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Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011 15251<br />

(A)<br />

Klaus Ernst<br />

dann sage ich Ihnen: Wenn es tatsächlich so ist, dass jede 2 500 Beschäftigten 450 nur noch in befristeten Be- (C)<br />

Arbeit sinnvoller und würdevoller ist als nicht zu arbeischäftigungsverhältnissen, bei der IB GmbH sind von<br />

ten, dann sagen Sie damit, dass die Sklaven im alten 2 000 Beschäftigten annähernd die Hälfte nur noch in<br />

Rom würdevolle Arbeit geleistet haben. Das haben sie befristeten Arbeitsverhältnissen. Sie machen den Aus-<br />

aber nicht.<br />

nahmetatbestand, dass man jemanden für einen kurzen<br />

(Beifall bei der LINKEN)<br />

Zeitraum einstellen kann, weil es dafür einen sachlichen<br />

Grund gibt, zur Regel. Wir wollen – da sind wir uns in<br />

Sie haben nicht einmal Lohn bekommen.<br />

der Opposition, glaube ich, alle einig – wieder Regulie-<br />

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Nein! Die Leute<br />

gehen freiwillig und erhobenen Hauptes zur<br />

rung auf dem Arbeitsmarkt und kein Wildwest à la FDP.<br />

Danke für die Aufmerksamkeit.<br />

Arbeit!)<br />

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeord-<br />

– Herr Dr. Kolb, jetzt bin ich dran; Sie können mir gerne<br />

noch eine Zwischenfrage stellen. Ich würde sie auch beneten<br />

der SPD)<br />

antworten.<br />

Vizepräsident Eduard Oswald:<br />

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das wäre zu viel Vielen Dank, Herr Kollege Ernst. – Bitte schön, Frau<br />

des Guten!)<br />

Kollegin Ernstberger.<br />

Mit Ihrer Position sagen Sie Folgendes: Es ist in Ordnung,<br />

weil auch die Sklaven im alten Rom gearbeitet haben.<br />

Sie haben zwar überhaupt kein Geld bekommen,<br />

aber es war gut, dass sie Arbeit hatten. Denn das ist besser,<br />

als keine Arbeit zu haben.<br />

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Nein! Nein!)<br />

– Ich bin noch nicht ganz fertig. – Herr Dr. Kolb, ich<br />

sage Ihnen: Es ist sinnvoll, dass wir Arbeit so organisieren,<br />

dass sie würdevoll ist. Sie zeigen dauernd eine Alternative<br />

auf, die es in der Realität so nicht gibt.<br />

(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg.<br />

Petra Ernstberger (SPD):<br />

Herr Präsident, im Namen meiner Fraktion möchte<br />

ich die Herbeizitierung der Ministerin beantragen, da es<br />

sich um ein existenzielles und wichtiges Thema für die<br />

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer handelt.<br />

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten<br />

der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE<br />

GRÜNEN)<br />

Im Vorfeld des G-20-Treffens halte ich es für angemessen,<br />

dass die Ministerin hier im Plenarsaal erscheint.<br />

(B)<br />

Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜND-<br />

NIS 90/DIE GRÜNEN] – Matthias W.<br />

Birkwald [DIE LINKE]: Sozial ist, was Würde<br />

schafft, sozial ist nicht, was Arbeit schafft!)<br />

Vizepräsident Eduard Oswald:<br />

Zur Geschäftsordnung der Herr Kollege Kaster.<br />

(D)<br />

Herr Dr. Kolb, wir wollen, dass dies nicht weiter so<br />

stattfindet. Ich zitiere jetzt den Vorsitzenden des DGB,<br />

Michael Sommer. Es sagte – es müsste uns allen hier zu<br />

denken geben, dass der Vorsitzende des DGB das sagt –:<br />

Bernhard Kaster (CDU/CSU):<br />

Wir hatten eine angeregte und inhaltsreiche Debatte.<br />

Die Regierungsbank war bzw. ist durch Staatssekretäre<br />

vertreten.<br />

Inzwischen haben wir in Deutschland den Zustand, dass<br />

Arbeit so billig ist wie Dreck.<br />

(Lachen bei der SPD, der LINKEN und dem<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Klaus Ernst<br />

Dazu sage ich Ihnen: Das hat damit zu tun, dass wir<br />

[DIE LINKE]: Ja, „war“! Sie war vertreten!)<br />

Arbeit nicht vernünftig reguliert haben. Zur Regulierung<br />

der Arbeit gehört, dass wir die Regeln wieder so gestalten,<br />

dass die Menschen tatsächlich würdevolle Arbeit erhalten.<br />

Dazu brauchen sie eine unbefristete Beschäftigung.<br />

Wenn sie dann tatsächlich nicht beschäftigt<br />

werden können, Herr Dr. Kolb, dann müssen sie eben<br />

Ich denke, wenn es Ihnen mit diesem Thema ernst ist,<br />

dann sollten wir mit der gebotenen Sachlichkeit debattieren.<br />

Sie sollten hier aber keine Geschäftsordnungskaspereien<br />

machen.<br />

(Petra Ernstberger [SPD]: Na, na!)<br />

das Recht in Anspruch nehmen können, zum Beispiel<br />

eine Kündigungsschutzklage zu führen. Sie wollen den<br />

Wir werden einen solchen Antrag unsererseits ablehnen.<br />

Menschen, die dann nicht mehr gebraucht werden, das (Petra Ernstberger [SPD]: Dann stimmen wir<br />

Recht nehmen, eine Kündigung vom Arbeitsgericht ab! – Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Dann<br />

überprüfen zu lassen. Letztendlich heißt Befristung:<br />

Ausschluss der Möglichkeit, eine Kündigung vom Ar-<br />

müssen wir abstimmen!)<br />

beitsgericht überprüfen zu lassen. Das wollen Sie. Diese<br />

liberale Position ist auch ein Grund, warum Sie zurzeit<br />

in den Umfragen nicht besonders gut dastehen.<br />

Vizepräsident Eduard Oswald:<br />

Ich will nur noch geklärt haben, ob die Ministerin<br />

überhaupt erreichbar ist<br />

Zum Schluss möchte ich darstellen, zu was Ihre Politik<br />

führt: Bei VW Salzgitter sind von 7 000 Beschäftigten<br />

1 100 nur noch in befristeten Beschäftigungsver-<br />

(Widerspruch bei der SPD – Klaus Barthel<br />

[SPD]: Das stellen wir nachher fest!)<br />

hältnissen, bei Siemens in Bad Neustadt sind von oder ob sie entschuldigt ist.

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