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Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011 15365<br />

(A)<br />

Stephan Mayer (Altötting)<br />

Die Fälle, in denen schwer kranke Eltern darauf hoferkannten Härtefälle zu verzichten. Bereits die Tatsache, (C)<br />

fen, dass die damals im Aussiedlungsgebiet verbliebe- dass diese Voraussetzung zu Zeiten der rot-grünen Bunnen<br />

Kinder zur Pflege nach Deutschland kommen, sind desregierung in das Gesetz mit aufgenommen wurde,<br />

uns allen bekannt. Uns haben in den vergangenen Mo- lässt mich an der Ernsthaftigkeit dieses Vorschlags zweinaten<br />

zahlreiche Petitionen erreicht, die die besonderen feln. Es sollte doch politischer Konsens sein, dass<br />

Situationen der Betroffenen eindrucksvoll schildern. Die Grundkenntnisse der deutschen Sprache von enormer<br />

Petitionen belegen die Dringlichkeit und den Bedarf für integrationspolitischer Bedeutung sind. Dieser Ände-<br />

die beabsichtigte rechtliche Anpassung. Es freut mich, rungsvorschlag ist somit schlicht integrationsschädlich<br />

dass diese Einschätzung auch weitestgehend von den und daher abzulehnen.<br />

anderen Fraktionen dieses Hauses geteilt wird.<br />

Insgesamt muss eine Lösung für die bekannt gewor-<br />

Mit der Einführung einer neuen Härtefallregelung denen Probleme im Bundesvertriebenengesetz auf der<br />

gibt die christlich-liberale Koalition Ehepartnern und Basis der bisherigen Grundlagen erfolgen. Es müssen<br />

Abkömmlingen von Spätaussiedlern die Möglichkeit, weiterhin die bestehenden Strukturen des geltenden<br />

nachträglich bei Vorliegen eines Härtefalls in den Auf- Rechts beibehalten und fortgeführt werden. Die neue<br />

nahmebescheid eines anerkannten Spätaussiedlers auf- Härtefallregelung ist ein kleiner, aber kunstvoller Eingenommen<br />

zu werden.<br />

griff und kein Systemwechsel im Vertriebenenrecht, so<br />

Die Gründe, warum man damals zunächst im Aussiedlungsgebiet<br />

geblieben ist, sind sehr verschieden.<br />

wie es beispielsweise Bündnis 90/Die Grünen in ihrem<br />

Änderungsantrag vorgeschlagen haben.<br />

Dass nun die nachträgliche Einbeziehung rechtlich er- Die Bundesregierung hat einen sehr guten und untermöglicht<br />

wird, ist ein äußerst wichtiger Schritt. stützenswerten Gesetzentwurf vorgelegt, der für aufge-<br />

Auf die im Laufe des Gesetzgebungsverfahrens vorgetragenen<br />

Änderungsvorschläge möchte ich nachfolgend<br />

noch einmal detailliert eingehen:<br />

tretene Schwierigkeiten im geltenden Recht gute und<br />

vertretbare Lösungen anbietet. Die geltende Rechtslage<br />

wird durch ihn in angemessener und folgerichtiger Art<br />

und Weise fortgeschrieben.<br />

(B)<br />

Die im Änderungsantrag des Bundesrates geforderte<br />

Befristung des Aufnahmebescheids auf drei Jahre stellt<br />

keine Verbesserung des vorliegenden Gesetzentwurfs<br />

dar. Eine untergesetzliche Regelung bezüglich der Befristung<br />

des Aufnahmebescheids kann deutlich angemessener,<br />

flexibler und praxistauglicher die spezifische Situation<br />

abbilden.<br />

Die christlich-liberale Koalition nimmt sich hiermit<br />

einem der drängendsten Anliegen der Spätaussiedler an,<br />

das meiner festen Überzeugung nach die breite Unterstützung<br />

aller politischen Parteien in Deutschland verdient<br />

und verlangt. Ich kann daher die Kolleginnen und<br />

Kollegen der Oppositionsfraktionen nur dringend auffordern,<br />

diesem Gesetzentwurf in der vorliegenden (D)<br />

Eine starre Frist im Gesetz ist dafür ungeeignet. Die Form ebenfalls zuzustimmen. Sie würden damit unter<br />

Gültigkeit des Bescheids muss grundsätzlich an das Be- Beweis stellen, dass auch Sie an einer schnellen Verbesstehen<br />

der Härte gebunden sein. Dies sollte entspreserung der bewegenden menschliche Schicksale intereschend<br />

im Falle einer andauernden Nichtinanspruchsiert und sich der gemeinsamen Verantwortung für die<br />

nahme des Aufnahmebescheids geprüft werden. In<br />

Abhängigkeit dieser Prüfung bleibt dann die Gültigkeit<br />

Vertriebenen und deren Lebenssituation bewusst sind.<br />

des Aufnahmebescheids bestehen oder sie erlischt.<br />

Daniela Kolbe (Leipzig) (SPD):<br />

Ebenfalls vonseiten des Bundesrates wurde der Vor- Heute erfolgt die Abschlussberatung über den Entschlag<br />

unterbreitet, die neue Regelung auf „besondere wurf eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Bundes-<br />

Härten“ zu beschränken. Dies würde jedoch zu einer ervertriebenengesetzes. Wir beschließen eine sinnvolle<br />

heblichen Einschränkung des Personenkreises führen, Regelung für Spätaussiedler. Bisher fehlte im Bundes-<br />

und damit für viele Betroffene keine Verbesserung ihrer vertriebenenrecht eine konkrete Regelung, die es bei-<br />

Lebenssituation darstellen. Sinn und Zweck der Ändespielsweise dem Ehegatten oder Abkömmling eines<br />

rung des Bundesvertriebenengesetzes ist gerade eine Spätaussiedlers ermöglicht, auch nachträglich ins Bun-<br />

breite Lösung, die möglichst viele der unterschiedlichen desgebiet auszusiedeln, wenn ein Härtefall vorliegt.<br />

Lebensschicksale erfasst. Die vorgeschlagene Einschränkung<br />

ist daher abzulehnen.<br />

Heute schaffen wir endlich diese Härtefallregelung,<br />

um eben in Zukunft unvertretbare Familientrennungen<br />

Auch der Vorschlag der <strong>Bundestag</strong>sfraktion Bünd- bei Spätaussiedlern zu vermeiden. Wir schaffen ab heute<br />

nis 90/Die Grünen, auch die eingetragenen Lebenspart- die Möglichkeit, auch wenn die Anzahl Betroffener vernerschaften<br />

in den Kreis der Begünstigten mit aufzunehgleichsweise gering ist. Wir schaffen die Möglichkeit,<br />

men, ist im Ergebnis nicht zielführend. Schließlich ist die einzelne Härtefälle bei der Aufnahme von Spätaussied-<br />

in Deutschland vorhandene Rechtsform der eingetragelern zu lösen, die zum Teil dramatische Familientrennen<br />

Lebenspartnerschaft in den Aussiedlungsgebieten, nungen zur Folge hatten.<br />

insbesondere in Russland und Kasachstan, nicht vorhanden.<br />

Die vorgeschlagene Änderung würde somit<br />

vollständig ins Leere laufen.<br />

Die Regierung spricht davon, dass dies nur ein paar<br />

wenige Fälle betreffe. Nun, in Deutschland leben mittlerweile<br />

rund 2,4 Millionen Spätaussiedler. Und ja, viel-<br />

Ebenso verfehlt ist die Forderung, auf die Voraussetleicht betrifft diese Änderung nur eine Handvoll. Vielzung<br />

der Grundkenntnisse deutscher Sprache für die anleicht. Diese Gesetzesänderung, denke ich, wird jedoch<br />

Zu Protokoll gegebene Reden

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