Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag
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15362 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011<br />
(A)<br />
Serkan Tören<br />
sche Regierung gemeinsam mit den Partnern der Euro- den oben genannten Gründen wird daher der Antrag der (C)<br />
päischen Union auf der Tagesordnung des Menschenrechtsrates<br />
der Vereinten Nationen zu halten.<br />
Linken von der FDP-<strong>Bundestag</strong>fraktion abgelehnt.<br />
Als FDP-<strong>Bundestag</strong>sfraktion halten wir in der Analyse<br />
den Antrag der Linken in vielen Punkten für richtig.<br />
Jedoch sind die vorgeschlagenen Konsequenzen des<br />
Forderungsteils für die FDP zum Teil nicht tragbar. Darüber<br />
hinaus werden die im Antrag geforderte Verbesserung<br />
der Menschenrechte und der Friedensprozess in<br />
Sri Lanka durch das Handeln der Bundesregierung bereits<br />
gefördert.<br />
Katrin Werner (DIE LINKE):<br />
Ich möchte mit etwas Erfreulichem beginnen: Jagath<br />
Dias, Ex-Generalmajor der sri-lankischen Streitkräfte,<br />
dem Kriegsverbrechen vorgeworfen werden, wurde als<br />
Vizebotschafter für Deutschland, die Schweiz und den<br />
Vatikan abberufen. Der Pressemitteilung des ECCHR<br />
vom 22. September 2011 zufolge hat die schweizerische<br />
Bundesanwaltschaft angekündigt, im Fall seiner Wiedereinreise<br />
ein förmliches Ermittlungsverfahren einzu-<br />
So postuliert die Linke in Forderung 9 die Einrichleiten. In Deutschland soll laut ECCHR ein Vorermitttung<br />
eines dauerhaften und transparenten Monitorings lungsverfahren gegen ihn eröffnet worden sein.<br />
für in Sri Lanka tätige deutsche Unternehmen und ihre<br />
Zulieferbetriebe. Dies soll gelten für die Einhaltung der<br />
dort geltenden Arbeitsgesetzgebung, die Achtung der<br />
Arbeitnehmerrechte sowie die geltenden ILO-Konventionen.<br />
Auch sollen Umwelt-, Arbeits- und Sozialstandards<br />
entsprechend dem Pakt über die wirtschaftlichen,<br />
sozialen und kulturellen Rechte, UN-Sozialpakt, durchgesetzt<br />
werden. All dies soll gemäß den Linken dann in<br />
Dies sind gute Nachrichten für alle, die sich dafür<br />
eingesetzt haben, dass ein mutmaßlicher Kriegsverbrecher<br />
bei uns keinen Unterschlupf findet. Ich möchte daher<br />
an dieser Stelle im Namen der Linksfraktion dem<br />
ECCHR ausdrücklich Dank sagen, dass er mit seinem<br />
umfassenden Dossier einen maßgeblichen Beitrag für<br />
diesen Erfolg geleistet hat!<br />
einen entsprechenden <strong>Bericht</strong> an den Deutschen Bun- Für die Bundesregierung bedeutet die Entwicklung<br />
destag gesandt werden.<br />
im Fall Dias allerdings eine schallende Ohrfeige. Kolle-<br />
(B)<br />
Die FDP hält dies für überflüssig, da das geforderte<br />
Monitoring bereits durch die jeweiligen Organisationen<br />
erfolgt. So wird zum Beispiel die Einhaltung der ILO-<br />
Normen durch die ILO überwacht. Die progressive Verwirklichung<br />
und Umsetzung der WSK-Rechte des UN-<br />
Sozialpaktes werden durch den UN-Ausschuss für wirtschaftliche,<br />
soziale und kulturelle Rechte, CESCR, kontrolliert.<br />
Es ist nicht ersichtlich, warum hier auf nationaler<br />
Ebene dauerhaft Doppelstrukturen aufgebaut werden<br />
sollen.<br />
ginnen und Kollegen aus meiner Fraktion wie auch aus<br />
anderen Fraktionen hatten seinerzeit die Bundesregierung<br />
gebeten, ihm bis zur Entkräftung der Vorwürfe<br />
keine Akkreditierung und damit diplomatische Immunität<br />
zu gewähren. Es gab zudem genügend kritische<br />
Nachfragen und eindeutige Hinweise aus der tamilischen<br />
Diaspora und von Menschenrechtsorganisationen,<br />
dass die von Dias befehligte 57. Division in<br />
schwerste Menschenrechtsverletzungen verwickelt gewesen<br />
war. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen<br />
wurden während der Schlussoffensive der sri-lankischen<br />
(D)<br />
In Forderung 11 wird ein genereller Abschiebestopp<br />
für Flüchtlinge aus Sri Lanka gefordert. Eine solche<br />
Forderung hat die FDP zwar im Jahr 2007 noch mitgetragen,<br />
zwischenzeitlich hat sich die Lage jedoch geändert.<br />
Der Bürgerkrieg ist, wie der Antrag korrekt ausführt,<br />
offiziell beendet worden. Daher ist ein genereller<br />
Abschiebestopp nicht mehr angebracht. Vielmehr ist<br />
Armee gegen die Rebellen der „Liberation Tigers of Tamil<br />
Eelam“ auch circa 40 000 Zivilistinnen und Zivilisten<br />
getötet. Dennoch hat die Bundesregierung all dies<br />
ignoriert und damit zumindest indirekt Beihilfe dazu geleistet,<br />
dass ein mutmaßlicher Kriegsverbrecher sich internationaler<br />
Strafverfolgung entziehen konnte. Das ist<br />
ein politischer Skandal ersten Ranges!<br />
eine Einzelfallprüfung vonnöten, um jeweils zu überprü- Als Konsequenz muss zukünftig bereits im Visaverfahfen,<br />
ob Menschenrechtsverletzungen tatsächlich vorlieren für diplomatisches Botschaftspersonal etwaigen<br />
gen oder zu befürchten sind.<br />
Vorwürfen internationaler Kriegsverbrechen nachge-<br />
Ferner engagiert sich das FDP-geführte BMZ in Sri<br />
Lanka im Rahmen einer angepassten Strategie zur Entwicklungszusammenarbeit.<br />
Die Vorhaben im Land werden<br />
konfliktsensibel gestaltet und auf ausgewiesene<br />
Armutsregionen konzentriert. Die Menschenrechtsdimension<br />
in Post-Konfliktregionen wird damit gestärkt.<br />
So ist einer der Themenschwerpunkte der laufenden<br />
deutschen Kooperation die Stärkung von Friedensinitiativen<br />
auf verschiedenen Interventionsebenen. Auch fördert<br />
das BMZ eine Friedenserziehung, den Wiederaufbau<br />
sowie Good Governance und die nachhaltige<br />
Wirtschaftsentwicklung in Armutsregionen.<br />
gangen werden. Sofern der Entsendestaat oder internationale<br />
Strafverfolgungsbehörden noch keine Ermittlungen<br />
aufgenommen haben, muss die Bundesanwaltschaft<br />
gegebenenfalls auch eigene Vorermittlungen durchführen.<br />
Nur so lässt sich ein Wiederholungsfall verhindern.<br />
In Sri Lanka selbst herrscht weiterhin ein allgemeines<br />
Klima der Straflosigkeit für Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen<br />
vor. Die politische Führung<br />
unter Präsident Rajapaksa hat zwar im Bürgerkrieg<br />
militärisch gesiegt, ein echter Friedens- und Versöhnungsprozess<br />
zwischen Singhalesen und Tamilen hat<br />
aber bislang nicht stattgefunden. Hierfür müssen die unmittelbaren<br />
wirtschaftlichen und sozialen Lebensgrund-<br />
Die Förderung der Menschenrechte und des Frielagen für die tamilische Bevölkerung in den früheren<br />
densprozesses wird durch das Regierungshandeln der Kampfgebieten wiederhergestellt und die Ursachen des<br />
Bundesregierung folglich bereits vorangetrieben. Aus Konflikts beseitigt werden. Dies betrifft den Wiederauf-<br />
Zu Protokoll gegebene Reden