31.12.2012 Aufrufe

Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag

Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag

Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

15256 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011<br />

(A)<br />

Ulrich Lange<br />

Denn auch in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis ist<br />

(Heiterkeit bei der SPD)<br />

(C)<br />

die Kündigung unter bestimmten rechtlichen Voraussetzungen<br />

jederzeit möglich.<br />

Sie haben gesagt, Sie wünschten sich eine Arbeitswelt,<br />

in der vor allen Dingen junge Menschen sichere Arbeits-<br />

(Zuruf des Abg. Klaus Ernst [DIE LINKE]) bedingungen vorfinden. Sie wissen genau, dass mehr als<br />

Lassen Sie uns also den Gedanken des DGB aufnehmen,<br />

die sachgrundlose Befristung beizubehalten, um<br />

nicht mehr atypische Arbeitsverhältnisse zu bekommen.<br />

Arbeiten wir an den genauen Leitplanken, die uns das<br />

Bundesarbeitsgericht vorgegeben hat. Wir sind dann,<br />

die Hälfte der jungen Leute unter 30 Jahren in prekären<br />

Beschäftigungsverhältnissen mit überwiegend zeitlicher<br />

Befristung sind. Sie wissen genauso gut wie wir, dass arbeitsrechtlich<br />

nichts familienfeindlicher ist als die prekären,<br />

instabilen, unsicheren Beschäftigungsverhältnisse.<br />

was das Befristungsrecht angeht, auf einem guten und (Gitta Connemann [CDU/CSU]: Doch! Ar-<br />

erfolgreichen Weg für die Beschäftigung in unserem<br />

beitslosigkeit!)<br />

Land.<br />

Schließlich trauen sich manche betroffene junge Leute<br />

Herzlichen Dank.<br />

nicht mehr, Kinder in die Welt zu setzen, weil sie nicht<br />

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)<br />

wissen, ob sie ihre Kinder nach Ablauf der zeitlichen<br />

Befristung noch angemessen ernähren und kleiden können.<br />

Vizepräsident Eduard Oswald:<br />

Vielen Dank, Kollege Lange. – Jetzt spricht für die<br />

Fraktion der Sozialdemokraten unser Kollege Ottmar<br />

Schreiner. Bitte schön, Kollege Ottmar Schreiner.<br />

(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Gitta<br />

Connemann [CDU/CSU]: Herr Schreiner, was<br />

haben Sie denn beschlossen?)<br />

(Beifall bei der SPD)<br />

Sie haben soeben gesagt, die Befristung begünstige<br />

die Aufschiebung von Lebensentscheidungen. Es kann<br />

Ottmar Schreiner (SPD):<br />

doch nicht ernsthaft der Wille des Gesetzgebers sein, Re-<br />

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es gelungen zu dulden, durch die notwendige Lebensent-<br />

ist zurzeit etwas schwierig, die Position der Koalition scheidungen von Menschen aufgeschoben werden. Folgt<br />

herauszuarbeiten, weil hier sehr unterschiedliche Reden man der Logik Ihres Vortrages, Herr Zimmer, müssten<br />

gehalten worden sind. Am einfachsten hat es der Kollege Sie eigentlich – herzlichen Glückwunsch! – für zumin-<br />

Kolb von der FDP, der sagt:<br />

dest einen der vorliegenden drei Anträge sein. Wenn das<br />

(B) (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Der weiß, was er<br />

will!)<br />

die Position der Unionsfraktion ist, dann sage ich ebenfalls:<br />

Herzlichen Glückwunsch! Das Ganze ist so ähnlich<br />

wie beim Mindestlohn. Ich habe gelesen, dass die Frau<br />

(D)<br />

Alles, was ist, ist gut. Sozial ist, was Arbeit schafft. Ministerin inzwischen für allgemeine Mindestlöhne ist.<br />

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ja!)<br />

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das habe ich<br />

noch nicht gelesen! Da haben Sie sie falsch<br />

Ich will gar nicht auf die Sklavenarbeit zurückkommen, verstanden!)<br />

die Herr Ernst angesprochen hat. Aber Sie wissen, dass<br />

es 400-Euro-Jobs gibt, in denen überwiegend Frauen auf<br />

der Basis von Vollzeitarbeit 32, 34 und auch 36 Stunden<br />

zu Stundenlöhnen arbeiten, die irgendwo zwischen 2 und 3<br />

Sie sind auf einem guten Weg. Jetzt müssen Sie nur noch<br />

sehen, dass Sie mit dem Bremsklotz FDP zurande kommen.<br />

Das ist das eigentliche Problem in der Koalition.<br />

Euro liegen.<br />

Der Kollege Lange hat hier zahlreiche Sachverstän-<br />

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aber das ist<br />

nicht die Masse der Menschen!)<br />

dige bemüht. Das Argument „Wenn ihr die sachgrundlose<br />

Befristung streicht, dann gibt es mehr Leiharbeit“<br />

zu bemühen, ist ungefähr so, als wenn man sagt: Wenn<br />

Wenn Sie sagen, das sei sozial hinnehmbar, dann kann ihr nicht ins Fegefeuer wollt, dann kommt ihr gleich in<br />

ich nur fragen, ob Sie noch alle Tassen im Schrank ha- die Hölle. Das ist eine Argumentation, die wirklich unter<br />

ben. Es geht einfach nicht, dass die Menschen mit diesen Ihrem Niveau ist, Herr Kollege Lange. Da bin ich Besse-<br />

Hungerlöhnen nach Hause geschickt werden.<br />

res gewohnt. Ich weiß nicht, von wem Sie diese Argu-<br />

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten<br />

mentation – –<br />

der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE<br />

(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Das war nicht<br />

GRÜNEN – Gitta Connemann [CDU/CSU]:<br />

Herr Lange!)<br />

Das hat Dr. Kolb nicht gesagt!)<br />

– Sie sollten jetzt einmal eine Weile schweigen. Das<br />

Herr Zimmer, ich habe sehr viel Verständnis für Ihre wäre einmal hilfreich, Frau Kollegin Connemann.<br />

Position. Aber nach dieser Logik müssten Sie den vorliegenden<br />

Anträgen zustimmen. Ich will Sie einmal zitie-<br />

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)<br />

ren. Sie haben soeben gesagt, Sie wünschten sich eine Sie wären wirklich die letzte Kandidatin für ein Kloster<br />

Arbeitswelt, in der Befristungen nur noch aus guten mit Schweigegelübde. Das könnte nicht funktionieren;<br />

Gründen erfolgen. Die Befristung ohne Sachgrund abzu- denn bereits nach fünf Minuten wären Sie als Nonne entschaffen,<br />

ist exakt der Sinn der Anträge.<br />

lassen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!