Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag
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(B)<br />
15224 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011<br />
(A) Dr. Philipp Rösler, Bundesminister für Wirtschaft Präsident Dr. Norbert Lammert:<br />
(C)<br />
und Technologie:<br />
Herr Minister, darf der Kollege Heil Ihnen eine Zwi-<br />
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten<br />
Damen und Herren! Wir haben in Deutschland nicht nur<br />
schenfrage stellen?<br />
großartige Wachstumszahlen.<br />
Dr. Philipp Rösler, Bundesminister für Wirtschaft<br />
(Zurufe von der SPD: Trotz Ihrer Partei! –<br />
Aber nicht bei der FDP!)<br />
und Technologie:<br />
Nein.<br />
Es ist richtig, dass wir heute gemeinsam über die<br />
EFSF und das Gesetz zum Stabilisierungsmechanismus<br />
diskutieren.<br />
Gerade heute hat Frau von der Leyen auch großartige<br />
Zahlen zu verkünden, was die Beschäftigung anbelangt.<br />
Im September ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland<br />
unter 2,8 Millionen gesunken.<br />
(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)<br />
Dass wir Wachstum, Wohlstand und Beschäftigung haben,<br />
ist unter anderem ein Verdienst eines starken, gemeinsamen<br />
Europas und eines starken, stabilen Euro.<br />
Deswegen ist es richtig, dass wir alles dafür tun, beide<br />
zu stärken. Wir brauchen ein starkes gemeinsames Europa,<br />
aber auch eine gemeinsame, starke Währung, eben<br />
einen stabilen Euro.<br />
Das ist das Problem: Die Menschen haben längst das<br />
Vertrauen verloren.<br />
(Zurufe von der SPD: Ja! – In euch! – Klaus<br />
Ernst [DIE LINKE]: In Ihre Partei! –<br />
Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Wir haben<br />
leider eine geordnete Insolvenz der FDP! –<br />
Weitere Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN)<br />
– Ich komme gleich auf Sie zu sprechen, aber das<br />
Schreien nutzt Ihnen nichts. – Es schadet der Politik insgesamt,<br />
dass die Menschen das Vertrauen verloren haben.<br />
Sie glauben nicht, dass ihnen Europa guttut und<br />
dass Europa richtig ist. Deswegen müssen wir alles dafür<br />
tun, das Vertrauen zurückzugewinnen. Jeder, der proeuropäisch<br />
denkt und fühlt, muss alles dafür tun, die Akzeptanz<br />
Europas zu erhöhen.<br />
(Zuruf von der SPD: Wo haben Sie Ihre Wahlplakate<br />
in Berlin gelassen?)<br />
Das heißt, man muss alles, was man macht, vernünftig<br />
erklären. Man muss die Frage beantworten, in welche<br />
Richtung sich Europa in den nächsten Jahren entwickeln<br />
soll. Wir beantworten diese Frage sehr klar. Wir wollen<br />
nicht wie Sie ein Schuldeneuropa, sondern endlich eine<br />
echte Stabilitätsunion in Europa.<br />
(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)<br />
Sie haben die Maastricht-Kriterien aufgeweicht. Sie<br />
wollen Euro-Bonds für alle. Obwohl Sie hier anders reden,<br />
haben Rot und Grün gestern im Europäischen Parlament<br />
gegen eine Verschärfung der Stabilitätskriterien<br />
gestimmt. Das hat nichts mit proeuropäischer Geisteshaltung<br />
zu tun und erst recht nichts mit wirtschaftspolitischer<br />
Kompetenz.<br />
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten<br />
der CDU/CSU)<br />
(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN]: Wie, wir diskutieren heute doch nicht<br />
mehr darüber! Was ist das denn schon wieder? –<br />
Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Wir stimmen<br />
heute ab!)<br />
Denn hier werden klare Kriterien vorgegeben. Rettungspakte<br />
sind immer nur das letzte Mittel.<br />
(Zuruf von der SPD: Wir wollen Guido wiederhaben!)<br />
Sie können und dürfen niemals der Ersatz für verfehlte<br />
Haushaltspolitik und verfehlte Wirtschaftspolitik in anderen<br />
Mitgliedstaaten der Euro-Zone sein. Künftig wird<br />
es Hilfen nur unter klar definierten Bedingungen geben.<br />
Ob es solche Hilfen gibt, wird dann positiv beschieden,<br />
wenn Einstimmigkeit in den entsprechenden Gremien<br />
herrscht. Das ist ein eindeutiger Vorteil im Vergleich zu<br />
anderen Gremien, in denen Deutschland wie in der EZB<br />
überstimmt werden kann und Entscheidungen manchmal<br />
vielleicht gegen die ordnungspolitische Vernunft und<br />
den ordnungspolitischen Sachverstand getroffen werden.<br />
Das wird jetzt durch die zu beschließenden Maßnahmen<br />
eindeutig besser werden.<br />
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten<br />
der CDU/CSU)<br />
Die Haftungsobergrenze ist selbstverständlich festgelegt.<br />
Natürlich kann es hier nur mithilfe des Deutschen<br />
<strong>Bundestag</strong>es zu Änderungen kommen. Das heißt, das,<br />
was immer gefordert wurde und was vollkommen richtig<br />
ist, nämlich dass der Haushaltsgesetzgeber immer das<br />
letzte Wort hat, wird hiermit verwirklicht. Damit bleibt<br />
es dabei: Das Königsrecht, das Haushaltsrecht, bleibt<br />
beim Parlament. Das ist eine richtige und kluge Entscheidung<br />
und eine vernünftige Ausgestaltung der im<br />
Änderungsgesetz enthaltenen Maßnahmen.<br />
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten<br />
der CDU/CSU)<br />
Ich kann deswegen nur an Sie appellieren, nicht aus<br />
parteitaktischen Erwägungen zuzustimmen, sondern<br />
weil Sie wissen, dass Sie damit den richtigen Weg in<br />
Richtung einer Stabilitätsunion gehen, die klare Regeln<br />
vorgibt. So muss die Schuldenbremse in allen Mitgliedstaaten<br />
verankert werden, es muss ein Wettbewerbsfähigkeitstest,<br />
für den wir heute im Anschluss im Wettbewerbsfähigkeitsrat<br />
werben werden, eingeführt werden,<br />
und es müssen Maßnahmen für all die Staaten ergriffen<br />
werden, die nicht aus eigener Kraft in der Lage sind, die<br />
wirtschaftliche Leistungsfähigkeit herzustellen. Dafür<br />
(D)