und sieben Polizisten in Südsudan. Auch ihfen.nen danken wir für ihren Einsatz. Hinzu kommen Mittel<br />
der Entwicklungshilfe aus dem BMZ und dem Europäischen<br />
Entwicklungsfonds sowie vielfältige Unterstützung<br />
von Nichtregierungsorganisationen und kirchlichen<br />
Trägern.<br />
Ich verweise diesbezüglich noch einmal auf meine Kurzintervention<br />
in der letzten Debatte. Im Beschluss des<br />
UN-Sicherheitsrates gibt es zwei Paragrafen, in denen<br />
sehr deutlich dargestellt wird, dass UNMISS autorisiert<br />
wird, auch bei Übergriffen der südsudanesischen Armee<br />
Das internationale Engagement zeigt durchaus Er- Zivilisten zu schützen. Ob UNMISS hinsichtlich ihrer<br />
folge. Ich denke vor allem an das weitgehend friedliche Kapazität dazu in der Lage ist, ist eine andere Frage.<br />
Referendum im Januar und an die Staatengründung im Aber sie ist ganz klar dazu befugt. Das ist für uns ein<br />
Juli. Die Bundesregierung hat dies auch in ihrem <strong>Bericht</strong> wichtiger Punkt, um der Fortsetzung des Mandats zuzu-<br />
über das alte UNMIS-Mandat aufgezeigt.<br />
stimmen.<br />
Die Erfolge sind aber relativ. Seit Januar sind im Norden<br />
und im Süden des Sudan an den verschiedenen Konfliktherden<br />
über 2 000 Menschen getötet worden. Die<br />
Probleme des Landes können nicht von außen gelöst<br />
werden. Die Geberländer müssen ihre Hilfen so einsetzen,<br />
dass sie nicht zu mehr Klientelwirtschaft führen,<br />
sondern die Regierung dabei unterstützen, konkrete Pro-<br />
Ich fordere Sie auf, nicht zum wiederholten Male falsche<br />
Behauptungen zu äußern, die die Glaubwürdigkeit<br />
des Mandats untergraben.<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN,<br />
bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)<br />
jekte zu verwirklichen, die der breiten Bevölkerung eine Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms:<br />
Perspektive auf ein besseres Leben in Frieden geben.<br />
Wir dürfen dabei die Erwartungen nicht zu hoch anset-<br />
Zur Erwiderung Herr van Aken.<br />
(B)<br />
zen. Der Staatsaufbau in Südsudan wird, wenn er erfolgreich<br />
verläuft, Jahre und Jahrzehnte dauern. Aber auch<br />
wenn die Erfolge in Südsudan aus unserer Sicht relativ<br />
klein sind: Aus Sicht der Menschen dort sind auch kleine<br />
Erfolge relativ große Fortschritte. Die kleinen Erfolge<br />
aus unserer Sicht bedeuten große Erfolge und Verbesserungen<br />
ihrer Lebenssituation.<br />
Jan van Aken (DIE LINKE):<br />
Frau Müller, es tut mir leid, aber auch dadurch, dass<br />
Sie es jetzt zum zweiten Mal sagen, wird das, was Sie<br />
behaupten, nicht richtig. Ich stelle fest, dass Sie von den<br />
Grünen als Einzige sogar eine Aufstockung des Mandats<br />
– noch mehr Soldaten für den Südsudan – gefordert haben.<br />
(D)<br />
Wir sollten deswegen unsere Unterstützung fortsetzen.<br />
Ich bitte Sie daher um Zustimmung zu diesem Mandat.<br />
Ich stelle fest: Sie haben recht. In § 13 des Mandats<br />
wird ausdrücklich gesagt – genau das ist für mich ein<br />
Signal, wie gefährlich die Situation ist –, dass es Pro-<br />
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.<br />
bleme bei der SPLA, der südsudanesischen Armee,<br />
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten<br />
der FDP)<br />
gibt. Aber in § 13 werden die UNMISS-Soldaten nicht<br />
autorisiert – da liegen Sie falsch –, gegen die SPLA<br />
vorzugehen.<br />
Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms:<br />
Zu einer Kurzintervention erteile ich der Kollegin<br />
Kerstin Müller das Wort.<br />
(Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)<br />
Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN):<br />
Ich weiß, dass Sie jetzt unbedingt abstimmen wollen.<br />
Es tut mir leid; aber ich glaube, es ist auch im Interesse<br />
der Koalition, nämlich all derer, die zustimmen wollen,<br />
richtigzustellen, was Herr van Aken hier fälschlicherweise<br />
behauptet hat.<br />
Er hat behauptet, dass UNMISS nicht autorisiert<br />
wäre, die Zivilisten vor Übergriffen der südsudanesischen<br />
Armee zu schützen. Das ist falsch. Herr van Aken,<br />
wir haben uns schon in der letzten Debatte darüber auseinandergesetzt.<br />
Ich zitiere zunächst einmal aus dem<br />
Mandat. Darin steht eindeutig:<br />
Nach Kapitel VII der Charta der Vereinten Nationen<br />
ist UNMISS autorisiert, zum Eigenschutz, zur<br />
(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist falsch, was<br />
Sie sagen!)<br />
Dort wird nur gesagt, dass sie ein Auge darauf haben<br />
müssen, ob die südsudanesische Regierung oder Armee<br />
Menschenrechtsverletzungen begehen. Aber die Soldaten<br />
haben keine entsprechende operative Aufgabe. Ich<br />
war mehrere Tage in New York und habe das dort durchdiskutiert.<br />
Wir haben dort gemeinsam festgestellt, dass<br />
das nicht sein kann. Lesen Sie es genauer! Lassen Sie<br />
sich von den Leuten bei der UNO beraten! Dann wissen<br />
Sie, dass Sie hier falsche Behauptungen aufstellen und<br />
dass Sie als Grüne aus falschen Gründen immer mehr<br />
Soldaten in den Sudan schicken wollen.<br />
(Beifall bei der LINKEN)<br />
Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms:<br />
Ich schließe die Aussprache.<br />
Bevor wir zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung<br />
kommen, gebe ich Ihnen das von den Schriftführerinnen<br />
und Schriftführern ermittelte Ergebnis der na-