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Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag

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15454 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011<br />

(A) Grundrechte haben, auf die sie sich berufen können, sonnerhalb eines Konzerns für überlegenswert. Schließlich (C)<br />

dern selbstverständlich auch die Arbeitgeber bzw. Unter- macht es mehr Sinn einen rechtlichen Rahmen für eine<br />

nehmen. Es muss daher auch in Zukunft die Möglichkeit solche erleichterte Weitergabe zu schaffen, als die Daten<br />

für die Unternehmen bestehen, Qualitätskontrollen erneut bei den Betroffenen zu erheben.<br />

durchzuführen und Fehlverhalten aufzudecken, um so<br />

wirksam ihr eigenes und das Eigentum der Mitarbeiter<br />

schützen zu können. In Ihrem Antrag vermisse ich jedoch<br />

diese Gedanken völlig. Einseitig fordern Sie neben<br />

erheblichen Einschränkungen beim automatisierten Datenabgleich<br />

auch ein generelles Verbot der Videoüberwachung<br />

von Beschäftigten zur Qualitätskontrolle. Ist<br />

Ihnen bewusst, dass Sie damit in erheblichem Maße den<br />

Wirtschaftsstandort Deutschland belasten würden?<br />

Schließlich genießt Deutschland in der Welt gerade aufgrund<br />

seiner Präzision und hohen Qualität bei Waren<br />

und Dienstleistungen einen exzellenten Ruf. „Made in<br />

Germany“ ist ein echtes Qualitätsmerkmal, welches<br />

Wir überlassen Verwendungs- und Verwertungsgebote<br />

den zuständigen Gerichten. Schließlich haben Verwendungs-<br />

und Verwertungsgebote im deutschen Recht<br />

einen prozessualen Charakter und sind immer auch auf<br />

den vorliegenden Einzelfall zu beziehen. Eine gesetzliche<br />

Regelung wird daher immer unvollständig sein. Wir<br />

lassen selbstverständlich Fragen zu der Ausübung eines<br />

Ehrenamtes zu. Schließlich setzen wir uns für die Förderung<br />

des Ehrenamtes ein. Ehrenamtlichkeit mobilisiert<br />

Kompetenz und Einsatz für vielfältige soziale und kulturelle<br />

Zwecke, die professionell so zielgenau gar nicht<br />

verfügbar gemacht werden könnten.<br />

auch zukünftig Bestand haben muss. Dies setzt aber<br />

selbstverständlich auch Qualitätskontrollen und gegebenenfalls<br />

auch Videoüberwachung voraus.<br />

Viele Betriebe unterstützen daher zu Recht ehrenamtliches<br />

Engagement mit Flexibilität bei den Arbeitszeiten<br />

von Mitarbeitern oder Auszubildenden. Ausbildungs-<br />

Zudem führen Sie mit Ihrem Antrag die mittlerweile<br />

in Deutschland etablierte Corporate-Governance-Regelung<br />

völlig ad absurdum. Unternehmensinterne Regeln<br />

haben seit den 90er-Jahren immer mehr an Bedeutung<br />

gewonnen. Sie sorgen vor Ort für Transparenz und einen<br />

angemessenen Interessenausgleich. Oftmals vermitteln<br />

erfolg und berufliche Leistungsfähigkeit profitieren von<br />

den Fähigkeiten und Fertigkeiten, die in ehrenamtlichen<br />

Aufgaben erworben werden. Es ist daher völlig absurd,<br />

einem Bewerber die Gelegenheit zu nehmen, darzustellen,<br />

wie und mit welchem Einsatz er sich für unsere Gesellschaft<br />

einsetzt.<br />

(B)<br />

sie den Arbeitnehmern sogar noch ein höheres Schutzniveau<br />

als das geltende Recht. Folgt man jedoch Ihrem<br />

Antrag, kann die Einhaltung dieser unternehmensinternen<br />

Regelungen zukünftig überhaupt nicht mehr überprüft<br />

werden. Schließlich ist eine Datenerhebung zur<br />

Aufklärung von Verstößen nicht mehr erlaubt. Darüber<br />

hinaus sollen nach Ihrem Antrag Beschäftigte zukünftig<br />

datenschutzrechtliche Missstände gar nicht erst ihrem<br />

Arbeitgeber mehr melden, wozu sie übrigens zivilrechtlich<br />

verpflichtet sind, sondern direkt den Aufsichtsbe-<br />

Ich denke, es ist deutlich geworden, dass sich die<br />

christlich-liberale Koalition bereits beim Grundverständnis<br />

eines effektiven Beschäftigtendatenschutzes von der<br />

Opposition unterscheidet. Auch wenn die Ergänzung des<br />

vorgelegten Gesetzentwurfs der Bundesregierung noch<br />

ein wenig Zeit in Anspruch nehmen wird, wird sie im<br />

Ergebnis zu einem ausgewogenen und schonenden Ausgleich<br />

der Interessen führen. Dies wird dann auch zu<br />

mehr Rechtssicherheit bei allen Beteiligten führen.<br />

(D)<br />

hörden.<br />

Josip Juratovic (SPD): Wir sprechen hier nicht zum<br />

Würden wir alle diese Vorschläge umsetzen, würden ersten Mal über den Arbeitnehmerdatenschutz. Einer-<br />

wir im Gegenzug nicht einen effektiven Schutz von Beseits freue ich mich darüber, dass dieses Thema mehr<br />

schäftigtendaten erhalten, sondern nur ein schlechtes Be- Aufmerksamkeit bekommt. Andererseits ist es aber ein<br />

triebsklima in den deutschen Unternehmen. Die christ- Armutszeugnis, dass es die Bundesregierung trotz<br />

lich-liberale Koalition verfolgt deswegen auch ein höchster Dringlichkeit immer noch nicht geschafft hat,<br />

anderes Ziel: Sie will die bisher in vielen einzelgerichtli- dazu ein wirksames Gesetz auf den Weg zu bringen. Wir<br />

chen Entscheidungen der Arbeits-, Verwaltungs- und So- Sozialdemokraten hatten schon in der großen Koalition<br />

zialgerichtsbarkeit getroffenen grundlegenden Aussa- ein solches Gesetz eingefordert. Jedoch kam immer der<br />

gen zum Beschäftigtendatenschutz kodifizieren und so damalige Innenminister Schäuble dazwischen. Es ist<br />

für mehr Rechtssicherheit und Transparenz für alle Be- schön, dass die Regierung nun lernfähig ist und die Beteiligten<br />

sorgen. Die Dauer des Gesetzgebungsverfahdeutung des Themas erkennt. Schließlich geht es hier um<br />

rens zeigt, dass es sich dabei nicht nur um eine rechtlich das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung,<br />

schwierige Materie handelt, sondern auch, dass wir es das in einigen Betrieben – ich nenne nur Telekom und<br />

uns bei der Abwägung der verschiedenen Interessen Lidl – mit Füßen getreten wird.<br />

nicht so einfach wie die Opposition machen. Uns ist das<br />

Spannungsfeld, in dem sich der Beschäftigtendatenschutz<br />

bewegt, sehr wohl bewusst.<br />

Wir alle wissen, dass sich die Arbeitswelt entschieden<br />

verändert hat. Als ich am Fließband stand, waren alle<br />

meine Daten auf einer Karteikarte vermerkt. Wenn mein<br />

Wir wollen die berechtigen wirtschaftlichen Interes- Arbeitgeber kontrollieren wollte, wofür ich meine Arsen<br />

der Unternehmen auf der einen und das Interesse des beitszeit nutze, konnte er erst nach Ankündigung und<br />

Arbeitnehmers an der Einhaltung seines Rechts auf in- Zustimmung des Betriebsrates vorbeikommen und mir<br />

formationelle Selbstbestimmung auf der anderen Seite zuschauen. Das war sehr transparent. Heute aber gibt es<br />

zu einem schonenden Ausgleich führen und keine Unternehmen, die wie Kraken Daten sammeln zu allen<br />

Schieflagen produzieren. Wir halten daher Erleichterun- Lebenslagen, sei es zur Arbeit, zu Krankheiten oder zum<br />

gen für die Weitergabe von bereits erhobenen Daten in- Familienstand. Und damit geschieht viel Missbrauch.

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