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Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011 15259<br />

(A)<br />

Johannes Vogel (Lüdenscheid)<br />

der Befristungen in der Tat hoch ist: in der Wissenschaft, er hinterher beschäftigt wird, sondern er muss sich so (C)<br />

im öffentlichen Dienst, auch beim DGB, Herr Kollege lange wohl verhalten, bis seine befristete Stelle in eine<br />

Schreiner. Der DGB stellt seit 2004 grundsätzlich nur unbefristete umgewandelt wird. Bis dahin wird er<br />

noch befristet ein.<br />

schlechtere Bedingungen akzeptieren als andere.<br />

(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Unglaub-<br />

Können Sie sich vorstellen, Herr Vogel, dass die<br />

lich!)<br />

Menschen, die sich in einer solchen Situation befinden,<br />

Wir können mit den jeweiligen Akteuren einmal das Gespräch<br />

suchen, wie man das verändern kann.<br />

sich natürlich botmäßiger verhalten und damit das Lohnniveau<br />

und die Arbeitsbedingungen eines ganzen Betriebes<br />

nach unten drücken?<br />

(Klaus Barthel [SPD]: Wollen Sie das jetzt<br />

beklagen?)<br />

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das entspricht<br />

nicht der Realität!)<br />

– Nein, ich beklage das nicht. Nur, Herr Kollege Barthel:<br />

Es wird behauptet, dass immer mehr umgewandelt wird<br />

und befristete Beschäftigung nicht in unbefristete führt.<br />

Das ist schlicht nicht wahr. Über die Hälfte derjenigen,<br />

die einen befristeten Arbeitsvertrag bekommen, erhalten<br />

anschließend einen unbefristeten Arbeitsvertrag beim<br />

selben Arbeitgeber. Das heißt: Der Einstieg funktioniert.<br />

Wollen Sie solche Arbeitsbedingungen? Wenn Sie sie<br />

nicht wollen, warum sind Sie dann nicht mit uns der<br />

Auffassung, dass – wenn es schon um unbefristete Jobs<br />

geht, von denen Sie reden – diese Jobs nicht von Anfang<br />

an, mit einer bestimmten Probezeit versehen, unbefristet<br />

besetzt werden müssen?<br />

Man bleibt nicht in der befristeten Beschäftigung hängen.<br />

(Beifall bei der LINKEN)<br />

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Johannes Vogel (Lüdenscheid) (FDP):<br />

Beate Müller-Gemmeke [BÜNDNIS 90/DIE Herr Ernst, erstens danke ich Ihnen für die Frage drei<br />

GRÜNEN]: Bei jungen Menschen 23 Pro- Sekunden vor Ende meiner Redezeit. Zweitens zeigt<br />

zent!)<br />

meiner Meinung nach diese Statistik im Hinblick auf den<br />

Überhaupt: Frau Kollegin, nur 15 Prozent derjenigen,<br />

deutschen Arbeitsmarkt vor allem – aus vielen Gründen,<br />

unter anderem wegen unseres Kündigungsschutzrechts,<br />

(Beate Müller-Gemmeke [BÜNDNIS 90/DIE das wir alle so wollen –, dass die Unternehmer sich die<br />

GRÜNEN]: 23 Prozent!)<br />

Menschen erst einmal anschauen wollen.<br />

die einen befristeten Arbeitsvertrag haben, haben fünf (Klaus Barthel [SPD]: Also doch! – Klaus<br />

(B)<br />

Jahre später – –<br />

Ernst [DIE LINKE]: Probezeit!)<br />

(D)<br />

(Abg. Klaus Ernst [DIE LINKE] meldet sich Ich bin der Meinung, dass sie eben nicht von vornherein<br />

zu einer Zwischenfrage)<br />

ein unbefristetes Arbeitsverhältnis schaffen wollen. Drit-<br />

– Der Kollege Ernst will eine Zwischenfrage stellen.<br />

tens, Herr Ernst, zeigt die Statistik, dass das Ganze funktioniert,<br />

weil es eben nicht so ist, dass die Menschen in<br />

Vizepräsident Eduard Oswald:<br />

Ja, er will eine Zwischenfrage stellen. Sie gestatten<br />

das auch, Herr Kollege?<br />

der Unsicherheit verbleiben,<br />

(Klaus Ernst [DIE LINKE]: Das war doch<br />

nicht meine Frage!)<br />

weil die Hälfte der Beschäftigten in den jeweiligen Be-<br />

Johannes Vogel (Lüdenscheid) (FDP):<br />

trieb übernommen wird. Überhaupt, Herr Ernst – das<br />

Aber gerne, mit Blick auf die Redezeit umso mehr. will ich noch sagen: – Nur 15 Prozent derjenigen, die mit<br />

einem befristeten Vertrag beginnen, sind fünf Jahre spä-<br />

Vizepräsident Eduard Oswald:<br />

Bitte schön, Herr Kollege Ernst.<br />

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ist doch Verlass<br />

auf den Kollegen Ernst!)<br />

ter noch befristet angestellt. Die übergroße Mehrheit ist<br />

dann unbefristet beschäftigt. Der Einstieg über die Flexibilität<br />

funktioniert. Sie wollen das kaputtmachen.<br />

(Klaus Ernst [DIE LINKE]: Weniger als die<br />

Hälfte! – Gegenruf des Abg. Dr. Heinrich L.<br />

Kolb [FDP]: Die Dynamik müssen Sie sehen!<br />

Sie denken zu statisch! – Klaus Ernst [DIE<br />

LINKE]: Meine Frage war eine ganz andere! –<br />

Gegenruf des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb<br />

[FDP]: Er kann doch antworten, was er will!)<br />

Klaus Ernst (DIE LINKE):<br />

Herr Vogel, Sie haben eben angesprochen, dass die<br />

Hälfte derer, die einen befristeten Arbeitsplatz hatten,<br />

danach eine unbefristete Stelle bekommen hätten. Ist das<br />

nicht Beweis dafür, dass es sich offensichtlich um eine<br />

unbefristete Stelle gehandelt hat, die allerdings nur befristet<br />

besetzt wurde?<br />

(Dr. Johann Wadephul [CDU/CSU]: Nein!)<br />

Ist dieser Zustand für den Menschen, der diese Stelle<br />

innehat, nicht ein Zustand der wirklich großen Unsicherheit?<br />

Er kann sich nämlich nicht darauf verlassen, dass<br />

Herr Ernst, ich habe es Ihnen gerade erklärt. Wenn Sie<br />

es nicht verstehen wollen, kann ich Ihnen nicht helfen.<br />

Ich kann mich in die Lage der Betroffenen sehr gut hineinversetzen,<br />

weil ich im engsten Freundes- und Familienkreis<br />

Menschen kenne, die über eine befristete Stelle<br />

die unbefristete Stelle beim selben Arbeitgeber bekommen<br />

haben, die die Chance, sich mit ihrer guten Arbeit

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