Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag
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(B)<br />
15314 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011<br />
(A)<br />
Christoph Strässer<br />
sie Milizen anheimfallen. Daher sind sie nicht mehr in allem aus der Erdölförderung zwischen dem Nordsudan (C)<br />
der Lage, die Lebensmittel in das Land zu transportieren. und dem Südsudan ist nach wie vor unbeantwortet und<br />
Dafür braucht man Schutz. Ich frage auch an dieser<br />
bietet daher sehr viel Konfliktstoff.<br />
Stelle: Wer gewährleistet diesen Schutz? Das ist für<br />
mich der wesentliche Grund, zu sagen: Wenn es an dieser<br />
Stelle vorangehen soll, dann brauchen wir noch für<br />
eine sehr lange Zeit die Absicherung durch eine Institution<br />
wie UNMISS.<br />
Es gibt drei große Konfliktherde. In den vergangenen<br />
Wochen kam es innerhalb des Sudan, in Abyei wie auch<br />
in den Bundesstaaten Süd-Kurdufan, also in den Nuba-<br />
Bergen, über die wir hier schon einmal diskutiert haben,<br />
und Blauer Nil zu bewaffneten Auseinandersetzungen<br />
Ich sage deshalb zum Schluss: Wir können bis zu<br />
50 Soldatinnen und Soldaten sowie Polizistinnen und<br />
Polizisten entsenden. Tatsächlich sind 12 vor Ort. Weil<br />
sich diese 12 vielleicht ein wenig einsam vorkommen,<br />
erheblichen Umfangs zwischen den Sudan Armed<br />
Forces, der SAF, und lokalen Milizen, über deren Ausrichtung<br />
uns Herr Strässer das eine oder andere mitgeteilt<br />
hat.<br />
haben sie es, finde ich, wirklich verdient, dass wir die<br />
Arbeit, die sie dort unter schwierigsten Umständen leisten<br />
– sie sind keine Kampftruppe –, respektieren und<br />
dass wir ihnen wie auch allen anderen zivilen Helferinnen<br />
und Helfern, die beim Aufbau des Sudan aktiv sind,<br />
In Abyei konnte die Friedenstruppe die Lage beruhigen.<br />
Die überwiegend äthiopischen Soldaten zeigen dort,<br />
was innerafrikanische Verantwortung und Solidarität bedeuten.<br />
Das ist ein wichtiger Beitrag.<br />
alles Gute wünschen. Dafür werbe ich, und deshalb<br />
werbe ich auch für die Unterstützung dieses Mandats.<br />
Wir sind mit nur 12 Soldaten im Einsatz; wir können<br />
diese Zahl im Fall des Falles auf 50 anheben. Insgesamt<br />
Danke schön.<br />
ist es so, dass vor allem afrikanische Verbündete in der<br />
Region tätig sind. Das bleibt ein wichtiger Beitrag zur<br />
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Friedenssicherung insgesamt und damit zur Stabilisie-<br />
der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNIS- rung des Kontinents.<br />
SES 90/DIE GRÜNEN)<br />
In den ressourcenreichen Konfliktregionen, in Süd-<br />
Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms:<br />
Für die CDU/CSU hat jetzt das Wort der Kollege<br />
Philipp Mißfelder.<br />
Kurdufan und Blauer Nil, geht der Konflikt, der im Juni<br />
ausgebrochen ist, weiter. Wir sehen, dass in den umstrittenen<br />
Gebieten mit Gewalt Fakten geschaffen werden<br />
oder zumindest versucht wird, Fakten zu schaffen. Seit<br />
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- Juli sind nach Expertenangaben 200 000 Menschen aus<br />
neten der FDP)<br />
Süd-Kurdufan vertrieben worden.<br />
Philipp Mißfelder (CDU/CSU):<br />
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe<br />
Kolleginnen und Kollegen! Herzlichen Dank für Ihren<br />
Beitrag, Herr Strässer. Ich glaube, er knüpft gut an das<br />
an, was wir am 25. März 2010 hier verabschiedet haben.<br />
Mit unserem interfraktionellen Antrag haben wir ausgedrückt,<br />
dass uns nicht gleichgültig ist, was sich in Sudan<br />
tut, und dass wir diesem Thema hier im Deutschen <strong>Bundestag</strong><br />
eine große Bedeutung zumessen.<br />
Die Arbeit der Bundeswehr für UNMISS ist wichtig,<br />
damit die Menschen in Sudan ein Minimum an Stabilität<br />
erhalten. Unser Beitrag, den wir mit zwölf Soldaten leisten,<br />
ist zwar klein, aber wichtig. Die große Geschlossenheit,<br />
mit der wir diesen Einsatz auf den Weg bringen, ist<br />
ein wichtiges Zeichen.<br />
Der Sudan steht – ich möchte zum politischen Teil<br />
kommen – vor großen Herausforderungen. Selbst in der<br />
Friedenspolitik in Afrika ist es eine der größten Herausforderungen<br />
überhaupt. Gerade der neue Staat Südsudan<br />
steht vor immensen Gefahren. Deshalb müssen wir versuchen,<br />
ihn außenpolitisch wie auch innenpolitisch zu<br />
stabilisieren und zu unterstützen.<br />
Erstens: zu den außenpolitischen Herausforderungen.<br />
Das Comprehensive Peace Agreement zwischen Nordund<br />
Südsudan ist noch nicht vollständig umgesetzt. Mit<br />
dem Nordsudan besteht Uneinigkeit über Teile des<br />
Grenzverlaufs sowie über die Zugehörigkeit der Region<br />
Abyei. Die wichtige Frage der Aufteilung der Erlöse vor<br />
Diese Faktoren werden zwar von der Weltöffentlichkeit<br />
wenig beachtet, aber es wird deutlich: Wir stehen<br />
vor einem ganz großen Konflikt, in dem wir unserer Verantwortung<br />
gerecht werden müssen.<br />
In der Verantwortung der internationalen Gemeinschaft<br />
liegt es deshalb, den Druck zu erhöhen, auch den<br />
politischen Druck. Wir dürfen in unseren Anstrengungen,<br />
den Prozess zu begleiten, nicht nachlassen. Wir<br />
können nicht zulassen, dass irgendwann im Hinblick auf<br />
den Sudan von einem vergessenen Konflikt und dann,<br />
wenn wir uns wieder daran erinnern, von einem erneuten<br />
Völkermord oder „failed state“ die Rede sein wird, sondern<br />
wir müssen jetzt, da wir etwas tun können, handeln.<br />
Deutschland steht als Mitglied des Sicherheitsrates der<br />
Vereinten Nationen in einer besonderen Verantwortung.<br />
Dieser Verantwortung wird unser Außenminister durch<br />
sein Engagement und durch die wichtige Reise, die er<br />
unternommen hat, gerecht.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)<br />
Zweitens: zu den innenpolitischen Herausforderungen.<br />
Die Bildung eines Staates aus 60 verschiedenen<br />
Ethnien ist relativ schwierig, wie sich jeder vorstellen<br />
kann. Die Entwaffnung und Reintegration ehemaliger<br />
oder immer noch aktiver Guerillakämpfer ist eine große<br />
Herausforderung. Auch der Versuch, für sie eine Erwerbsbasis<br />
zu schaffen – als Handwerker, Angestellte<br />
oder Arbeiter –, ist sicherlich eine Herausforderung, der<br />
wir noch mehr Aufmerksamkeit schenken müssen.<br />
(D)