Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag
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(B)<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011 15281<br />
(A)<br />
Olav Gutting<br />
rung für bislang nicht versteuerte Kapitalanlagen vor. Aber wenn Sie dieses Abkommen mit der Schweiz hier (C)<br />
Mit diesem Abkommen erhält der deutsche Fiskus erst- im <strong>Bundestag</strong> und auch im Bundesrat tatsächlich blomals<br />
einen Zugriff auf Vermögen und erzielte Erträge ckieren wollen, dann sind Sie in der Opposition dafür<br />
von Deutschen in der Schweiz. Wir haben nach jahr- verantwortlich, dass dem Bund, den Ländern und den<br />
zehntelangem Hickhack in dieser Frage und nach leider Kommunen Milliarden Steuereinnahmen durch die Lap-<br />
manchen verbalen Entgleisungen ein Ergebnis erzielt, pen gehen<br />
das bedeutet – das steht bereits jetzt fest –, dass 2013<br />
mindestens 2 Milliarden Schweizer Franken zusätzlich<br />
an Bund, Länder und Kommunen fließen werden.<br />
(Lisa Paus [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]:<br />
2 Milliarden!)<br />
(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]:<br />
Hört! Hört!)<br />
und dass die Steuerflucht in die Schweiz nicht beendet<br />
wird. Deshalb überlegen Sie es sich gut, ob Sie wirklich<br />
auf Blockade setzen wollen. Ich glaube, zum Wohle un-<br />
Sie haben vorhin die Anzahl der Anfragen moniert. Mit seres Landes,<br />
diesem Abkommen ist es erstmals gelungen, das<br />
Schweizer Bankgeheimnis zumindest einen Spaltbreit zu<br />
öffnen und das für Steuerhinterzieher bestehende Risiko<br />
der Entdeckung zu vervielfachen.<br />
(Nicolette Kressl [SPD]: Ach nee!)<br />
zum Wohle der ehrlichen Steuerzahler ist es angezeigt,<br />
ehrlich zu sein und zu sagen: Wir können diesem Abkommen<br />
zustimmen.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)<br />
Umso erstaunlicher ist es, dass nun gerade Sie in der<br />
SPD – eigentlich die ganze Opposition – dieses Ergebnis<br />
zwanghaft schlechtreden wollen.<br />
(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Die<br />
haben nichts hingekriegt!)<br />
Erst zehn Jahre nichts zustande bringen und jetzt besserwisserisch<br />
daherschwätzen, wer soll Ihnen eigentlich<br />
diese Empörung heute noch abnehmen?<br />
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und<br />
der FDP)<br />
Ich will hier noch einmal darauf hinweisen, dass Sie<br />
2003, als Sie noch in der Regierung waren, im Zusammenhang<br />
mit Ihrem Steueramnestiegesetz einen Strafzinssatz<br />
beschlossen haben. Dieser Strafzinssatz lag bei<br />
25 Prozent, aber – wir haben es vorhin schon richtigerweise<br />
gehört – bei der Bemessungsgrundlage haben Sie<br />
40 Prozent abgezogen. Im Ergebnis waren es daher<br />
15 Prozent Strafzinssatz. Ich will zitieren, wie Sie damals<br />
in Ihrer Gesetzesbegründung den Abwägungsprozess<br />
beschrieben haben: entweder völliger Verzicht auf<br />
die Besteuerung über viele Jahre nicht versteuerten umfangreichen<br />
Kapitals oder aber Steuermehreinnahmen<br />
über die Besteuerung mit einem Steuersatz von 25 Prozent.<br />
(Nicolette Kressl [SPD]: Nicht anonym und<br />
nicht nur für eine Gruppe!)<br />
Real waren es sogar nur 15 Prozent. Wir haben jetzt bis<br />
zu 34 Prozent; das ist mehr als doppelt so viel. Aus allem,<br />
was wir wissen, ist dies das Maximale, das in diesen<br />
Verhandlungen zu erzielen war.<br />
Zudem haben wir jetzt erstmals die Möglichkeit,<br />
Kontoverbindungen einzelner Steuerpflichtiger in der<br />
Schweiz abzufragen. Mit diesem Abkommen ist die<br />
Steuerflucht in die Schweiz faktisch beendet. Sie in der<br />
SPD können sich – dafür habe ich sogar Verständnis –<br />
durchaus ärgern, dass Ihr größter Finanzminister aller<br />
Zeiten das alles nicht zustande bekommen hat.<br />
(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]:<br />
Seine Backen aufbläst!)<br />
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:<br />
Für den Bundesrat hat der Landesminister Norbert<br />
Walter-Borjans jetzt das Wort.<br />
(Beifall bei der SPD)<br />
Dr. Norbert Walter-Borjans, Minister (Nordrhein-<br />
Westfalen):<br />
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Absicht<br />
mag gut gewesen sein; dies bestreite ich nicht. Wir<br />
brauchen ein Abkommen zwischen guten Nachbarn, das<br />
sicherstellt, dass sich keiner dieser Nachbarn zur Fluchtburg<br />
für die Zechpreller beim anderen macht. Aber das<br />
Verfahren, lieber Herr Schäuble, sehr geehrter Herr Bundesfinanzminister,<br />
wie dieses Abkommen zustande gekommen<br />
ist, und die Ergebnisse, die wir nach Monaten<br />
der Geheimniskrämerei seit einer Woche auf dem Tisch<br />
haben, sind kein Ruhmesblatt.<br />
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/<br />
DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der<br />
LINKEN)<br />
Ich war ein bisschen überrascht, als ich eben von<br />
Herrn Wissing hörte, wie er beschrieb, dass sich jeder,<br />
der die Verhandlungen geführt und begleitet hat, gewundert<br />
hat. Nach dem, was Sie anschließend gesagt haben,<br />
war mir jedenfalls klar, dass auch Sie sie nicht begleitet<br />
haben; denn es ist uns genauso ergangen. Wir haben<br />
schlicht und ergreifend keinen Einblick haben können.<br />
Das finde ich deshalb so wichtig, weil Länder und Gemeinden<br />
nicht nur zur Hälfte die Leidtragenden der<br />
Steuerflucht sind. Denken wir bitte auch einmal daran,<br />
wie viele Guthaben seit vielen Jahren auf diesen Konten<br />
liegen, bei denen auch Erbschaftsteuer angefallen wäre.<br />
Das betrifft definitiv die Länder und die Gemeinden.<br />
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/<br />
DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der<br />
LINKEN – Dr. Volker Wissing [FDP]: Der<br />
Finanzausschuss des <strong>Bundestag</strong>es hat sich damit<br />
beschäftigt! Ich dachte, der Bundesrat<br />
hätte sich auch dafür interessiert!)<br />
(D)