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Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011 15407<br />

(A)<br />

Hans-Joachim Hacker<br />

rismusbranche aber auch der Kommunen und der Län- gekommen. Auf Drucksache 15/2315 erklärte die dama- (C)<br />

der.lige<br />

rot-grüne Bundesregierung: „Ziel des Projektes<br />

Die Aussagekraft der Beherbergungsstatistik wird<br />

dagegen nach dem Gesetzentwurf der Bundesregierung<br />

verwässert. Das wird auch nicht durch die angebliche<br />

Reduzierung von Bürokratiekosten im Umfang von<br />

89 000 Euro jährlich ausgeglichen, deren Betrag sich<br />

jedoch durch zusätzliche Befragungen um 40 000 Euro<br />

jährlich reduziert.<br />

JobCard ist … der Einstieg in die zentrale Speicherung<br />

von Arbeitnehmerdaten zur Entbürokratisierung der<br />

Verwaltung.“ Am 15. März 2010 erklärte die Partei<br />

Bündnis 90/Die Grünen in einer Pressemitteilung: „Seit<br />

dem 1. Januar 2010 werden in Deutschland Informationen<br />

über Arbeitnehmer/innen wie zum Beispiel Einkommensnachweise<br />

zentral elektronisch gesammelt. … Wir<br />

lehnen diese massenhafte und unbestimmte Datensamm-<br />

Die Bundesregierung argumentiert in ihren Gesetzlung ab. Statt Datensparsamkeit gibt es neue Datenentwurf<br />

mit der Verpflichtung des Statistischen Bundesberge.“ Vielleicht sollte man den Grünen zu ihrer<br />

amtes zur Lieferpflicht von Tourismusdaten an das Sta- – wenngleich späten – Einsicht gratulieren.<br />

tistische Amt der Europäischen Union. Ich hatte bereits<br />

darauf hingewiesen, das einer differenzierten Erhebung<br />

von statistischen Angaben nichts im Wege steht und wir<br />

trotzdem die <strong>Bericht</strong>spflicht gegenüber der Europäischen<br />

Union erfüllen können.<br />

Aber man darf nicht vergessen: Erfunden hat das Datenmonster<br />

ELENA Rot-Grün. Man darf auch nicht<br />

übersehen: Die Grünen reden gerne über Bürgerrechte;<br />

aber wenn sie regieren, dann sieht es doch ganz anders<br />

aus. In Baden-Württemberg steht in Ihrem Koalitions-<br />

Im Übrigen weise ich darauf hin, dass Deutschland vertrag, dass sie die Vorratsdatenspeicherung wieder<br />

mit durchschnittlich 48 Schlafgelegenheiten deutlich einführen wollen. In der Zeit der rot-grünen Bundesre-<br />

kleinere Beherbergungseinheiten als andere EU-Länder gierung hatten Sie keine Not damit, sich für eine „zen-<br />

wie zum Beispiel Frankreich mit 70 Betten pro Betrieb trale Speicherung“ aller Arbeitnehmerdaten einzuset-<br />

hat.<br />

zen.<br />

Die Beherbergungsbranche benötigt umfassende In der erwähnten Pressemitteilung haben die Grünen<br />

Zahlen, um sich auf Strukturveränderungen einstellen zu aufgefordert, sich der Verfassungsbeschwerde gegen das<br />

können. Und die Politik benötigt ebenfalls aussagefähi- ELENA-Verfahren anzuschließen. Die Verfassungsbeges<br />

und somit belastbares statistisches Zahlenmaterial. schwerde verfolgt – richtigerweise – die Aufhebung des<br />

Der Gesetzentwurf der Bundesregierung wird diesem Gesetzes, das von den Beschwerdeführern für verfas-<br />

Erfordernis aus Sicht der Tourismuspolitik nicht gesungswidrig gehalten wird. Mit dem heute zu beschlierecht.ßenden<br />

Gesetz erübrigt sich die Verfassungsbeschwerde<br />

(B) Wir stimmen gegen den Gesetzentwurf, weil es keiner<br />

Änderung der Beherbergungsstatistik bezüglich der Abschneidegrenze<br />

bedarf, sondern wir eine Qualifizierung<br />

der Statistikangaben benötigen.<br />

zum Glück. Wir warten nicht darauf, dass Karlsruhe unsere<br />

Arbeit macht. Wir machen sie lieber selbst – und<br />

haben nach gründlicher Prüfung entschieden, ein Gesetz,<br />

das wir für falsch halten, aufzuheben. Dass es den<br />

Grünen aber dann doch nicht darum geht, jetzt schnell<br />

und im parlamentarischen Verfahren das zu erreichen,<br />

(D)<br />

Gisela Piltz (FDP):<br />

was sie vorgeblich wollen, hat sich gestern im Wirt-<br />

Mit der Änderung des Beherbergungsstatistikgesetzes schaftsausschuss gezeigt: Da haben Sie nämlich ver-<br />

und des Handelsstatistikgesetzes wird das Ziel von Büsucht, das Verfahren zu verlangsamen und zu verzögern.<br />

rokratieabbau für kleine und mittlere Unternehmen ver- Da müssen Sie sich schon mal entscheiden, was sie wolfolgt.<br />

Mit der Umsetzung einer neuen Verordnung der len. Wenn es Ihnen ernst ist mit Datenschutz, wenn Sie<br />

Europäischen Union ist für das Beherbergungsgewerbe wirklich meinen, was Sie sagen, dann müssen Sie heute<br />

insgesamt eine Entlastung von Bürokratielasten verbun- für die Aufhebung des ELENA-Verfahrens stimmen. Ihr<br />

den, da in Zukunft nur noch Betriebe, die mindestens Stimmverhalten heute ist der Lackmustest für Ihre Poli-<br />

zehn Gäste gleichzeitig aufnehmen können, zur Abliefetik.rung von statistischen Daten verpflichtet sind. Für<br />

diesen vom Mittelstand geprägten Wirtschaftsbereich<br />

bedeutet dies eine große Erleichterung, die wir sehr begrüßen.<br />

Durch die Änderung der statistischen <strong>Bericht</strong>spflichten<br />

zur Handelsstatistik im Kfz- und Großhandel<br />

werden weniger Datenerhebungen erforderlich, da die<br />

Zahl der berichtspflichtigen Unternehmen erheblich gesenkt<br />

wird. Das kommt den kleinen und mittleren Unternehmen<br />

zugute, die uns besonders am Herzen liegen.<br />

Gerade den Mittelstand von Bürokratielasten zu befreien,<br />

ist dieser Koalition ein wichtiges Anliegen, das<br />

mit dem vorliegenden Gesetzentwurf vorangetrieben<br />

wird.<br />

Die schwarz-gelbe Bundesregierung und die Fraktionen<br />

von CDU/CSU und FDP haben sich für das Richtige<br />

entschieden: Sie haben die Einsicht, dass die von den<br />

Grünen erfundene „zentrale Datenspeicherung“ der<br />

falsche Weg ist, umgesetzt und die konsequente Entscheidung<br />

getroffen: die Aufhebung des ELENA-Verfahrens.<br />

Das ist nicht nur für den Datenschutz eine gute<br />

Nachricht, sondern auch für die kleinen und mittleren<br />

Unternehmen, die von unnötiger Datensammelwut befreit<br />

werden. Es ist zugleich eine gute Nachricht für die<br />

Kommunen. Die kommunalen Spitzenverbände hatten<br />

errechnet, dass das verfehlte Verfahren die Kommunen<br />

mit zusätzlichen 236 Millionen Euro allein in den Berei-<br />

Es gibt aber noch mehr Erfreuliches zu sagen; denn chen Arbeitsagenturen, Elterngeld und Wohngeld belas-<br />

durch den Änderungsantrag der Koalitionsfraktionen ist ten würde. Die kommunalen Spitzenverbände stellten<br />

ein weiterer Aspekt in dieses Gesetzgebungsverfahren fest, dass das geplante ELENA-Verfahren sogar zu einer<br />

Zu Protokoll gegebene Reden

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