Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag
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15338 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011<br />
(A) Vizepräsidentin Petra Pau:<br />
unzumutbar sein, und zwar abgesehen von der Tatsache, (C)<br />
Der Kollege Michael Frieser hat für die Unionsfrak- dass in § 15 a Abs. 5 Aufenthaltsgesetz für die Verwaltion<br />
das Wort.<br />
tung bereits die Möglichkeit einer Ausnahme bei der<br />
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)<br />
Verteilung vorgesehen ist? Über diese Möglichkeit hinauszugehen,<br />
halten wir wirklich für überzogen.<br />
Michael Frieser (CDU/CSU):<br />
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und<br />
Herren! Lieber Herr Kollege Kilic, Sie wissen es eigentlich<br />
besser. Ich befürchte fast, dass das Redemanuskript<br />
vor der entscheidenden Beschlussfassung fertig war oder<br />
Sie diesen Antrag irgendwo in der Schublade gefunden<br />
haben. Anscheinend ist die Beschlussfassung zu diesem<br />
Thema und die Umsetzung der Beschlüsse wirklich an<br />
Zweitens. Sie glauben weiterhin, einen Zeugenschutz<br />
einführen zu müssen. Bezüglich Ihrer Forderung, aussagebereiten<br />
Zeugen eine Aufenthaltserlaubnis zu geben,<br />
weise ich darauf hin, dass wir in Übereinstimmung mit<br />
der Opferschutzrichtlinie schon entsprechende Regelungen<br />
eingeführt haben. Ich glaube, dass die von Ihnen<br />
vorgeschlagene Regelung entbehrlich ist, weil wir ihrer<br />
an dieser Stelle wirklich nicht bedürfen.<br />
Ihnen vorbeigegangen.<br />
Drittens geht es um die Bedenkzeit, also darum, dass<br />
(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE<br />
GRÜNEN]: Richtig ist, dass wir uns damit<br />
schon lange befassen!)<br />
man im Rahmen des Rechtsschutzes auch die Opferbedenkzeit<br />
verlängern sollte. Ich kann nur versuchen, hier<br />
gegliedert vorzugehen. Ich glaube, dass wir mit einer nahezu<br />
gleichlautenden Regelung in unserem Richtlinien-<br />
Ich will es noch einmal deutlich machen: Wir haben umsetzungsgesetz bereits die notwendigen Vorausset-<br />
wirklich das in unserer Macht Stehende getan, all das zungen geschaffen haben. Das müssten Sie in Ihrer Vor-<br />
aufzunehmen und umzusetzen, was wir rechtsstaatlich lage zumindest einmal aktualisieren.<br />
gerade noch für verantwortbar halten. Um es noch einmal<br />
ins Gedächtnis zu rufen: Es geht im Normalfall um<br />
sich hier illegal aufhaltende Menschen. Sie erwecken<br />
den Eindruck, dass genau das nicht das eigentliche<br />
Thema wäre. Ich meine, dass sich der Rechtsstaat, auf<br />
den diese Menschen so erpicht sind, in diesen Fragen<br />
und an dieser Stelle mit einem Instrumentarium versorgen<br />
muss, mit dem er in die Lage versetzt wird, darauf<br />
ordnungsgemäß zu reagieren.<br />
Viertens geht es um die Frage des Vergütungsanspruchs.<br />
Hierzu findet sich in dem neuen § 25 Abs. 4 b<br />
Aufenthaltsgesetz bereits eine fast inhaltsgleiche Formulierung.<br />
Ich weiß nicht, warum dieses Thema, das wir in<br />
zig Debatten, sowohl im Ausschuss als auch hier im<br />
<strong>Bundestag</strong>, bereits behandelt haben, noch einmal im Antrag<br />
thematisiert werden musste. Auch da sollte Ihre<br />
Vorlage aktualisiert werden.<br />
(B) (Beifall bei der CDU/CSU – Josef Philip<br />
Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das<br />
sind doch Sprechblasen!)<br />
Fünftens. Hier kommen wir zu einem SPD-Lieblingsthema,<br />
dem der Prozessstandschaft, das ins Arbeitsgerichtsgesetz<br />
eingeführt werden soll. In der Art und<br />
Weise kennt das unser Rechtssystem nicht. Dass man in<br />
(D)<br />
Heute geht es um die Frage der Umsetzung; und die der Prozessstandschaft für andere deren Rechte durch-<br />
Grünen versuchen, mit etwas angereicherter Ideologie setzt, ist uns grundsätzlich fremd. Letztendlich gibt es<br />
noch einmal nachzufassen. Wir kommen leider Gottes zu keinen nachvollziehbaren Grund, warum wir das an die-<br />
dem Ergebnis, dass sich hinter Ihren Forderungen eine ser Stelle einräumen sollten oder einräumen müssten.<br />
Open-Door-Politik versteckt, die lediglich die Botschaft<br />
vermittelt: Kommt alle her, egal aus welchen Gründen.<br />
Wir werden dann schon sehen, wie es weitergeht.<br />
(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE<br />
GRÜNEN]: Weil Sie mit den Betroffenen nie<br />
sprechen!)<br />
(Rüdiger Veit [SPD]: Völliger Unsinn! – Josef<br />
Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN]: Was soll denn dieser Unsinn?)<br />
Sechstens. Es geht um die Frage der Beihilfe. Herr<br />
Kollege, wenn Sie der Auffassung sind, dass die Frage,<br />
wer aus humanitären Gründen Illegalen Beihilfe gibt, ein<br />
Rechtsstaatlich gesehen liegt genau in dieser Form der abgrenzungsfähiger Tatbestand wäre, dann muss ich Ih-<br />
Gleichmacherei eigentlich eine Ungerechtigkeit denen nen sagen: Das lässt sich in keiner Weise abgrenzen, we-<br />
gegenüber, die mit Recht hier sind und mit Recht einen der rechtlich noch staatsrechtlich noch in irgendeiner an-<br />
Aufenthaltsstatus genießen. Darauf sollte man zuminderen Weise, und schon gar nicht bei der Frage der<br />
dest Rücksicht nehmen.<br />
Ermittlung.<br />
Lassen Sie mich angesichts der Änderungen an der (Memet Kilic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]:<br />
Vorlage der Regierungskoalition, die wir in der Sommer-<br />
Selbstverständlich!)<br />
pause bereits durchgebracht haben, auf die von Ihnen angesprochenen<br />
Einzelpunkte, soweit ich das tun kann,<br />
So etwas einzuführen, halte ich für schwierig.<br />
eingehen. Ihre Forderungen sind nämlich entweder wirk- Wir kommen im Grunde am Ende zu der Bewertung,<br />
lich überflüssig, weil die jetzige Gesetzeslage bereits dass es um ein Paradoxon geht. Es handelt sich um Men-<br />
eine Regelung enthält, oder rechtsstaatlich tatsächlich schen, die in dieses Land kommen, weil sie sich von die-<br />
nicht durchzusetzen.<br />
sem Rechtsstaat Hilfe erbitten.<br />
Erstens. Was soll bitte an der länderübergreifenden (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE<br />
Verteilung von Menschen, die sich hier illegal aufhalten, GRÜNEN]: Die kommen aber aus anderen