Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag
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(B)<br />
15324 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011<br />
(A)<br />
Parl. Staatssekretär Dr. Hermann Kues<br />
kommt, unterschreiben muss, dass er es für Zwecke der (Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- (C)<br />
Demokratieförderung einsetzt.<br />
NEN]: Das stimmt sehr wohl!)<br />
(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN]: Dann sollen es doch bitte alle unterschreiben!)<br />
Sogar zahlreiche Kommunen haben unterschrieben, obwohl<br />
sie überhaupt nicht dazu verpflichtet sind. Erinnern<br />
Sie sich einmal an die Diskussion im Bundesrat. Dort<br />
Es geht nicht um einen Generalverdacht gegenüber den<br />
Trägern. Es ist bemerkenswert, dass der Großteil der<br />
Träger überhaupt keine Probleme mit dieser Demokratieerklärung<br />
hat.<br />
gab es eine Initiative vom Land Berlin gegen die Demokratieerklärung.<br />
– Ich sage gleich noch etwas zu der Expertise<br />
des Wissenschaftlichen Dienstes. – Am letzten<br />
Freitag ist dem Antrag des Landes Berlin auf Änderung<br />
der Demokratieerklärung vom Bundesrat mit seiner mo-<br />
(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- mentanen Mehrheit eine klare Absage erteilt worden,<br />
NEN]: Warum wohl? Weil sie kein Geld mehr weil man offenkundig die rechtliche Basis dafür nicht als<br />
bekommen!)<br />
tragfähig angesehen hat.<br />
Ich glaube, dass wir gute Gründe haben, genau hinzuschauen,<br />
wer von diesen Maßnahmen profitiert. Ich habe<br />
schon beim letzten Mal auf einige sehr praktische Beispiele<br />
hingewiesen. Es kann nicht sein, dass Extreme<br />
von den Programmen gegen Extreme profitieren. Das ist<br />
mit unserem Verständnis nicht vereinbar.<br />
Zu der Expertise des Wissenschaftlichen Dienstes des<br />
<strong>Bundestag</strong>es gibt es ganz klare Gutachten von Wissenschaftlern<br />
und Fachleuten. Wir haben auch Stellungnahmen<br />
der Verfassungsressorts, in denen steht, dass das<br />
eine ausgesprochen dünne Expertise gewesen ist. Wir<br />
verlassen uns auf die Stellungnahme der Verfassungsressorts.<br />
Wieso werden Klagen zurückgezogen, wenn es angeblich<br />
rechtswidrig ist? Weil man auf dieser Basis nicht<br />
erfolgreich sein wird. Sie können es vor Gericht gerne<br />
noch einmal versuchen.<br />
Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms:<br />
Herr Kollege Kues, ich muss Ihren Redefluss unterbrechen;<br />
denn der Kollege Kindler würde Ihnen gerne<br />
eine Zwischenfrage stellen.<br />
Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär bei der Bundesministerin<br />
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend:<br />
Das hat er doch schon beim letzten Mal gemacht. Ist<br />
er überhaupt hier?<br />
(Heiterkeit – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/<br />
DIE GRÜNEN]: Es ist schon spät am Abend!<br />
Wir wissen das!)<br />
Bitte sehr.<br />
Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms:<br />
Bitte schön, Herr Kindler.<br />
Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN):<br />
Sehr geehrter Herr Staatssekretär, ist Ihnen bekannt,<br />
dass der Wissenschaftliche Dienst dieses Hohen Hauses<br />
ein Gutachten zur sogenannten Demokratieklausel – wir<br />
sagen: Extremismusklausel – verfasst hat und in diesem<br />
Gutachten zu dem Ergebnis kommt, dass die Demokratieklausel<br />
verfassungsrechtlich höchst bedenklich bzw.<br />
sogar verfassungswidrig ist, weil sie einen Bekenntniszwang<br />
der Träger verlangt, was in keinem Verhältnis zu<br />
dem steht, was an staatlichen Geldern gegeben wird?<br />
Teilen Sie weiterhin meine Einschätzung, dass eine Zivilgesellschaft<br />
Vertrauen sowie Unterstützung und nicht<br />
Misstrauen braucht und dass dies das große Problem ist,<br />
weswegen so viele Träger und zivilgesellschaftliche Initiativen<br />
dagegen vorgehen und protestieren?<br />
Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär bei der Bundesministerin<br />
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend:<br />
Das Letzte, was Sie gesagt haben, dass viele zivilgesellschaftliche<br />
Träger und Initiativen dagegen vorgehen,<br />
stimmt schlichtweg nicht.<br />
Langer Rede kurzer Sinn: Wir werden daran festhalten,<br />
den Extremismus von beiden Seiten zu bekämpfen.<br />
Ich wäre sehr dankbar, wenn diejenigen, die uns immer<br />
vorwerfen, wir seien auf dem einen Auge blind, bei Aktivitäten<br />
gegen Linksextremismus und Islamismus an der<br />
Seite der Regierung stünden.<br />
(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN]: Wir sind nicht an der Regierung! Wie<br />
kämen wir dazu?)<br />
Entscheidend ist, dass Demokraten in dieser Sache zusammenhalten.<br />
Deswegen sollten Sie da mitmachen.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten<br />
der FDP)<br />
Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms:<br />
Für die SPD hat jetzt der Kollege Sönke Rix das<br />
Wort.<br />
(Beifall bei der SPD)<br />
Sönke Rix (SPD):<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und<br />
Herren! Ich möchte zunächst auf den Koalitionsantrag<br />
eingehen. Wenn man ihn liest, dann stößt man auf die<br />
Schlagwörter, die sehr häufig darin zu finden sind: weiterentwickeln,<br />
prüfen. Sie wollen eine verbesserte Koordination<br />
und Zusammenarbeit der Ministerien. Es ist<br />
richtig und gut, Programme für Demokratie und Toleranz<br />
weiterzuentwickeln. Aber was wollen Sie konkret<br />
für die Initiativen vor Ort tun, die an diesen Programmen<br />
beteiligt sind? Die Antwort auf diese Frage fehlt in Ihrem<br />
Antrag, liebe Kolleginnen und Kollegen von Union<br />
und FDP. Das Ziel muss sein, eine Gesamtstrategie zu<br />
entwickeln. Auch das haben Sie richtig formuliert. Doch<br />
mit welchen Mitteln und mit welchen konkreten Schrit-<br />
(D)