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Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011 15405<br />

(A)<br />

Dr. Matthias Zimmer<br />

telständische Betriebe, bei Sicherung der notwendigen zwischenzeitlichen Einstellung wird ELENA weiterent- (C)<br />

Qualität der statistischen Erhebung.<br />

wickelt und unseren Unternehmen zugutekommen. Dies<br />

Nun komme ich auf ein häufig in unterschiedlichster<br />

Weise diskutiertes Thema. Von Verteufelung bis Heils-<br />

wäre ein guter Grund, dass die Opposition konstruktiv<br />

mitarbeitet.<br />

bringung hat man ELENA schon alles nachgesagt. Das<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und Doris Barnett (SPD):<br />

das Bundesministerium für Arbeit und Soziales haben Vor 16 Jahren hat der Deutsche <strong>Bundestag</strong> die<br />

sich nach eingehender Überprüfung des ELENA-Verfah- Enquete-Kommission „Zukunft der Medien in Wirtschaft<br />

rens darauf verständigt, das Verfahren schnellstmöglich und Gesellschaft – Deutschlands Weg in die Informa-<br />

einzustellen. Ich zitiere aus der gemeinsamen Pressemittionsgesellschaft“ eingesetzt. In fast vierjähriger Arbeit<br />

teilung:<br />

haben wir alle Aspekte des Themas ausgeleuchtet, ohne<br />

Grund ist die fehlende Verbreitung der qualifizierten<br />

elektronischen Signatur. Umfassende Untersuchungen<br />

haben jetzt gezeigt, dass sich dieser Sicherheitsstandard,<br />

der für das ELENA-Verfahren<br />

datenschutzrechtlich zwingend geboten ist, trotz aller<br />

Bemühungen in absehbarer Zeit nicht flächendeckend<br />

verbreiten wird. Hiervon hängt aber der<br />

Erfolg des ELENA-Verfahrens ab.<br />

I-Phones, I-Pads, Facebook usw. auch nur ansatzweise<br />

zu erahnen. Aber was wir damals zu wissen glaubten,<br />

liest sich auf Seite 187 im Band 9 des 1998 vorgestellten<br />

Schlussberichts wie folgt: „Mit der Einführung der digitalen<br />

Signatur, der elektronischen Unterschrift und einer<br />

verbesserten Sicherheitstechnik können in absehbarer<br />

Zukunft zunehmend mehr Anträge und Bescheide über<br />

das Netz abgewickelt werden. Beim Wohnungswechsel<br />

wird dann der mehrfache Gang zur Meldebehörde über-<br />

Dies ist zwar nicht die erfreulichste Entwicklung, flüssig.“<br />

zeigt aber ein verantwortungsvolles Umgehen mit dem<br />

Thema seitens der involvierten Ministerien. Die Opposition<br />

mag es kaum glauben, aber verantwortungsvolles<br />

Regierungshandeln umfasst auch die Überprüfung vorhandener<br />

oder eingeführter Instrumente.<br />

In der Tat haben wir damals einen Blick in die Zukunft<br />

gewagt, wobei wir schon die eine oder andere<br />

Stellschraube kannten, zum Beispiel die digitale Signatur.<br />

(B)<br />

Zum weiteren Verfahren ist Folgendes zu sagen: Die<br />

Bundesregierung wird dafür Sorge tragen, dass die bisher<br />

gespeicherten Daten unverzüglich gelöscht und die<br />

Arbeitgeber von den bestehenden elektronischen Meldepflichten<br />

entlastet werden. Es ist der Bundesregierung<br />

ein wichtiges Anliegen, Lösungen aufzuzeigen, die die<br />

bisher getätigten Investitionen der Wirtschaft aufgreifen.<br />

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales<br />

2001 haben wir das Gesetz für elektronische Signaturen<br />

eingeführt. In 2002 wurde die Job-Card-Initiative,<br />

der Vorläufer von ELENA, gestartet. In NRW wurde dieses<br />

System sogar in „echt“ getestet; das Ergebnis war<br />

positiv. Anfang 2009 wurde ELENA dann endgültig beschlossen<br />

und trat am 1. Januar 2010 in Kraft und Arbeitsministerin<br />

von der Leyen verkündete zuversichtlich:<br />

„ELENA entlastet Arbeitnehmer.“<br />

(D)<br />

wird ein Konzept erarbeiten, mit dem die bereits beste- Und jetzt – drei Monate vor erstmaliger Anwendung,<br />

hende Infrastruktur des ELENA-Verfahrens und das heißt es: Kill ELENA! Damit katapultiert diese Bundes-<br />

erworbene Know-how für ein einfacheres und unbüroregierung unser Land zurück – nicht ganz in die Steinkratisches<br />

Meldeverfahren in der Sozialversicherung zeit, aber zumindest ins 20. Jahrhundert! Selbst das<br />

genutzt werden können.<br />

kleine Estland mit seinen 1,3 Millionen Einwohnern ist<br />

Dies ist auch zwingend nötig, denn die Einstellung<br />

von ELENA ist nicht die Aufgabe einer sehr guten und<br />

den Unternehmen zugutekommenden Idee, denn die Unternehmen<br />

haben erheblich in die Meldetechnik im Rahmen<br />

des ELENA-Verfahrens investiert. Die Datenstelle<br />

der Träger der Rentenversicherung und die Informa-<br />

weit fortschrittlicher als wir. In Deutschland erfunden<br />

und entwickelt, verstolpern wir unsere eigenen Innovationen.<br />

Und wir sollen attraktiv sein für Computerspezialisten?<br />

Wenn die das hier erleben, dann glauben die<br />

sich doch in einem Kostümfilm nach dem Motto: So<br />

schön waren die 80er des letzten Jahrhunderts.<br />

tionstechnische Servicestelle der gesetzlichen Kranken- Und warum das alles? Wegen Datenschutz? Nein, der<br />

versicherung sowie die Bundesagentur für Arbeit haben spielt keine Rolle mehr, weil erkannt wurde, dass er den<br />

beim Aufbau und in der Meldephase des ELENA-Verfah- Anforderungen des BVerfG entspricht, ja sogar darüber<br />

rens hervorragende Arbeit geleistet und ein umfangrei- hinaus geht, was andere wieder als Problem hinstellen.<br />

ches Know-how erworben. Die Bundesregierung will im<br />

Rahmen eines neuen Projekts – auch unter dem Gesichtspunkt<br />

des Bürokratieabbaus – sicherstellen, dass<br />

die getätigten Investitionen nicht vergeblich waren und<br />

das erworbene Wissen nutzbringend eingesetzt werden<br />

kann. Vor allem ist der Einsparungseffekt für die Unternehmen<br />

nicht zu vernachlässigen, denn mit dem ELENA-<br />

Verfahren können die Unternehmen jährlich rund<br />

90 Millionen Euro einsparen.<br />

Jetzt ist es die fehlende Verbreitung der qualifizierten<br />

elektronischen Signatur. Dabei haben wir erst seit zehn<br />

Jahren ein Signaturgesetz, das genau für Anwendungen<br />

wie ELENA geschaffen wurde. 2007 wurde die Grundsatzentscheidung<br />

für ELENA im Bundeskabinett getroffen.<br />

Aber weder die Minister Glos, von Guttenberg,<br />

Brüderle oder Rösler haben irgendwelche Anstrengungen<br />

unternommen, um dieses Authentifizierungsmerkmal<br />

unter die Menschen zu bringen. Dabei waren die<br />

Als Fazit kann man festhalten: Nach verantwortungs- Minister doch sonst in Sachen Öffentlichkeitsarbeit nie<br />

voller Prüfung eines eingeführten Instrumentes und der zögerlich.<br />

Zu Protokoll gegebene Reden

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