Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag
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15284 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011<br />
(A) Dr. Norbert Walter-Borjans, Minister (Nordrhein- die Vergangenheit – weitgehend Rechtsfrieden erreicht (C)<br />
Westfalen):<br />
werden. Genau das ist auch unser Ziel mit dem aktuellen<br />
Nachverhandeln ist auch möglich. Herr Kollege Abkommen.<br />
Schäuble, ich glaube, deswegen ist es wichtig, dass Sie<br />
der eidgenössischen Regierung signalisieren, dass dieses<br />
Abkommen ohne eine deutliche Nachbesserung in<br />
Deutschland keine Mehrheit hat und dass ein Weiter-so,<br />
Dieser Bundesregierung und diesem Finanzminister<br />
ist gelungen, was die SPD-Finanzminister während der<br />
letzten zehn Jahre nicht zustande gebracht haben.<br />
das die Schweiz dann vielleicht als Alternative androhen (Beifall bei der FDP und Abgeordneten der<br />
würde, mit uns nicht zu machen ist.<br />
CDU/CSU – Lothar Binding [Heidelberg]<br />
Herzlichen Dank.<br />
[SPD]: Das alles hören wir gerade zum ersten<br />
Mal! Sauber!)<br />
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten<br />
der LINKEN)<br />
– Ihren Frust, liebe Kolleginnen und Kollegen von der<br />
SPD, kann ich gut verstehen. Ist das der Grund, dass Sie<br />
heute auf Blockade umsteigen wollen? Zum Beispiel<br />
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:<br />
Die Kollegin Dr. Birgit Reinemund hat das Wort für<br />
die FDP-Fraktion.<br />
sagte der nordrhein-westfälische Finanzminister Borjans<br />
in der Presse voller Empörung, dass schwerreiche Straftäter<br />
viel zu billig davonkommen.<br />
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten<br />
der CDU/CSU)<br />
(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: So ist es! –<br />
Nicolette Kressl [SPD]: Zu Recht!)<br />
Dr. Birgit Reinemund (FDP):<br />
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Lieber<br />
Herr Borjans, als Vorsitzende des Finanzausschusses<br />
darf ich Ihnen bestätigen, dass der Finanzausschuss die<br />
Verhandlungen kontinuierlich begleitet hat<br />
– Na ja, ist denn zu billig deutlich mehr als null? Oder ist<br />
es das, was Sie bisher erreicht haben? Ohne das Abkommen<br />
bleibt alles kostenfrei.<br />
Richtig ist: Steuersünder können künftig nachversteuern<br />
(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/<br />
(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Machen sie<br />
DIE GRÜNEN – Nicolette Kressl [SPD]:<br />
aber nicht!)<br />
(B)<br />
Was? – Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE<br />
GRÜNEN]: Wovon reden Sie? – Dr. Thomas<br />
Gambke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]:<br />
Was? Frau Vorsitzende!)<br />
oder sich über eine Selbstanzeige steuerehrlich machen.<br />
Geld aus Straftaten – das geht über das Steuerrecht hinaus<br />
– wie zum Beispiel Drogengeld, Geld aus Geldwäsche<br />
usw. ist vom Schutz der Anonymität explizit ausge-<br />
(D)<br />
und dass er mit einer Delegation in der Schweiz vor Ort nommen. Kollegin Kressl und Herr Poß, beide SPD,<br />
war. Wenn es so sein sollte, dass sich der Bundesrat nicht fordern, das Abkommen zurückzuziehen. Ja, wunderbar,<br />
eingebracht hat, finde ich das sehr peinlich. Es war dann passiert in den nächsten Jahren in dieser Angele-<br />
schon überraschend, das hier so deutlich zu hören. genheit überhaupt nichts mehr.<br />
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten<br />
(Nicolette Kressl [SPD]: Das ist doch nicht<br />
der CDU/CSU)<br />
wahr!)<br />
In dieser Aktuellen Stunde deutet sich ganz leicht an, Dann bleiben wir beim Status quo; denn dies ist eine di-<br />
dass die SPD-geführten Bundesländer das Abkommen gitale Entscheidung: Ja oder Nein, Zustimmung oder<br />
mit der Schweiz im Bundesrat tatsächlich blockieren Ablehnung. Nachverhandeln geht einfach nicht. Mit in-<br />
wollen. Ich bin schon gespannt, wie Sie das den Menternationalen Verträgen kann auch der Vermittlungsausschen<br />
erklären wollen. Überzeugend war das bis jetzt schuss nicht befasst werden.<br />
nicht; denn ich habe noch immer nicht verstanden, ob<br />
kein Abkommen besser oder schlechter als dieses Abkommen<br />
ist, über das wir heute sprechen.<br />
(Lisa Paus [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]:<br />
Das ist doch Ihr Problem!)<br />
(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Geht ja auch<br />
gar nicht; denn wir diskutieren heute das erste<br />
Mal darüber!)<br />
Das wissen Sie ganz genau. Trotzdem gaukeln Sie den<br />
Menschen vor, dass es hier noch Verhandlungsmasse<br />
gebe, um den Preis hochzutreiben oder die Wahrung des<br />
Bankgeheimnisses, das in der Schweiz sehr wichtig ist,<br />
2003 hat Ihr Finanzminister Hans Eichel, meine Da- auszuhebeln. Ich nenne das: Die Leute hinters Licht fühmen<br />
und Herren von der SPD, verzweifelt versucht, mit ren.<br />
einer wie ein Ablasshandel ausgestalteten Steueramnestie<br />
Geld deutscher Steuerflüchtlinge zurückzuholen. Er<br />
hatte vollmundig von 5 Milliarden Euro gesprochen. Am<br />
(Beifall bei der FDP und Abgeordneten der<br />
CDU/CSU)<br />
Schluss sind schlappe 1,2 Milliarden Euro herausgekom- Das jetzt unterschriebene Abkommen ist das Ergebnis<br />
men. Noch weniger Erfolg hatte die plumpe Drohung langer bilateraler Verhandlungen, ein Kompromiss zwi-<br />
seines Nachfolgers Steinbrück mit der Kavallerie. Außer schen den Interessen zweier souveräner Staaten. Mehr<br />
Irritationen beim Nachbarn ist dabei Nullkommanichts geht an diesem Punkt nicht. Auch die Schweiz ist nicht<br />
herausgekommen. Es sollte immer – das galt auch für nur glücklich damit.