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Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag

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15214 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011<br />

(A)<br />

Dr. Gregor Gysi<br />

weiß, dass er damit in erster Linie die deutsche Bundes- – Kommen Sie mir nicht mit Ihrer blöden WestLB, die (C)<br />

regierung gemeint hat. Weiter hat Herr Obama gesagt, Sie mit in den Sumpf gefahren haben, und zwar weil Sie<br />

dass wir hier in Europa nicht die richtigen Schlussfolge- verlangt haben, dass sie wird wie die Deutsche Bank,<br />

rungen aus der Krise des Jahres 2008 gezogen hätten.<br />

Wir hätten uns den Herausforderungen, um die es eigentlich<br />

geht, nicht gestellt. Ich weiß nicht, ob Obama über<br />

WikiLeaks bei uns abschreibt, aber auf jeden Fall ist es<br />

statt zu sagen, sie soll eine öffentlich-rechtliche Bank<br />

sein.<br />

(Beifall bei der LINKEN)<br />

genau das, was wir Ihnen seit geraumer Zeit sagen. Nun<br />

sagt es selbst der amerikanische Präsident. Vielleicht hören<br />

Sie ja wenigstens ihm zu.<br />

Die Sparkassen sind öffentlich-rechtlich, und die sind<br />

nicht unser Problem. – Also zurück: Diese öffentlichrechtliche<br />

europäische Bank könnte dann an Staaten wie<br />

(Beifall bei der LINKEN)<br />

Am letzten Wochenende fanden zwei Jahrestagungen<br />

statt, zum einen vom Internationalen Währungsfonds<br />

und zum anderen von der Weltbank. Da gab es, glaube<br />

ich, zwei wichtige Momente. Erstens hat der US-Finanzminister<br />

erklärt, dass die Staatsschulden und der Bankenstress<br />

in Europa größte Risiken für die Weltwirtschaft<br />

nach sich ziehen. Zweitens hat die Direktorin des<br />

Internationalen Währungsfonds, Madame Lagarde, ge-<br />

Griechenland, Italien, Irland, Spanien oder Portugal<br />

zinsgünstige Kredite geben. Dann wären sie nicht mehr<br />

auf die privaten Banken angewiesen. Dann könnten die<br />

privaten amerikanischen Ratingagenturen diese Staaten<br />

sogar herabstufen, solange sie wollen – es änderte ja<br />

nichts daran, dass sie zinsgünstige Kredite von dieser<br />

Bank bekämen. Dann wäre das Problem gelöst. Warum<br />

gehen Sie denn nicht diesen Weg? Stattdessen machen<br />

Sie die privaten Banken täglich mächtiger.<br />

fordert, was wir ebenfalls seit Jahren fordern: die großen<br />

(Beifall bei der LINKEN)<br />

privaten Banken öffentlich-rechtlich zu gestalten.<br />

Der Höhepunkt ist, dass eine private Bank bei der Eu-<br />

(Beifall bei der LINKEN)<br />

ropäischen Zentralbank – also von unser aller Geld, dem<br />

Das sagt die ehemalige, konservative Finanzministerin<br />

Frankreichs!<br />

Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler aller Euro-<br />

Staaten – Kredite für 1,5 Prozent Zinsen bekommt. Anschließend<br />

gibt sie das Geld weiter an Griechenland für<br />

(Beifall bei der LINKEN – Christian Lindner 18 Prozent Zinsen. Das ist eine unvertretbare Zocke, die<br />

[FDP]: Und wer soll das bezahlen?)<br />

Sie zulassen, gegen die Sie nichts unternehmen!<br />

Wir können diese Banken nicht privat lassen, weil die<br />

(Beifall bei der LINKEN)<br />

(B)<br />

Abhängigkeit der Regierungen und Parlamente von den<br />

großen privaten Banken politisch, demokratisch und<br />

auch wirtschaftlich unerträglich ist.<br />

Jetzt passiert Folgendes: Herr Schäuble, in der EU-<br />

Kommission gibt es immer mehr Menschen, die das<br />

Ganze so sehen wie die Linke in Deutschland. Die sa-<br />

(D)<br />

(Beifall bei der LINKEN)<br />

gen: Das geht so nicht weiter. Sie wollen eine europäi-<br />

Aber Sie vollziehen auch nicht die weiteren Schritte,<br />

die erforderlich sind. Sie alle erklären immer, wir<br />

bräuchten gegen die privaten amerikanischen Ratingagenturen<br />

endlich eine öffentlich-rechtliche Ratingagentur<br />

in Europa. Wo bleibt sie denn? Wo ist Ihr Vorschlag?<br />

sche öffentlich-rechtliche Bank, die entsprechende Kredite<br />

gewähren kann. Warum? Weil sie gemerkt haben,<br />

dass die Abhängigkeit von den großen Privatbanken ins<br />

Fiasko führt; weil sie gemerkt haben, dass die Demokratie<br />

schwer beschädigt wird.<br />

Wo ist das Konstrukt?<br />

Es gibt zwei Gegner in der EU-Kommission: Bundes-<br />

(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Richtig!)<br />

Nichts passiert diesbezüglich! Die Frau Bundeskanzlerin,<br />

der französische Präsident – alle sprechen jetzt von<br />

der Finanztransaktionsteuer. Nun kommt der EU-Chef<br />

Barroso und sagt: 2014 soll sie eingeführt werden. Darf<br />

ich Sie daran erinnern, dass dieser <strong>Bundestag</strong> in der<br />

Lage war, zur Rettung der Banken innerhalb einer Woche<br />

480 Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen? Für<br />

die Finanztransaktionsteuer aber brauchen Sie sechs<br />

Jahre. Noch glaubt kein Mensch, dass sie 2014 kommt.<br />

(Beifall bei der LINKEN)<br />

kanzlerin Merkel und Bundesfinanzminister Schäuble.<br />

Ich bitte Sie, doch mal zu erklären: Was haben Sie denn<br />

dagegen, ein Primat der Politik über die Banken wiederherzustellen?<br />

Was haben Sie denn gegen mehr Demokratie,<br />

gegen die Unabhängigkeit der Staaten von den privaten<br />

Finanzmärkten, gegen eine Unabhängigkeit der<br />

Euro-Staaten gegenüber den Privatbanken? Was haben<br />

Sie dagegen? Warum gehen Sie auf die Vorschläge der<br />

anderen Mitglieder der EU-Kommission nicht ein?<br />

Übrigens, diese Unabhängigkeit erreichten wir natürlich<br />

schneller und konsequenter, wenn wir die Banken<br />

dezentralisierten und sie eben, wie es auch Frau Lagarde<br />

Wir brauchen – und das muss eines Tages auch die<br />

FDP begreifen – die Unabhängigkeit der Euro-Staaten<br />

von den großen privaten Banken, das heißt: vom derzeitigen<br />

Finanzmarkt. Wie könnten wir das erreichen? Wir<br />

könnten das erreichen, wenn wir endlich eine öffentlich-<br />

gefordert hat, öffentlich-rechtlich gestalteten. Ich sage es<br />

Ihnen noch einmal – ich habe es schon im Zusammenhang<br />

mit den Landesbanken gesagt –: Die Sparkassen in<br />

Deutschland waren und sind nicht unser Problem und<br />

werden es nicht sein. Selbst Brüssel hat inzwischen aufrechtliche<br />

Bank in Europa schüfen – oder die Europäigehört, über die Sparkassen zu meckern. Hätten wir die<br />

sche Zentralbank dazu machten –, die berechtigt sein Sparkassen nicht gehabt, wären wir in einer viel größe-<br />

soll – –<br />

ren Katastrophe.<br />

(Christian Lindner [FDP]: Die WestLB!)<br />

(Beifall bei der LINKEN)

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