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Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011 15413<br />

(A) Nicole Bracht-Bendt (FDP): Die Lösungen der Koschen Volkes entscheiden werde. Dies streite ich aber (C)<br />

alition in der europäischen Haushalts- und Finanzpolitik auch meinen Kollegen nicht ab, die vielleicht zu einer<br />

sollen die derzeitigen Turbulenzen an den Finanzmärk- anderen Entscheidung gelangen. Persönlich hoffe ich,<br />

ten eindämmen und neues Vertrauen etablieren. Nicht dass wir durch die Fraktionsführung, die betroffenen<br />

alle bisherigen oder geplanten Maßnahmen finden meine fachpolitischen Gremien und die Bundesregierung um-<br />

Zustimmung.<br />

fassend informiert worden sind. Allerdings hätte ich mir<br />

Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat<br />

schon verloren. Ich habe in der Fraktion mit Kolleginnen<br />

und Kollegen für eine andere Entscheidung gekämpft.<br />

Es ist uns nicht gelungen, die Mehrheit der FDP-Fraktion<br />

zu überzeugen. Das respektiere ich. Aus Fraktionsdisziplin<br />

und Solidarität werde ich daher heute mit meiner<br />

Fraktion stimmen. Weiteren wie auch immer<br />

gearteten Ausweitungen eines Rettungsschirms werde<br />

ich nicht zustimmen.<br />

Die Schaffung eines kleinen Gremiums, das anstelle<br />

des Haushaltsausschusses entscheiden kann, lehne ich<br />

ab, zumal dieses Gremium der Vertraulichkeit unterliegt.<br />

Es steht zu befürchten, dass damit die Beteiligung des<br />

Deutschen <strong>Bundestag</strong>es ausgehebelt wird.<br />

gewünscht, dass unsere Fraktion stärker auch die Kritiker<br />

mit eingebunden hätte, unter anderem Wissenschaftler<br />

und Persönlichkeiten aus der Wirtschaft. Beispielsweise<br />

hätte man dann in einer Art Synopse die<br />

Lösungsvarianten und die daraus abgeleiteten Risiken<br />

und Kosten aufzeigen können.<br />

Meine heutige Entscheidung, das Gesetz zur Änderung<br />

des Gesetzes zur Übernahme von Gewährleistungen<br />

im Rahmen eines europäischen Stabilisierungsmechanismus<br />

zu unterstützen, treffe ich auch als<br />

Schutzmaßnahme für die einheimische, mittel ständische<br />

Wirtschaft, die in einem europäischen und weltweiten<br />

Wettbewerb steht. Die Zeiten von Wechselkursschwankungen<br />

will ich im europäischen Raum für die deutsche<br />

Wirtschaft nicht wieder erleben.<br />

Eine freie Abstimmung wäre eine gute Stunde für den<br />

Deutschen <strong>Bundestag</strong> gewesen. Es ist möglich, dass es<br />

noch zu stärkeren Unsicherheiten für die Märkte kommt,<br />

falls heute keine Mehrheit aus der Koalition zustande<br />

kommt. Die Kapitalmärkte könnten entsprechend reagieren.<br />

Auch mit Blick auf die europäischen Nachbarn und<br />

die Partner in der Welt ist es für Deutschland mit dem<br />

Ziel eines stabilen Euro wichtig, ein Zeichen für eine geschlossene<br />

und entschlossene Koalition zu setzen.<br />

Mit meiner heutigen Zustimmung verbinde ich die<br />

Hoffnung, dass die Bundesregierung all ihre Kraft einsetzt,<br />

die europäischen Stabilitätskriterien wieder in den<br />

Mittelpunkt der Betrachtungen zu rücken. Dabei sollte<br />

durch die Einführung von Schuldenbremsen auf Ebene<br />

der Nationalstaaten eine Kultur der Stabilität etabliert<br />

werden. Außerdem ist es unumgänglich, dass Nationalstaaten<br />

auch den Staatsbankrott erleiden können. Nur<br />

dann ist gewährleistet, dass der Markt als sensibler Wäh-<br />

(B) Das habe ich heute ebenfalls bei meinem Abstimrungshüter<br />

frühzeitig eingreift.<br />

(D)<br />

mungsverhalten berücksichtigt. Aufgrund dieser Abwä- Wer aus meiner Zustimmung abliest, dass ich weitergung<br />

stelle ich meine persönlichen Bedenken und Zweigehende Finanzbelastungen für die Bundesrepublik<br />

fel zu den im Gesetzesvorhaben getroffenen Regelungen Deutschland automatisch und damit ohne die Zustim-<br />

zurück und stimme den Änderungen an dem Gesetz zum mung des Parlaments als gewählter Volksvertreter zu-<br />

europäischen Stabilisierungsmechanismus zu.<br />

lasse, der irrt. Eine nochmalige Ausweitung des Verhandlungsspielraums<br />

werde ich nicht mittragen und mir<br />

Klaus Brähmig (CDU/CSU): Die heutige Entscheidung<br />

ist fälschlicherweise zur Abstimmung über Krieg<br />

entsprechende Konsequenzen für die Zukunft offenhalten.<br />

und Frieden in Europa hochstilisiert worden. Mit der<br />

Abstimmung über das Gesetz zur Änderung des Gesetzes<br />

zur Übernahme von Gewährleistungen im Rahmen<br />

eines europäischen Stabilisierungsmechanismus wird<br />

der Versuch unternommen, die Versäumnisse, die bei der<br />

Euro-Einführung in der Vergangenheit gemacht wurden,<br />

auszugleichen. Den Unmut der Bürger kann ich teilweise<br />

verstehen. Denn wir helfen heute den Staaten, die<br />

seit Jahren wider besseres Wissen ihre Strukturveränderungen<br />

bewusst nicht auf den Weg gebracht haben bzw.<br />

auf Kosten der zukünftigen Generationen leben. Damit<br />

verhöhnt man die Verträge von Maastricht und die Euro-<br />

Stabilitätskriterien, die wir als Deutsche damals wie ein<br />

Banner vor uns hergetragen haben, um den Euro so stark<br />

und solide wie die DM zu halten.<br />

Gemeinschaftlich mit Griechenland sollte die europäische<br />

Staatengemeinschaft darüber nachdenken, ob<br />

und inwieweit Griechenland durch den Auf- und Ausbau<br />

von Solaranlagen einen wichtigen Beitrag zur Energieversorgung<br />

Europas leisten kann und damit die wirtschaftliche<br />

Leistungsfähigkeit des Landes deutlich verbessert<br />

wird. Auch bei der Tourismusentwicklung gibt es<br />

Optimierungsmöglichkeiten, die Griechenland dringend<br />

nutzen muss, um einen der wichtigsten Wirtschaftszweige<br />

wieder zu einem neuen Boom zu verhelfen und<br />

die entstehenden Einnahmen der Gesundung seiner<br />

Volkswirtschaft zuzuführen.<br />

Dem heute vorliegenden Gesetzentwurf stimme ich<br />

aus den oben genannten Gründen zu. Für die Zukunft<br />

wünsche ich mir objektivierende Diskussionen über sol-<br />

Leider mussten die politischen Voraussagen zum che Fachthemen. Jede Hausfrau und jeder Normalbürger<br />

Thema „Eurostabilität und Griechenlandhilfe“ auch von weiß, dass er Probleme bekommt, wenn er mehr ausgibt,<br />

unserer Regierung aufgrund der finanzpolitischen Wirk- als er einnimmt. Aus diesem Grund muss die Politik dalichkeit<br />

ständig überholt werden. Dennoch beanspruche für Sorge tragen, dass auch in schwierigen Zeiten Haus-<br />

ich für mich, dass ich bei der heutigen Abstimmung nach haltsdisziplin unser oberstes Ziel ist. Wir leben derzeit<br />

bestem Wissen und Gewissen und zum Wohle des deut- schon auf Kosten der kommenden Generationen. Eine

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