Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011 15411<br />
(A) Anlagen zum Stenografischen <strong>Bericht</strong> (C)<br />
(B)<br />
Anlage 1<br />
Liste der entschuldigten Abgeordneten<br />
Abgeordnete(r)<br />
entschuldigt bis<br />
einschließlich<br />
Burchardt, Ulla SPD 29.09.2011<br />
Dr. Geisen, Edmund<br />
Peter<br />
FDP 29.09.2011<br />
Hempelmann, Rolf SPD 29.09.2011<br />
Dr. Jochimsen, Lukrezia DIE LINKE 29.09.2011<br />
Kekeritz, Uwe BÜNDNIS 90/<br />
DIE GRÜNEN<br />
29.09.2011<br />
Lühmann, Kirsten SPD 29.09.2011<br />
Nord, Thomas DIE LINKE 29.09.2011<br />
Dr. Ott, Hermann E. BÜNDNIS 90/<br />
DIE GRÜNEN<br />
29.09.2011<br />
Dr. Priesmeier, Wilhelm SPD 29.09.2011<br />
Senger-Schäfer, Kathrin DIE LINKE 29.09.2011<br />
Dr. Stinner, Rainer FDP 29.09.2011<br />
Wicklein, Andrea SPD 29.09.2011<br />
Wolff (Wolmirstedt),<br />
Waltraud<br />
SPD 29.09.2011<br />
Wunderlich, Jörn DIE LINKE 29.09.2011<br />
Zimmermann, Sabine DIE LINKE 29.09.2011<br />
Anlage 2<br />
Erklärungen nach § 31 GO<br />
zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf<br />
eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes<br />
zur Übernahme von Gewährleistungen im Rahmen<br />
eines europäischen Stabilisierungsmechanismus<br />
(Tagesordnungspunkt 3 a)<br />
Herbert Behrens (DIE LINKE): Ich stimme dem<br />
Gesetz zur Ausweitung des Euro-Rettungsschirms aus<br />
folgendem Grund nicht zu:<br />
Meinen Kolleginnen und Kollegen aus meinem gewerkschaftlichen<br />
Umfeld habe ich bei meinem Einzug in<br />
den <strong>Bundestag</strong> versprochen: Ich mache mein Abstimmungsverhalten<br />
bei allen Entscheidungen davon abhängig,<br />
ob es den Interessen der Arbeitenden und Erwerbs-<br />
losen an Arbeit, gutem Lohn und Sicherheit bei<br />
Krankheit und im Alter dient.<br />
Diesem Anspruch wird der europäische Stabilisierungsmechanismus<br />
in keiner Weise gerecht. Im Gegenteil:<br />
Das Gesetz vergrößert die soziale Spaltung der Gesellschaften<br />
in den Staaten, die auf die Hilfe der Euro-<br />
Staaten angewiesen sind.<br />
Der Rettungsschirm zwingt die Menschen in den betroffenen<br />
Ländern zu Lohnverzicht, Arbeitslosigkeit und<br />
sozialer Unsicherheit. Das gefährdet den sozialen Frieden<br />
in Europa, fördert antieuropäische Ressentiments<br />
und Rassismus.<br />
Veronika Bellmann (CDU/CSU): Der Euro ist unsere<br />
gemeinsame Währung. Seine Stabilität zu sichern,<br />
liegt in deutschem und im europäischen Interesse. Die<br />
gegenwärtige Krise einzelner Eurostaaten muss daher so<br />
bekämpft werden, dass die europäische Wirtschafts- und<br />
Währungsunion als Ganzes gestärkt hervorgehen kann.<br />
Vor diesem Hintergrund ist es nicht gegen die europäische<br />
Integration gerichtet, wenn ich der Aufstockung<br />
und Erweiterung der Europäischen Finanzierungsfazilität<br />
nicht zustimmen kann. Schon bei Einrichtung der<br />
Rettungsschirme habe ich mit meinem Stimmverhalten<br />
signalisiert, dass ich sie als Verstoß gegen Europarecht<br />
und das Verbot der Schuldenübernahme und damit als<br />
rechtswidrig betrachte. Für die Ausweitung des Rettungsschirms<br />
gilt das ebenfalls.<br />
Die in oben genanntem Gesetz genannten Maßnahmen<br />
sind ungeeignet, die Krise zu lösen. Sie führen nicht<br />
zu einem Abbau der gesamtwirtschaftlichen Ungleichgewichte<br />
und Fehlentwicklungen in der Euro-Zone, sondern<br />
verlängern sie nur mit immer höheren Kosten.<br />
Schon heute ist absehbar, dass die Gesetzesänderungen<br />
nicht ausreichen, um die Euro-Zone zu stabilisieren.<br />
Es gilt aus der bisherigen Rettungslogik herauszukommen,<br />
um wieder vom Reagieren zum Agieren zu<br />
gelangen. Mit der Übernahme der Gewährleistung für<br />
verschuldete Staaten haben die Euro-Länder die Sozialisierung<br />
privater Verluste in Kauf genommen und das<br />
Verbot der Schuldenübernahme ausgehebelt. Der andere<br />
Ansatzpunkt ist die Europäische Zentralbank. Deren<br />
Übernahme von Staatsdefizitfinanzierung darf nicht weiter<br />
erlaubt sein. Die Quasigelddruckmaschine zeigt, dass<br />
sich die EZB nicht mehr der Geldwertstabilität verpflichtet<br />
fühlt, sondern der Finanzstabilität, also der<br />
Banken- und Staatsrettung. Die Banken wiederum müssen<br />
gezwungen werden, sich ausreichendes Kapital zu<br />
beschaffen, dass dann als Puffer dienen kann für die Risiken<br />
von Staatspapieren. Erst nach diesem Eigenbetrag<br />
können öffentliche Hilfen zum Einsatz kommen. Wenn<br />
wir erst retten und dann erst zu eigener Anstrengung auffordern,<br />
bleibt jeglicher Reformwille auf der Strecke.<br />
Staaten, die eine disziplinierte und solide Finanz- und<br />
Wirtschaftspolitik betreiben, bleiben in der Euro-Zone.<br />
Sie wird nicht zusammenbrechen. Diejenigen, die objek-<br />
(D)