Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag
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(B)<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011 15481<br />
(A) Anlage 13<br />
Gerhard Schröder und Rot-Grün hatten die Altersgrund- (C)<br />
Zu Protokoll gegebene Reden<br />
sicherung im Jahr 2003 eingeführt und auf die Kommunen<br />
übertragen, ohne für die notwendige Finanzierung<br />
zur Beratung:<br />
zu sorgen. Seit ihrer Einführung haben sich die Kosten<br />
– Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung der<br />
Finanzkraft der Kommunen<br />
der Grundsicherung verdreifacht. Sie belaufen sich zurzeit<br />
auf jährlich 3,9 Milliarden Euro – mit dynamisch<br />
steigender Tendenz.<br />
– Antrag: Wer bestellt, bezahlt – Konnexität<br />
zugunsten der Kommunen im Grundgesetz<br />
verankern<br />
Von der Übernahme der Grundsicherung im Alter<br />
profitieren verstärkt Kommunen mit strukturellen Problemen<br />
und hoher Arbeitslosigkeit. Sie leiden besonders<br />
– Antrag: Gemeindefinanzkommission ge- unter Finanzproblemen, weil sie in der Regel wenige<br />
scheitert – Jetzt finanzschwache Kommunen Einnahmen, dafür aber besonders hohe Sozialausgaben<br />
– ohne Sozialabbau – nachhaltig aus der haben.<br />
Schuldenspirale befreien<br />
(Tagesordnungspunkt 15 a bis c)<br />
Der Anteil der Menschen mit einer schwachen Erwerbsbiografie<br />
ist in den Kommunen mit hoher Arbeitslosigkeit<br />
besonders hoch. Das heißt, dort leben viele<br />
Menschen, die auf die Grundsicherung im Alter angewiesen<br />
sind und damit die kommunalen Kassen überproportional<br />
mit besonders hoher Dynamik belasten.<br />
Peter Götz (CDU/CSU): Heute ist ein guter Tag<br />
nicht nur für Europa, sondern auch für Städte, Gemeinden<br />
und Kreise in Deutschland.<br />
Das Gesetz zur Stärkung der Finanzkraft der Kommunen,<br />
das wir in erster Lesung beraten, ist der Einstieg in<br />
die größte Entlastung der Kommunen seit Bestehen der<br />
Bundesrepublik, und zwar ohne dass neue kostenträchtige<br />
Aufgaben und sonstige Ausgabenpflichten übertragen<br />
werden.<br />
Es steht im Kontext mit dem bereits beschlossenen<br />
Bildungspaket. Zusammen gesehen entlastet der Bund<br />
die Kommunen bis zum Jahr 2020 in einer Größenordnung<br />
von mehr als 50 Milliarden Euro.<br />
Dies reiht sich nahtlos in die kommunalfreundliche<br />
Politik der CDU/CSU-geführten Bundesregierung ein.<br />
Seit 2009 leisten wir in unterschiedlichsten Bereichen<br />
immer wieder wichtige Beiträge zugunsten kommunaler<br />
Kassen. Wir stärken so die Handlungsfähigkeit der<br />
Städte, Gemeinden und Kreise systematisch. So haben<br />
wir für die Kommunen durchgesetzt, dass sie die wichtigen<br />
Investitionen des Konjunkturprogramms II einfacher<br />
umsetzen können; dass sie vom Wachstums- und Arbeitsmarktimpuls<br />
seit 2010 profitieren; dass mit der<br />
Hartz-IV-Organisationsreform das Prinzip der Hilfe aus<br />
einer Hand in eine verfassungsfeste Form überführt<br />
wurde; dass sich noch mehr Kreise und Städte auf eigenen<br />
Wunsch hin selbstständig um Langzeitarbeitslose<br />
kümmern können; dass der Ausbau der Kinderbetreuung<br />
und die frühkindliche Sprachförderung mit zusätzlichen<br />
Bundesmitteln massiv unterstützt werden; dass das Bildungspaket<br />
bei voller Kostenerstattung durch den Bund<br />
in kommunale Zuständigkeit überführt wurde; dass ihnen<br />
zusätzlich drei Jahre lang 400 Millionen Euro für<br />
Schulsozialarbeiter und Hortmittagessen zustehen; dass<br />
sich der Bund an den Hartz-IV-Unterkunftskosten mit einer<br />
festen Quote an den tatsächlichen Kosten beteiligt –<br />
um nur einige Punkte zu nennen.<br />
Heute beseitigen wir einen kommunalfeindlichen Akt<br />
der früheren rot-grünen Bundesregierung aus dem Jahr<br />
2003. Die Kommunalpolitiker in unserem Land wissen<br />
ganz genau, wem sie die Kostenexplosion der vergangenen<br />
Jahre im sozialen Bereich zu verdanken haben.<br />
Durch die Übernahme der Grundsicherung wird die<br />
kommunale Selbstverwaltung wieder möglich. Der<br />
Deutsche Städtetag kommentierte dazu beispielsweise:<br />
„Die drückende Last der Sozialausgaben wird sich dadurch<br />
auf Dauer spürbar verringern.“<br />
Bereits im Koalitionsvertrag haben sich CDU, CSU<br />
und FDP auf rasche und nachhaltige Hilfe für Städte,<br />
Gemeinden und Kreise verständigt – obwohl nach der<br />
Finanzverfassung die angemessene Finanzausstattung<br />
der Kommunen in die Zuständigkeit der Länder fällt.<br />
Wichtig ist uns, dass am Ende des Tages die Bundesmittel<br />
tatsächlich vor Ort ankommen und nicht an den klebrigen<br />
Fingern der Länderfinanzminister hängen bleiben<br />
oder über den kommunalen Finanzausgleich der Länder<br />
wieder abgeschöpft werden. Ich rate deshalb den kommunalen<br />
Spitzenverbänden, ob in NRW, Rheinland-<br />
Pfalz oder Baden-Württemberg: Schauen Sie in den<br />
nächsten Jahren besonders genau ihren Landesregierungen<br />
auf die Finger!<br />
Wenn wir heute eine Debatte über die Kommunen<br />
führen, sollten wir uns auch anschauen, wie sich die<br />
kommunalen Investitionen entwickelt haben. Die Bilanz<br />
ist eindeutig: Ein Teil des unter Rot-Grün in den Jahren<br />
1998 bis 2005 aufgebauten kommunalen Investitionsstaus<br />
konnte unter unserer Führung aufgelöst werden. In<br />
den Jahren der Finanzkrise 2009 und 2010 stammte jeder<br />
sechste in den Kommunen investierte Euro aus den Mitteln<br />
der Konjunkturpakete des Bundes. Allein 2010 bedeutete<br />
dies eine Steigerung der kommunalen Bauausgaben<br />
um 10,5 Prozent auf 18,6 Milliarden Euro.<br />
Ich fasse also zusammen:<br />
Der wirtschaftliche Erfolg gibt Deutschlands Reformpolitik<br />
recht. Die Politik hat die Weichen frühzeitig gestellt<br />
und gute Rahmenbedingungen geschaffen.<br />
Noch vor Ausbruch der weltweiten Finanzmarkt- und<br />
Wirtschaftskrise initiierten CDU und CSU die Modernisierung<br />
unserer bundesstaatlichen Ordnung.<br />
(D)