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Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011 15331<br />

(A)<br />

Dorothee Bär<br />

Ich möchte gleich mit einem der Vorwürfe anfangen, (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE (C)<br />

mit denen Sie uns gerade konfrontiert haben. Ihr Vor- GRÜNEN]: Was ist mit dem Extremismus in<br />

wurf betraf die Kürzung um 2 Millionen Euro. Ich bin der Mitte unserer Gesellschaft?)<br />

dankbar, dass Sie einsehen, dass sich die Kürzung allein<br />

auf Verwaltungskosten bezieht. Wir alle haben doch die<br />

Schuldenbremse gewollt, zumindest der Teil des Hauses,<br />

der sagt, dass wir nicht auf Kosten zukünftiger Genera-<br />

Wir wollen mit unserem Programm vorbeugen. Wir<br />

wollen, dass sich extremistische Einstellungen bei jungen<br />

Menschen gar nicht erst auswirken können.<br />

tionen leben wollen. Da müssen wir, auch wenn es bitter (Sönke Rix [SPD]: Wir haben hier über Ras-<br />

ist, in jedem Bereich Einsparungen erbringen. Das geht<br />

sismus gesprochen!)<br />

hier nicht zulasten der Projekte; es handelt sich nur um<br />

Einsparungen bei den Verwaltungskosten. Jeder von uns<br />

sollte froh sein, wenn wir die Entbürokratisierung auch<br />

an dieser Stelle vorantreiben.<br />

Deswegen wollen wir, dass Jugendliche, Eltern, Erzieher<br />

und Erzieherinnen dafür sensibilisiert werden. Wir wollen,<br />

dass die Gefahren frühzeitig erkannt werden. Deswegen<br />

ist neben dem Schutz und der Prävention bei Kin-<br />

(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. dern ein gesamtgesellschaftliches Engagement unersetz-<br />

Johannes Vogel [Lüdenscheid] [FDP] – Sven- lich.<br />

Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />

NEN]: Dann können wir bei der Bundeswehr<br />

Milliarden einsparen!)<br />

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und<br />

der FDP)<br />

– Heute geht es aber um die Bekämpfung von Extremismus<br />

jeglicher Art.<br />

Wir wollen die demokratische Grundordnung, die von<br />

beiden Seiten, von links und von rechts, bekämpft wird,<br />

ändern. Das sind die typischen Beißreflexe von Ihnen.<br />

Eigentlich muss man annehmen, dass Toleranz gegenüber<br />

Andersdenkenden, ein respektvolles und gewaltfreies<br />

Miteinander in der Demokratie selbstverständlich<br />

sind. Wenn wir uns aber die aktuellen Zahlen und den<br />

bundesweiten Verfassungsschutzbericht anschauen, müssen<br />

wir erkennen, dass das leider Gottes nicht überall so<br />

ist. Das fängt schon mit Kleinigkeiten an: mit der Baga-<br />

(Sönke Rix [SPD]: Was wollen Sie konkret<br />

verbessern?)<br />

Die Neuausrichtung ist, anders als von der Opposition<br />

behauptet, keine Relativierung des Rechtsextremismus<br />

und auch keine undifferenzierte Gleichsetzung von<br />

Links- und von Rechtsextremismus.<br />

(B)<br />

tellisierung rassistischer Sprüche, diffusen Ressentiments<br />

gegenüber Fremden, Neid und Missgunst gegenüber<br />

anderen. Das geht weiter mit Gewalt, nicht nur<br />

gegen Sachen, sondern insbesondere auch gegen Menschen.<br />

Deswegen brauchen wir – das ist völlig richtig –<br />

bei der Bekämpfung dieser Phänomene ein ganz entschiedenes<br />

Auftreten. Aber das macht die christlich-liberale<br />

Koalition: Wir haben im Koalitionsvertrag bekräftigt,<br />

dass wir Kinder und Jugendliche und alle anderen<br />

(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN]: Ihre Initiativen sagen das aber<br />

ganz klar!)<br />

Heute war in der Zeitung zu lesen, was die TU Dresden<br />

plant. Der Studentenrat bietet Seminare an, in denen<br />

man lernt, wie man Polizisten bei Demonstrationen gezielt<br />

angreifen kann, und das alles unter dem Deckmantel:<br />

Wir wollen damit die Nazis bekämpfen.<br />

(D)<br />

Akteure vor Ort mit einem umfassenden Programm bei<br />

ihrem Engagement, das in unserem Land sehr vielfältig<br />

ist, für Vielfalt, Toleranz und Demokratie und gegen jegliche<br />

Form des Extremismus unterstützen.<br />

Es unterscheidet uns leider von den anderen, dass nur<br />

wir sagen: Wir wollen jede Form des Extremismus bekämpfen.<br />

(Sönke Rix [SPD]: Dagegen helfen jetzt Ihre<br />

Programme?)<br />

Es wird toleriert und für in Ordnung befunden, wenn<br />

sich Studenten zusammenschließen.<br />

(Sönke Rix [SPD]: Also, wir finden das nicht<br />

in Ordnung! Sie etwa?)<br />

(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg.<br />

Dr. Stefan Ruppert [FDP])<br />

Die ganzen Reden von der linken Seite des Hauses sind<br />

mir einfach ein bisschen zu einseitig. Wir haben unsere<br />

Programme darauf ausgerichtet; denn es ist wichtig, zu<br />

sagen, dass man nicht zwischen gutem und schlechtem<br />

Extremismus unterscheiden kann. Es ist nicht so, dass<br />

Rechtsextremismus ganz furchtbar und Linksextremismus<br />

ein Kavaliersdelikt ist.<br />

Man muss überlegen: Wie geht man damit um, wenn in<br />

unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung Studenten<br />

beigebracht bekommen, so mit Polizisten umzugehen?<br />

Man muss Zivilcourage aufbringen, und zwar nicht<br />

nur bei Tendenzen zu rechtsextremistischen Straftaten.<br />

Allein für Juli 2011 stellt das Bundeskriminalamt bundesweit<br />

fast doppelt so viele Gewalttaten von linksextremistischer<br />

wie von rechtsextremistischer Seite fest. Die<br />

Zahl der durch Linksextremisten verletzten Opfer ist so-<br />

(Sönke Rix [SPD]: Da gibt es einen Untergar um das Dreifache höher. Deswegen wollen wir diese<br />

schied!)<br />

andere Form des Extremismus bekämpfen.<br />

Das ist er nicht. Linksextremismus muss ebenso be- Ich verstehe nicht – ich muss auf die Aussagen des<br />

kämpft werden. Kinder und Jugendliche müssen frühzei- Staatssekretärs zurückkommen, der meines Erachtens in<br />

tig erfahren, dass demokratische Grundwerte unverzicht- hervorragender Weise versucht hat, es denjenigen zu erbar<br />

sind.<br />

klären, die es immer noch nicht begreifen wollen –, wa-

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