Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011 15227<br />
(A) Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse: und fragen, ob der eingeschlagene Weg richtig ist. Wis- (C)<br />
Das Wort hat nun Priska Hinz für die Fraktion Bündsen Sie aber, was den Unterschied ausmacht? Wir haben<br />
nis 90/Die Grünen.<br />
ein Ziel vor Augen: ein geeintes, starkes, soziales Europa.<br />
Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN):<br />
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Reden<br />
aus den Reihen der Koalition zeigen bislang ganz deutlich,<br />
dass Sie ein echtes Problem haben. Ihnen fehlt<br />
schlichtweg die Orientierung in dieser Krise.<br />
(Manfred Grund [CDU/CSU]: Ach was!)<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />
sowie der Abg. Heidemarie Wieczorek-Zeul<br />
[SPD])<br />
Wir wollen den Erhalt der Euro-Zone, und wir wollen<br />
weitere Schritte der politischen Integration. Danach können<br />
wir die ergriffenen Maßnahmen bewerten. Wir sagen<br />
Ihnen seit über einem Jahr: Ihre Trippelschritte reichen<br />
Das hängt damit zusammen, dass der Regierung ein<br />
Kompass fehlt und damit jegliche Überzeugungskraft,<br />
wie man diese Krise in Europa, in der Europäischen<br />
nicht aus. Wir sagen das nicht, weil wir immer alles besser<br />
wissen, sondern weil wir einen Maßstab haben, an<br />
dem wir diese Maßnahmen messen können.<br />
Union, in der Euro-Zone überwinden kann.<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />
Wir sind für umfangreiche Lösungen, und Sie folgen<br />
Das findet Ausdruck in Ihrer Salamipolitik. Seit an- uns ja auch immer – allerdings leider nur mit Verzögederthalb<br />
Jahren markieren Sie rote Linien, die Sie regelrung. Wir brauchen die Entkopplung von Schulden- und<br />
mäßig übertreten haben. Zunächst hieß es: kein Cent für Bankenkrise. Wir brauchen die schnellere Einführung<br />
Griechenland; dann gab es das Rettungspaket für Grie- des dauerhaften Rettungsschirms. Wir brauchen eine<br />
chenland. Die nächste rote Linie war: kein Rettungs- strengere haushalts- und finanzpolitische Koordinierung,<br />
schirm; dann gab es umgehend diesen Rettungsschirm. und wir brauchen mindestens die Finanztransak-<br />
Dann hieß es: kein dauerhafter Rettungsschirm; jetzt tionsteuer als wichtigen Teil der Finanzmarktregulie-<br />
wird es den ESM geben. Dann wurde gesagt: keine Anrung. Außerdem brauchen wir künftig gute Euro-Bonds<br />
käufe auf dem Sekundärmarkt, und heute werden wir sie unter bestimmten Konditionen. Wenn es weitere Ände-<br />
beschließen. Euro-Bonds haben Sie heute wieder ausgerungen der europäischen Verträge für eine bessere euroschlossen.<br />
Über die Frage der Hebelung der jetzt erweipäische Integration braucht, dann müssen wir dafür<br />
terten EFSF wird in der Regierung schon wieder trefflich kämpfen. Dafür brauchen wir aber eine proeuropäische<br />
gestritten. Zumindest hat der Finanzminister dies vorhin Regierung und keine zaudernde Regierung.<br />
(B) nicht ausgeschlossen. Es wäre aber notwendig, dass Sie<br />
vor Abstimmungen der Bevölkerung und nicht nur den<br />
Parlamentariern die Wahrheit sagen, damit Sie Vertrauen<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN –<br />
Norbert Barthle [CDU/CSU]: Oje, oje!)<br />
(D)<br />
in diesen Kurs herstellen können.<br />
Dr. h. c. Wolfgang Thierse (SPD):<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />
sowie bei Abgeordneten der SPD)<br />
Frau Kollegin, Sie müssen bitte zum Schluss kommen.<br />
Dieses Verfahren kostet nicht nur Zeit und Geld, sondern<br />
es kostet vor allen Dingen Vertrauen in der Bevöl- Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜkerung.<br />
Herr Bundesminister Rösler, ich fand es schon NEN):<br />
vergnüglich, dass Sie hier vom fehlenden Vertrauen in Eine letzte Bemerkung. – Meine Damen und Herren,<br />
das Handeln der Regierung und in ihre Fähigkeit, die das Gesetz ist nicht hinreichend, aber notwendig, und<br />
Euro-Krise zu überwinden, sprechen. Sie tragen doch wir stimmen ihm zu – nicht wegen, sondern trotz der Re-<br />
höchstpersönlich dazu bei, dass dieses Vertrauen fehlt. gierung. Europa hat nämlich Besseres verdient als die<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />
sowie bei Abgeordneten der SPD)<br />
Tatsache, dass eine Regierung auf zufällige schwarzgelbe<br />
Mehrheiten im Parlament angewiesen ist.<br />
Sie fabulierten über die Insolvenz Griechenlands. Dabei<br />
haben wir noch keinen Mechanismus für eine geordnete<br />
Insolvenz. Die FDP war gegen Aktionen auf dem Sekundärmarkt.<br />
Das führte dazu, dass die EZB tätig werden<br />
Danke schön.<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />
sowie bei Abgeordneten der SPD)<br />
musste, was Sie hinterher umgehend wieder kritisiert haben.<br />
Sie sind gegen Finanzmarktregulierung und sprechen<br />
sich noch heute gegen eine Finanztransaktionsteuer<br />
aus. Wie soll da Vertrauen in Regierungshandeln entstehen?<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />
Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse:<br />
Das Wort hat nun Gerda Hasselfeldt für die CDU/<br />
CSU-Fraktion.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten<br />
der FDP)<br />
sowie bei Abgeordneten der SPD)<br />
Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU):<br />
Auch wir Grünen führen Diskussionen. Auch wir Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-<br />
Grünen haben viele Fragen bezüglich der Euro-Rettung ren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das Thema der