Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag
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15394 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011<br />
(A)<br />
Till Seiler<br />
Um Kindern und Jugendlichen eine optimale Ausgelung untergraben Sie die Konstruktion von Arbeitslo- (C)<br />
einandersetzung mit Rollenmodellen zu ermöglichen, sengeld II und des Sozialgeldes, um so einen weiteren<br />
müssen in Kindertageseinrichtungen und Schulen männ- Schritt bei der Einführung eines bedingungslosen<br />
liche und weibliche Pädagogen gleichermaßen vertreten Grundeinkommens zu gehen. Diesen Schritt werden wir<br />
sein. Hier können wir Ihrem Antrag folgen. Ohne die nicht mit Ihnen gehen und lehnen Ihren Antrag daher ab.<br />
Verankerung von Genderaspekten in der Lehrer- und Erzieherausbildung<br />
bringt das aber wenig. Lehrer und Erzieher<br />
müssen darauf vorbereitet werden, Kinder und<br />
Jugendliche geschlechtersensibel zu fördern.<br />
Menschen, die in sogenannten Patchworkfamilien mit<br />
Kindern zusammenleben, bilden keine bloße Wohngemeinschaft.<br />
Der Entschluss, „zusammenzuziehen“, fällt<br />
nicht vom Himmel und ist in der Regel wohl überlegt.<br />
Nicht folgen können wir Ihnen, wenn Sie vorschlagen, Dieses „Zusammenziehen“ begründet kein einfaches<br />
zu prüfen, wie erzieherische und pflegerische Berufe at- „Zusammenwohnen“, sondern ein „Zusammenleben“!<br />
traktiver ausgestaltet und Rahmenbedingungen verbes- Diese Einstandsgemeinschaft bildet die sogenannte Besert<br />
werden können. Wieso denn ein Prüfauftrag? Die darfsgemeinschaft. Sie führen es selber in Ihrem Antrag<br />
Rahmenbedingungen, die notwendig sind, um eine wirk- auf, dass das das Bundessozialgericht in seiner Entliche<br />
Gleichstellung der Geschlechter zu erreichen, liescheidung vom 13. November 2008 (B 14 AS 2/08) die<br />
gen doch seit Jahren auf der Hand. Packen Sie es an: bestehende Regelung als verfassungskonform einschätzt<br />
Engagieren Sie sich für eine gute Bezahlung der erziehe- und feststellt, dass der Gesetzgeber typisierend unterrischen<br />
und pflegerischen Berufe, damit sie für Männer stellen darf, dass der neue Partner auch die Verantwor-<br />
wie für Frauen attraktiver werden! Sorgen Sie darüber tung für die Kinder mit übernehme.<br />
hinaus aber auch für eine flächendeckende, qualitativ<br />
hochwertige Ganztagsbetreuung! Setzen Sie Anreize für<br />
eine paritätische Aufteilung der Elternzeit! Machen Sie<br />
sich für eine Frauenquote in Aufsichtsräten und Vorständen<br />
stark! Eine moderne Gleichstellungspolitik<br />
muss Jungen und Mädchen, muss Frauen und Männer<br />
fördern!<br />
Sie thematisieren anschließend zwei Probleme: erstens<br />
die Bereitschaft und Fähigkeit des neuen Partners,<br />
diese Verantwortung zu übernehmen, und zweitens die<br />
Frage, ob eine finanzielle Unterstützung tatsächlich<br />
stattfindet. Ich frage mich ja schon, in welcher Welt Sie<br />
leben und welches Menschenbild Sie vor Augen haben.<br />
Wenn der neue Partner – und ich vermisse in Ihrem An-<br />
(B)<br />
Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms:<br />
Wir kommen zur Abstimmung. Der Ausschuss für<br />
Familie, Senioren, Frauen und Jugend empfiehlt in seiner<br />
Beschlussempfehlung auf Drucksache 17/7088, den<br />
Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und FDP auf<br />
Drucksache 17/5494 anzunehmen. Wer stimmt für diese<br />
Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen?<br />
– Die Beschlussempfehlung ist angenommen mit<br />
den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen<br />
von SPD und Linken bei Enthaltung der Grünen.<br />
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 25 auf:<br />
trag die Formulierung der „neuen Partnerin“, aber das<br />
nur am Rande – die finanzielle Fähigkeit nicht besitzt, so<br />
stellt sich das Problem nicht, da in diesem Fall alle Mitglieder<br />
der Bedarfsgemeinschaft leistungsberechtigt<br />
sind.<br />
Was die Frage der Bereitschaft betrifft, so möchte ich<br />
gerne eine Gegenfrage in den Raum stellen: Würden Sie<br />
mit einem Menschen zusammenleben wollen, der mit Ihnen<br />
zwar Tisch und Bett teilt, Ihnen aber klar zu verstehen<br />
gibt, dass er Ihre Kinder nicht „durchfüttern“ wird?<br />
Mir käme das nicht in den Sinn. Und die Frage, ob eine<br />
finanzielle Unterstützung tatsächlich stattfindet, kann<br />
(D)<br />
Beratung des Antrags der Abgeordneten Katja<br />
Kipping, Diana Golze, Matthias W. Birkwald,<br />
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE<br />
LINKE<br />
nicht Ihr Ernst sein. Gerade im Sinne einer solidarischen<br />
und menschlichen Gesellschaft tun wir gut daran,<br />
Menschen eine solche Unterlassung nicht zu unterstellen.<br />
Existenzsicherung von Stiefkindern im Leistungsbezug<br />
des SGB II und des SGB XII garantieren<br />
– Drucksache 17/7029 –<br />
Die Fälle, in den die neue Partnerin oder der neue<br />
Partner den Kindern die Unterstützung in der Familie<br />
verwehrt, dürfen nicht als Regelfall dargestellt werden,<br />
da dies sicher nicht der Regelfall ist. Wie wollen Sie so<br />
etwas feststellen? Generalverdächtigungen bringen uns<br />
Überweisungsvorschlag:<br />
nicht weiter. Und wir als Parlament sollten nicht in die<br />
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)<br />
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />
Familien hineinregieren. Menschen nicht zu bevormunden,<br />
schreiben Sie sich doch immer auf die Fahne, wenn<br />
es Ihnen gerade passt.<br />
Dr. Peter Tauber (CDU/CSU):<br />
Der vorliegende Antrag von der Fraktion Die Linke<br />
auf Drucksache 17/7029 liest sich ganz flott, aber schon<br />
auf den ersten Blick zeigt sich, dass die politische Stoßrichtung<br />
Ihres Antrages untragbar ist.<br />
Kam nicht aus Ihren Reihen die massive Kritik an den<br />
damals diskutierten Bildungsgutscheinen im Zuge der<br />
Debatte um das Bildungs- und Teilhabepaket? Die Gutscheinlösung<br />
würde die Arbeitslosengeld-II-Empfänger<br />
bevormunden. Nach dem Sportwettenurteil des Landge-<br />
Sie fordern allen Ernstes eine Regelung im SGB II richts Köln wetterte die Kollegin Lötzsch auf dem<br />
und SGB XII, nach der Einkommen und Vermögen eines Theodor-Heuss-Platz in Bremerhaven: „Wenn Men-<br />
neuen Partners des Elternteils bei der Bedarfsermittschen, die Hartz IV beziehen, sich entscheiden, einen<br />
lung nicht zu berücksichtigen sind. Mit einer solchen Re- Teil ihres Geldes für Sportwetten auszugeben, so ist das<br />
Zu Protokoll gegebene Reden