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Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag

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(B)<br />

Jutta Krellmann<br />

<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011 15261<br />

(A) zent in der Leiharbeit landen. In der Summe sind das Vizepräsident Eduard Oswald:<br />

(C)<br />

85 Prozent. Das bedeutet: Nur 15 Prozent haben die Vielen Dank, Frau Kollegin Krellmann. – Jetzt spricht<br />

Chance, in ein gesichertes Arbeitsverhältnis zu kommen. für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen unsere Kollegin<br />

Frau Brigitte Pothmer. Bitte schön, Frau Kollegin<br />

Pothmer.<br />

Herr Lange, ein Wort zu dem, was Sie über die Gewerkschaft<br />

Verdi erzählt haben. Ich als Metaller sage: Ich<br />

fürchte, Verdi hat recht. Das Beispiel belegt das doch.<br />

Was ist denn die Konsequenz? Die Konsequenz kann<br />

doch nicht sein, dass man nichts gegen befristete Beschäftigungsverhältnisse<br />

unternimmt! Die Konsequenz<br />

muss sein, dass wir auch die Leiharbeit neu regeln. Wir<br />

müssen dafür sorgen, dass der Grundsatz „Gleiches Geld<br />

für gleiche Arbeit“ gilt.<br />

(Beifall bei der LINKEN und der SPD)<br />

Wenn es nach uns ginge, käme noch ein Zuschlag in<br />

Höhe von 10 Prozent dazu. Dann hätten wir das Thema<br />

Leiharbeit gleich mit geregelt.<br />

(Klaus Barthel [SPD]: Das haben wir alles<br />

schon beantragt! – Dr. Heinrich L. Kolb<br />

[FDP]: Den Antrag bringt ihr in der nächsten<br />

Woche ein!)<br />

Stichwort „Fachkräftemangel“. Ich persönlich halte<br />

es für unerträglich, wenn in solchen Diskussionen<br />

gleichzeitig permanent über den Fachkräftemangel gesprochen<br />

wird. Wir reden über Fachkräftemangel in allen<br />

wirtschaftlichen Bereichen: in Dienstleistungsbereichen,<br />

in Industriebereichen und in der Pflegebranche.<br />

Überall gibt es Befristungen. Sie nehmen nirgendwo ab,<br />

sondern immer nur zu.<br />

(Klaus Ernst [DIE LINKE]: Richtig!)<br />

Im Grunde lässt die Bundesregierung, und damit wir<br />

alle, die junge Generation ohne Schutzschirm im Regen<br />

stehen.<br />

(Beifall bei der LINKEN)<br />

Meine Aufforderung an alle ist, jetzt endlich im Interesse<br />

der jungen Menschen und der jungen Gewerkschafter,<br />

die am Wochenende in Köln auf die Straße gehen<br />

werden, zu handeln. Wir sind in der Lage, innerhalb<br />

kürzester Zeit – das haben wir heute erlebt – Milliarden<br />

auszugeben, aber für die Lösung von sozialen Problemen,<br />

die es an den unterschiedlichsten Stellen gibt, brauchen<br />

wir Jahre bzw. kommen überhaupt nicht voran.<br />

Wir als Linke sagen: Als ersten Schritt brauchen wir<br />

die Abschaffung der sachgrundlosen Befristungen. Es<br />

geht nicht um die Abschaffung der Befristung an sich.<br />

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Haben Sie den<br />

Antrag gelesen? Da stand etwas anderes!)<br />

Wegen Schwangerschaft und Krankheit wird es weiterhin<br />

Befristungen geben.<br />

Wir bitten darum, unserem Antrag zuzustimmen. Wir<br />

werden den Anträgen von SPD und Grünen zustimmen.<br />

Es geht uns um die Sache. An dieser Stelle muss endlich<br />

etwas passieren.<br />

(Beifall bei der LINKEN)<br />

Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):<br />

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir haben<br />

es in Deutschland inzwischen mit einem doppelt gespaltenen<br />

Arbeitsmarkt zu tun. Wir haben nicht nur eine<br />

Spaltung zwischen den Arbeitslosen und den Beschäftigten,<br />

sondern wir haben auch eine Spaltung zwischen der<br />

Randbelegschaft und der Stammbelegschaft. Wir müssen<br />

feststellen, dass sich die letztgenannte Spaltung auf<br />

dem Vormarsch befindet. Wir haben eben keine durchlässigen<br />

Übergänge zwischen den Teilarbeitsmärkten.<br />

(Dr. Johann Wadephul [CDU/CSU]: Doch!)<br />

Die Teilarbeitsmärkte sind weitgehend starr voneinander<br />

abgeschottet.<br />

Lieber Herr Kolb,<br />

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Jetzt kommt es!)<br />

Ihr Jobwunder, das Sie immer gebetsmühlenartig vortragen,<br />

hat viele Verlierer. Ich nenne die Leiharbeiter, die<br />

Minijobber, den Niedriglohnsektor insgesamt und auch<br />

die befristet Beschäftigten.<br />

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das hat doch alles<br />

Rot-Grün auf den Weg gebracht!)<br />

Vor allen Dingen für Berufsanfänger ist eine befristete<br />

Beschäftigung – das wurde bereits ausgeführt – nicht<br />

mehr die Ausnahme, sondern die Regel.<br />

Ich will nicht so tun, als sei befristete Beschäftigung<br />

schlechter als Arbeitslosigkeit.<br />

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aha!)<br />

Das Gegenteil ist der Fall.<br />

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Immerhin!)<br />

Aber als Brücke in ein normales Arbeitsverhältnis eignet<br />

sich das befristete Beschäftigungsverhältnis in nur sehr<br />

geringem Maße.<br />

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das IAB sagt da<br />

etwas anderes!)<br />

Insbesondere für gering Qualifizierte ist die befristete<br />

Beschäftigung kein Sprungbrett in eine gute berufliche<br />

Zukunft,<br />

(Dr. Johann Wadephul [CDU/CSU]: Zu<br />

50 Prozent, Frau Kollegin!)<br />

sondern sie ist eine Sackgasse.<br />

(Dr. Johann Wadephul [CDU/CSU]: Für die<br />

Hälfte: ja!)<br />

Sie führt in einen Teufelskreis aus Arbeitslosigkeit,<br />

Leiharbeit und Befristungsketten.<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

sowie bei Abgeordneten der SPD)<br />

Deswegen gibt es dringenden Handlungsbedarf.<br />

(D)

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