Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag
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(B)<br />
15232 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011<br />
(A)<br />
Dr. Hermann Otto Solms<br />
Lassen Sie mich noch eine letzte Bemerkung machen. weiß der Kollege Schneider ganz genau. Deshalb halte (C)<br />
Wir haben uns bei der Einführung der Schuldenbremse ich sein Vorgehen für schäbig.<br />
für Deutschland gemeinsam mehrere Jahre Zeit genommen,<br />
nämlich von 2011 bis 2016. Wir können von unseren<br />
Partnerländern nicht verlangen, dass sie das alles viel<br />
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und<br />
der FDP)<br />
schneller hinbekommen, obwohl sie eine schlechtere<br />
Ausgangsposition haben. Auch diese Länder brauchen<br />
natürlich einige Jahre der Anpassung. Diese Jahre der<br />
Anpassung müssen begleitet werden, auch durch diese<br />
Zweite Vorbemerkung. Es ist sicherlich ein bemerkenswerter<br />
Vorgang, dass zwei der bekannten Neinsager<br />
in dieser regulären Debatte reden konnten.<br />
gemeinschaftlichen Finanzinstrumente. Es müssen aber (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE<br />
immer strikte Bedingungen und Auflagen bestehen, da- GRÜNEN]: Als Fraktionslose! – Hubertus<br />
mit der Weg zur Stabilitätsunion gesichert ist.<br />
Heil [Peine] [SPD]: Weil Sie ihnen keine Redezeit<br />
abgegeben haben!)<br />
Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse:<br />
Herr Kollege, Sie müssen zum Schluss kommen.<br />
Ich denke, das ist einerseits bemerkenswert, aber andererseits<br />
auch Ausweis einer besonderen demokratischen<br />
Kultur; denn in der Öffentlichkeit wurde ständig der Eindruck<br />
erweckt, die sogenannten Abweichler würden unterdrückt<br />
oder gar gemobbt. Heute haben wir das Gegenteil<br />
dessen erlebt. Darauf kann dieses Parlament auch<br />
stolz sein.<br />
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):<br />
Herr Präsident, ich komme zum Schluss.<br />
(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Kommt noch<br />
einmal jemand von der FDP?)<br />
Deswegen bin ich überzeugt davon, dass die heutige<br />
Entscheidung eine richtige ist, die man gerade auch als<br />
kritisch denkender Ökonom mit voller Überzeugung<br />
treffen kann. Wir werden zustimmen.<br />
Danke.<br />
(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)<br />
Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse:<br />
Nun hat Norbert Barthle für die CDU/CSU-Fraktion<br />
das Wort.<br />
(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Sprechen Sie<br />
jetzt für die Fraktion? – Jürgen Trittin [BÜND-<br />
NIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sprechen jetzt<br />
nicht für die FDP, oder?)<br />
Norbert Barthle (CDU/CSU):<br />
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten<br />
Damen und Herren! Lassen Sie mich zunächst zwei Vorbemerkungen<br />
machen:<br />
Erstens. Das, was die Kollegen Schneider und Schick<br />
hier versucht haben, nämlich die Glaubwürdigkeit der<br />
Bundesregierung zu untergraben, halte ich für einen<br />
wirklich unanständigen Vorgang.<br />
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)<br />
Wie kann man von der Bundesregierung Aussagen zu einem<br />
Vorgang erwarten, der noch gar nicht abgeschlossen<br />
ist? Sich abschließend zu den Guidelines zu äußern, die<br />
erst verhandelt werden, ist schlechterdings unmöglich.<br />
(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN]: Aber Sie können uns doch sagen, wie<br />
Sie das haben möchten!)<br />
Nebenbei bemerkt: Wenn wir dieses Gesetz heute beschließen<br />
und der Bundespräsident unterschrieben hat,<br />
dann muss über diese Guidelines zuerst im Haushaltsausschuss<br />
entschieden werden, bevor der Bundesfinanzminister<br />
auf europäischer Ebene zustimmen kann. Das<br />
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP –<br />
Johannes Kahrs [SPD]: Dann sollten die auf<br />
Ihre eigene Fraktionszeit reden! Das ist doch<br />
unglaublich!)<br />
Jetzt zur Sache. Ich glaube, abschließend kann man<br />
drei Aspekte nochmals in den Vordergrund rücken:<br />
Erstens. Verantwortung für Stabilität muss gelebte<br />
Kultur aller Mitgliedstaaten der Europäischen Währungsunion<br />
sein. Das ergibt sich, meine Damen und Herren,<br />
schon aus der Architektur dieses Rettungsschirms;<br />
denn der Rettungsschirm dient der zielgerichteten, befristeten<br />
Krisenhilfe, die immer an strikte Auflagen für<br />
Reformen und für Haushaltskonsolidierung geknüpft ist.<br />
Es wird also aus diesem Fonds keine dauerhafte Unterstützung<br />
überschuldeter Staaten, keine Transferunion geben.<br />
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)<br />
Aus diesem Rettungsfonds resultiert auch kein Einfallstor<br />
für die sogenannten Euro-Bonds; denn wir agieren<br />
generell nach dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe. Wir<br />
geben also betroffenen Ländern mehr Zeit, um sich<br />
selbst helfen zu können. An dieser Stelle sage ich eindeutig<br />
und klar: Ich bin froh, dass Rot-Grün dieses Land<br />
derzeit nicht regiert; dann hätten wir nämlich die Euro-<br />
Bonds schon.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)<br />
Deshalb ist es gut für unser Land, dass wir eine christlich-liberale<br />
Regierung haben. Es ist gut für unser Land,<br />
dass wir regieren.<br />
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und<br />
der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Aber das<br />
hört auch bald auf!)<br />
Nebenbei bemerkt, liebe Kolleginnen und Kollegen: Erfreulicherweise<br />
lernt die SPD bei dieser Frage inzwischen<br />
dazu und distanziert sich vorsichtig von der Idee<br />
der Euro-Bonds.<br />
(D)