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Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011 15487<br />

(A) Begründung erwähnen, dass die Kommunen nun auch Gemeinden von den wachsenden Belastungen aus der (C)<br />

genügend Mittel zur Übernahme dieser Kosten hätten. Grundsicherung im Alter zu entlasten.<br />

Für die Bürgerinnen und Bürger in den Gemeinden ist<br />

es kein gutes Signal, dass Sie die Vereinbarung zur<br />

Grundsicherung im Alter aus dem Vermittlungsverfahren<br />

zu Hartz IV auch im Schlussbericht der Gemeindekommission<br />

abfeiern mussten, damit Sie dort überhaupt<br />

ein Ergebnis zu vermelden haben, nachdem Sie mit Ihrem<br />

Projekt, die Gewerbesteuer abzuschaffen, zum<br />

Glück gescheitert sind. Damit hätten Sie die Gemeindefinanzen<br />

weiter geschwächt.<br />

Angesichts dramatischer Haushaltsnotlagen, insbesondere<br />

bei Gemeinden in strukturschwachen Gebieten,<br />

kann die Übernahme der Grundsicherung im Alter nur<br />

ein erster Schritt zur Stärkung der Kommunalfinanzen<br />

sein. Die Länder machen sich inzwischen auf, Entschuldungsprogramme<br />

für ihre Kommunen in Haushaltsnotlagen<br />

umzusetzen. Vor dem Hintergrund der Schuldenbremse<br />

ist dies für die Länder, insbesondere für<br />

Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, ein großer<br />

Jetzt, da Sie die Chance haben, Ihre Versprechen einzulösen,<br />

regeln Sie mit dem Gesetzentwurf nur den ersten<br />

Schritt der vereinbarten Entlastung: die Erhöhung<br />

des Bundesanteils von 16 auf 45 Prozent im Jahr 2012.<br />

Die Kommunen, die in 2011 trotz besserer Steuereinnah-<br />

finanzieller Kraftakt. Diese Entschuldungsprogramme<br />

werden trotz harter Sparvorgaben bei den betroffenen<br />

Kommunen ins Leere laufen, wenn die Kommunen bei<br />

den sozialen Pflichtleistungen nicht weiter nachhaltig<br />

entlastet werden.<br />

men immer noch ein Defizit von 5 Milliarden Euro ausweisen,<br />

brauchen jetzt dringend ein Zeichen für Planungssicherheit.<br />

Wegen des Zusammenhangs zwischen Arbeitslosigkeit,<br />

Unterkunftskosten und kommunalen Kassenkrediten<br />

plädieren wir Grüne weiter für höhere Bundesanteile<br />

(B)<br />

Warum säen Sie jetzt Zweifel, dass Sie auch gewillt<br />

sind, sich ernsthaft an Ihre Zusagen, nämlich 75 Prozent<br />

in 2013 und 100 Prozent in 2014 zu übernehmen, zu halten?<br />

Die Begründung im Gesetzentwurf, dass die Umsetzung<br />

der weiteren Schritte daran scheitere, dass es zu einer<br />

Bundesauftragsverwaltung käme, greift nicht. Die<br />

Bundesregierung hatte seit Februar dieses Jahres, als der<br />

Hartz-IV-Kompromiss besiegelt wurde, Gelegenheit, ein<br />

Abstimmungsverfahren mit den Ländern und den kommunalen<br />

Spitzenverbänden dazu einzuleiten.<br />

Auch der Bundesrat sieht in seiner Stellungnahme<br />

vom 23. September 2011 offenbar kein Problem darin,<br />

an den Unterkunftskosten für ALG-II-Beziehende. Die<br />

Kostenaufwüchse der Vergangenheit und künftige Kostensteigerungen<br />

dürfen nicht mehr einseitig allein von<br />

den Kommunen getragen werden. Hier haben Sie, werte<br />

Kolleginnen und Kollegen von der CDU, ein weiteres<br />

Mal schlecht für die Städte und Gemeinden gesorgt, als<br />

Sie in dem besagten Hartz-IV-Kompromiss die Bundesanteile<br />

an den Unterkunftskosten für ALG-II-Beziehende<br />

auf 25,1 Prozent eingefroren haben. Ich erinnere<br />

Sie daran, dass Ihre Parteikollegen in Nordrhein-Westfalen<br />

gemeinsam mit den Grünen und der SPD eine Bundesbeteiligung<br />

von 50 Prozent gefordert haben.<br />

(D)<br />

alle vereinbarten Schritte sofort in diesem Gesetzentwurf Schließlich fordert meine Fraktion in unserem An-<br />

umzusetzen. Es gibt also keinen sachlichen Grund, das trag, finanzschwache Kommunen ohne Sozialabbau zu<br />

Versprechen, die Grundsicherung im Alter ab 2014 voll- unterstützen. Völlig inakzeptabel ist die Gegenfinanzieständig<br />

zu übernehmen, jetzt auch gesetzlich umzusetrung der Übernahme der Grundsicherung im Alter durch<br />

zen.<br />

eine Streichung des Bundeszuschusses für die Arbeits-<br />

Offenbar wollen Sie die Ausgaben für die Grundsicherung<br />

auch nicht eins zu eins an die Kommunen weiterleiten.<br />

Der Gesetzentwurf sieht eine Kostenerstattung<br />

auf Basis der tatsächlichen Ausgaben des Vorvorjahres<br />

vor. Anstatt eine Spitzabrechnung vorzunehmen, schieben<br />

Sie den Kommunen die Last der Vorfinanzierung<br />

agentur in gleicher Höhe. Flankiert durch die sogenannte<br />

Instrumentenreform bei den arbeitsmarktpolitischen<br />

Maßnahmen drohen massive Kürzungen in der Arbeitsmarktpolitik<br />

vor Ort. Wir Grüne sind deshalb zu Recht<br />

im Februar aus dem Vermittlungsverfahren um Hartz IV<br />

ausgestiegen.<br />

von zwei Jahren zu. Vor dem Hintergrund von jährlichen<br />

Steigerungsraten von 7 Prozent enthalten Sie Kommu- Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär bei der<br />

nen damit eine halbe Milliarde Euro vor. Das ist nicht Bundesministerin für Arbeit und Soziales: Mit dem vor-<br />

trivial. Einer Stadt wie Bielefeld, die heute rund 19 Milliegenden Gesetzentwurf zur Stärkung der Finanzkraft<br />

lionen Euro für die Grundsicherung ausgibt, fehlen da- der Kommunen setzen wir die Protokollerklärung des<br />

durch 2,7 Millionen Euro. Damit ließe sich kommunal Vermittlungsausschusses vom Februar dieses Jahres um,<br />

eine Menge auf die Beine stellen oder so manches Haus- indem der Bund schrittweise die Kosten der Grundsichehaltsloch<br />

stopfen.<br />

rung im Alter und bei Erwerbsminderung vollständig<br />

Wenn Sie schon nicht in der Lage sind, mit der von<br />

Ihnen eingerichteten Gemeindefinanzkommission die<br />

Einnahmen der Kommunen, insbesondere durch Reformen<br />

der Gewerbe- und der Grundsteuer, zu stärken und<br />

zu stabilisieren, sollten Sie wenigstens das einzig nennenswerte<br />

Resultat dieser Kommission vollständig umsetzen.<br />

Statt mit Trickspielen die Abrechnungen zuguns-<br />

übernimmt und die Kommunen damit im Milliardenbereich<br />

jährlich entlastet. Die Annahme der Protokollerklärung<br />

hat maßgeblich zur Einigung in dem jahrelangen<br />

Streit über die Höhe der Regelbedarfe in der Sozialhilfe<br />

und in der Grundsicherung für Arbeitsuchende beigetragen.<br />

Ich glaube, dass es sich lohnt, daran zu erinnern,<br />

wie der Streit eigentlich entstanden ist.<br />

ten des Bundes zu schönen, sollten Sie den Bürgerinnen Vor zehn Jahren, im Jahr 2001, hat die damalige Bun-<br />

und Bürgern vor Ort in den Städten und Gemeinden zeidesregierung mit der damaligen Parlamentsmehrheit begen,<br />

dass Sie es ernst meinen mit Ihrem Versprechen, die schlossen, die bedarfsorientierte Grundsicherung im Al-

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