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Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011 15449<br />

(A) Vorherige Regierungen wollten das Problem nicht anmografie und Wachstum werden dafür sorgen, dass sich (C)<br />

fassen, sind vor der Aufgabe zurückgeschreckt. Ein zu dieser Trend verschärft. Einige Branchen suchen hände-<br />

heißes Eisen für Rot-Grün! Schwarz-Rot hat zumindest ringend nach Fachkräften und werden nicht fündig, weil<br />

über die Anerkennung von Bildungsabschlüssen nachge- der Binnenmarkt praktisch leergefegt ist.<br />

dacht. Insoweit kann ich die Kritik der Genossen nicht<br />

nachvollziehen. Versucht da jemand verzweifelt, Haare<br />

in die Suppe zu streuen, die er selbst nicht hat kochen<br />

können?<br />

Wir müssen attraktiver werden für qualifizierte Zuwanderung.<br />

Gemeinsam mit der Ausschöpfung der noch<br />

im Land brachliegenden Potenziale können wir dem<br />

Fachkräftemangel begegnen. Gemeinsam können wir<br />

Union und FDP haben das Thema gemeinsam und diesem Engpass unserer deutschen Wachstumsfahrt ent-<br />

konstruktiv angepackt. Wir haben uns die nötige Zeit gegegenwirken. Wir müssen die Lokomotive in Europa<br />

nommen und ein Gesetzespaket geschnürt, das sich bleiben. Das Anerkennungsgesetz ist hierfür ein wichti-<br />

wirklich sehen lassen kann. Das vorliegende Artikelgeger Beitrag.<br />

setz ist ein echter Meilenstein. Mit dem Berufsqualifikationsfeststellungsgesetz<br />

als neuem Bundesgesetz sowie<br />

den zahlreichen Anpassungen in den Berufsgesetzen und<br />

Verordnungen legen wir als Bund vor. Nun sind die Länder<br />

am Zug, in ihrem Zuständigkeitsbereich entsprechend<br />

nachzuziehen.<br />

Nun gilt es, das Anerkennungsgesetz gut durch das<br />

weitere parlamentarische Verfahren zu bringen. In der<br />

Stellungnahme des Bundesrates wurden einige Verbesserungsvorschläge<br />

unterbreitet, von denen viele übernommen<br />

werden konnten. Manche haben sich auch als nicht<br />

erforderlich herausgestellt. Was zählt, ist: Das Ergebnis<br />

Drei Punkte sind mir in unserem neuen Anerken- stimmt. Das haben auch die Anhörung des Ausschusses<br />

nungsgesetz ganz besonders wichtig.<br />

sowie die Beratungen gezeigt.<br />

Erstens schaffen wir mit dem neuen Gesetz die Vo- Wer jetzt einen Verzögerungs- oder Blockadekurs im<br />

raussetzung dafür, den Schatz der in unserem Land noch Bundesrat fährt, lastet dies nicht nur den unmittelbar be-<br />

schlummernden Qualifikationspotenziale zu heben. Wir troffenen Personen an. Auch diejenigen, die händerin-<br />

heißen qualifizierte Migranten in Deutschland willkomgend auf den Einsatz dieser Fachkräfte warten, werden<br />

men. Wir etablieren eine echte Anerkennungskultur. Wir darunter leiden. Das sind nicht nur Fabriken und Hand-<br />

zeigen unsere Anerkennung für Bildungsleistungen im werksbetriebe. Das sind auch Seniorenheime und Kran-<br />

Ausland. Viele Zugewanderte, die bereits bei uns leben, kenhäuser. Das sind Arztpraxen, Sozialstationen und<br />

haben aus ihrer Heimat Qualifikationen mitgebracht. Hospize.<br />

(B)<br />

Bislang konnten sie diese in Deutschland nicht voll einsetzen.<br />

Oder sie mussten sie unter Wert verkaufen. Das<br />

wird sich nun ändern.<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposition,<br />

helfen Sie mit, dass wir etwas für eine echte Willkommenskultur,<br />

eine gesteuerte Zuwanderung und die Be-<br />

(D)<br />

Zweitens öffnen wir das Tor für qualifizierte Zuwanderung<br />

nach Deutschland. Wer aus dem Ausland in<br />

Deutschland eine Arbeit anstrebt, kann bereits von seiner<br />

Heimat aus überprüfen, ob sein Abschluss hier anerkämpfung<br />

des Fachkräftemangels tun. Sprechen Sie mit<br />

Ihren Länderkollegen, und tragen Sie dazu bei, dass das<br />

Anerkennungsgesetz die letzten parlamentarischen Hürden<br />

nehmen kann.<br />

kannt wird. Als Nächstes sollten wir nun ein Punktesystem<br />

für eine gesteuerte Zuwanderung auf den Weg<br />

bringen. Das Anerkennungsgesetz ist dafür ein geeignetes<br />

Instrument.<br />

„Wer etwas gelten will, muss andere gelten lassen.“<br />

Dieses Goethe-Wort trifft, was wir mit dem Anerkennungsgesetz<br />

vorhaben.<br />

Drittens ist das Anerkennungsgesetz ein wichtiger Sevim Dağdelen (DIE LINKE): Ob sich nun nach<br />

Beitrag zur Integration. Wir senden ein Zeichen des Jahren für die in Deutschland lebende Ärztin aus Russ-<br />

Willkommens, zeigen unseren Respekt für im Ausland land, die putzen gehen muss, die kamerunische Akade-<br />

erworbene Qualifikationen und geben die Chance, vormikerin, die trotz Promotion als Küchenhilfe arbeitet,<br />

handene Fähigkeiten zu entfalten. So können künftig oder den deutschen oder iranischen Ingenieur, der Taxi<br />

auch Ärzte aus Drittstaaten approbiert werden. Wir fahren muss, etwas ändern wird, bleibt abzuwarten. Sie<br />

schauen nur noch auf den Abschluss, nicht auf die Her- haben jetzt zwar einen formalen Rechtsanspruch auf ein<br />

kunft. Herzlich willkommen!<br />

Anerkennungsverfahren für ihre im Ausland erworbenen<br />

Die Wachstumsfahrt der deutschen Wirtschaft ist beispiellos.<br />

Deutschland erfährt weithin Respekt und Anerkennung<br />

dafür, wie wir aus der Krise herausgekommen<br />

sind. Unsere Wirtschaftspolitik hat die Weichen richtig<br />

Qualifikationen. Doch vielen wird dieser nicht viel bringen.<br />

Dafür hat die Bundesregierung mit ihrem inhaltlich<br />

und handwerklich unzureichenden Gesetzentwurf gesorgt.<br />

gestellt. Auch wenn sich der heiße Konjunkturkessel nun Die Bundesregierung hat die Anerkennung vom<br />

langsam wieder auf normale Betriebstemperatur herun- Geldbeutel und sozialen Status der Betroffenen abhängig<br />

terregelt, sind die Aussichten doch im Vergleich blen- gemacht. Viele Antragsteller müssen mit hohen Kosten<br />

dend. Damit sich unsere deutsche Wachstumsfahrt so dy- – es stehen Kosten von bis zu 5 000 Euro im Raum – für<br />

namisch fortsetzen kann, sind qualifizierte Fachkräfte ein Anerkennungsverfahren rechnen – und das bei Men-<br />

ganz entscheidend. Und hier haben wir bereits heute schen, denen man jahrelange Dequalifizierung, Diskri-<br />

Engpässe. In den Pflege- und Medizinberufen sowie im minierung und Ablehnung zugemutet hat. Das ist nicht<br />

MINT-Bereich sind schon jetzt Fachkräfte knapp. De- hinnehmbar.

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