Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag
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15364 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011<br />
(A)<br />
Volker Beck (Köln)<br />
tik an der sri-lankischen Regierung zu stützen. Für ihre hat, war ein politisch und menschenrechtlich miserables (C)<br />
kritischen Äußerungen zu der Untersuchung der Kriegs- Signal an die sri-lankische Regierung.<br />
verbrechen und der Menschenrechtslage hatte sie von<br />
sri-lankischer Seite hart einstecken müssen. Und leider<br />
hatte es die Bundesregierung versäumt, ihr in diesem<br />
Moment den Rücken zu stärken.<br />
Mittlerweile hat die schweizerische Bundesanwaltschaft<br />
angekündigt, bei Wiedereinreise von Jagath Dias<br />
ein förmliches Ermittlungsverfahren gegen ihn wegen<br />
der Begehung von Kriegsverbrechen zu eröffnen. In<br />
Die gegenwärtige Regierung Sri Lankas scheint nicht Deutschland wurde bereits ein Vorermittlungsverfahren<br />
zu realisieren, dass ein militärischer Sieg allein nicht zu möglichen Völkerstraftaten während der Endphase<br />
zum dauerhaften Frieden führen wird. Eine politische des sri-lankischen Bürgerkrieges eröffnet.<br />
Lösung setzt einen Prozess unter Beteiligung aller Bevölkerungsgruppen<br />
voraus. Dies setzt ebenfalls voraus,<br />
eine Entwicklungsstrategie mit dem Ziel zu erarbeiten,<br />
die großen materiellen Differenzen zwischen dem Süden<br />
des Landes und dem Norden bzw. Osten des Landes zu<br />
überwinden. Ohne eine nachhaltige Verbesserung der<br />
Lebensbedingungen, den angemessenen Zugang zu Bildung<br />
und Gesundheit sowie verbesserten Leistungen im<br />
Wasser- und Energiebereich wird keine dauerhaft friedliche<br />
Entwicklung zu erreichen sein. Für die Bundesregierung<br />
sowie die Europäische Union ergibt sich daraus<br />
die Pflicht, die diplomatischen Beziehungen an Leitlinien<br />
zu knüpfen, die verbindliche und überprüfbare<br />
Menschenrechtskriterien aufweisen.<br />
Bis zu seiner Abberufung als Vizebotschafter genoss<br />
Jagath Dias diplomatische Immunität vor einer Strafverfolgung,<br />
die er durch Ausstellung eines Diplomatenvisums<br />
in Deutschland erhalten hatte. Ich fordere daher<br />
von der Bundesregierung, Vorwürfen von internationalen<br />
Verbrechen zukünftig bereits im Verfahren der Visaerteilung<br />
für diplomatisches Botschaftspersonal ernsthaft<br />
nachzugehen und dabei notfalls auch eigene<br />
Ermittlungen anzustellen. Der Fall Dias, in dem durch<br />
die Ausstellung eines diplomatischen Visums eine Strafverfolgung<br />
verhindert wurde, darf sich nicht wiederholen.<br />
(B)<br />
Die Kernforderung des vorliegenden Antrags der<br />
Linksfraktion, den internationalen Druck auf die Regierung<br />
Sri Lankas mit dem Ziel zu verstärken, dass die<br />
Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen, die<br />
von der Regierung, der Armee, den paramilitärischen<br />
Gruppen und Rebellen begangen wurden, von einer unabhängigen<br />
Kommission untersucht und die Verantwortlichen<br />
zur Rechenschaft gezogen werden, ist daher absolut<br />
richtig und unterstützenswert. Wir teilen die<br />
inhaltliche Analyse des Antrages, die weitgehend mit<br />
Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms:<br />
Wir kommen zur Abstimmung. Der Ausschuss für<br />
Menschenrechte und Humanitäre Hilfe empfiehlt in seiner<br />
Beschlussempfehlung auf Drucksache 17/4699, den<br />
Antrag der Fraktion Die Linke auf Drucksache 17/2417<br />
abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung?<br />
– Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung<br />
ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen<br />
gegen die Stimmen der Linken und der<br />
Grünen bei Enthaltung der SPD angenommen.<br />
(D)<br />
unserer eigenen früheren Einschätzung übereinstimmt,<br />
die wir in unserem Antrag, dem Antrag der Fraktion von<br />
Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel „Menschenrechte<br />
in Sri Lanka stärken“ auf Drucksachennummer 17/124,<br />
zum Ausdruck gebracht haben. Wir werden dem Antrag<br />
der Linken deshalb zustimmen.<br />
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 20 auf:<br />
Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung<br />
eingebrachten Entwurfs eines Neunten<br />
Gesetzes zur Änderung des Bundesvertriebenengesetzes<br />
Jagath Dias, Generalmajor der sri-lankischen Streit- – Drucksache 17/5515 –<br />
kräfte während der schrecklichen Schlussoffensive, war<br />
anschließend bis September 2011 sri-lankischer Vizebotschafter<br />
für Deutschland, die Schweiz und den Vatikan.<br />
Beschlussempfehlung und <strong>Bericht</strong> des Innenausschusses<br />
(4. Ausschuss)<br />
Im Januar 2011 hatte das European Center for Constitu- – Drucksache 17/7178 –<br />
tional and Human Rights, ECCHR, dem Auswärtigen<br />
Amt ein umfassendes Dossier vorgelegt, in dem der seit<br />
langem bekannte Vorwurf, Jagath Dias habe eine Vielzahl<br />
von Kriegsverbrechen zu verantworten, minutiös<br />
dargelegt wurde. Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen<br />
hatte kurz darauf in einer Kleinen Anfrage auf<br />
Drucksachennummer 17/6005 nach der Haltung der<br />
<strong>Bericht</strong>erstattung:<br />
Abgeordnete Stephan Mayer (Altötting)<br />
Daniela Kolbe (Leipzig)<br />
Serkan Tören<br />
Ulla Jelpke<br />
Memet Kilic<br />
Bundesregierung zu diesen Vorwürfen gefragt. Heraus<br />
kam in der Antwort auf Frage 9 zumindest, dass der Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU):<br />
Bundesregierung die Vorwürfe aus dem ECCHR-Dos- Mit dem Entwurf eines Neunten Gesetzes zur Ändesier<br />
bereits zum Zeitpunkt der Akkreditierung Jagath rung des Bundesvertriebenengesetzes wird heute eine<br />
Dias’ bekannt waren. Wie es dann zu einer Akkreditie- Änderung des Bundesvertriebenenrechts vollzogen, die<br />
rung kommen konnte, ist mir schleierhaft. Die Bundesre- in ihrer rein quantitativen Wirkung begrenzt ist. Für die<br />
gierung hätte diesen Mann nie als Diplomaten in Betroffenen ist sie jedoch von außerordentlicher und<br />
Deutschland akkreditieren dürfen, ihm aber zumindest wichtiger Bedeutung. Schließlich geht es für die Betrof-<br />
rasch nach Bekanntwerden solcher Vorwürfe das Diplofenen um die Möglichkeit, einen neuen Lebensmittelmatenvisum<br />
entziehen müssen. Dass sie dies nicht getan punkt zu wählen.