Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag
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15278 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011<br />
(A)<br />
Dr. Barbara Höll<br />
Für diese Steuerflucht sind Sie letztendlich mitverant- Ich will zu Peer Steinbrück, der da hinten jetzt zuhört, (C)<br />
wortlich.<br />
sagen: Ich finde es bitter, dass es in Deutschland immer<br />
Es geht darum, Steuergerechtigkeit herzustellen.<br />
noch Politiker gibt, die meinen, mit außenpolitischer Aggression<br />
spielen zu müssen.<br />
(Dr. Birgit Reinemund [FDP]: Deswegen wollen<br />
Sie kein Steuerabkommen!)<br />
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten<br />
der CDU/CSU)<br />
Das machen Sie mit diesem Abkommen nicht. Nein, Sie<br />
behindern es, auch in den internationalen Auseinandersetzungen.<br />
Das, liebe Kolleginnen und Kollegen, halten dann manche<br />
auch noch für besonders geistreich. Sie, die Sozialdemokraten,<br />
sagen uns auch noch allen Ernstes, wir hät-<br />
Danke.<br />
ten uns ähnlich wie Peer Steinbrück verhalten sollen, der<br />
(Beifall bei der LINKEN)<br />
Deutschland im Ausland, gegenüber unseren Schweizer<br />
Freunden, der Peinlichkeit preisgegeben hat.<br />
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:<br />
Das Wort hat der Kollege Dr. Volker Wissing für die<br />
FDP-Fraktion.<br />
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten<br />
der CDU/CSU – Widerspruch bei Abgeordneten<br />
der SPD – Nicolette Kressl [SPD]: Sagen<br />
Sie doch mal was zum Abkommen! Wie wäre<br />
(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)<br />
es mit ein paar Fakten?)<br />
Dr. Volker Wissing (FDP):<br />
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />
Zunächst zu Ihnen, Frau Kollegin Höll: Dieses Abkommen<br />
enthält keine Amnestie. Insofern ging Ihre Rede<br />
völlig an der Sache vorbei und war kein Beitrag, der in<br />
diese Aktuelle Stunde gepasst hätte.<br />
Wenn der gleiche Peer Steinbrück dann auch noch im<br />
Spiegel die Geschichte des Westens von Heinrich August<br />
Winkler über die Zeit von 1914 bis 1945 kommentiert,<br />
dann kommt man auf den Gedanken, dass sich dieser<br />
Mann vielleicht auch im Zusammenhang mit seinen Äußerungen<br />
gegenüber der Schweiz an die deutsche Geschichte<br />
erinnern sollte. Wie kann eigentlich jemand an-<br />
(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)<br />
gesichts der deutschen Geschichte unbekümmert mit<br />
einem Nachbarland so umgehen und herumschwadronie-<br />
Zur SPD. Lieber Herr Kollege Poß, ich habe mich geren, von der Kavallerie sprechen und auch noch sagen,<br />
fragt, warum ausgerechnet Sie, die Sozialdemokraten, man hätte die Pferde satteln müssen? Meine Damen und<br />
diese Aktuelle Stunde beantragt haben; aber als ich be- Herren, das ist eine Form der verbalen Kanonenbootpo-<br />
(B)<br />
merkt habe, dass Sie sie zur Märchenstunde machen<br />
wollen, wurde mir einiges klar. Sie haben jedenfalls über<br />
litik, die sich eigentlich jedem Mitglied dieses Hohen<br />
Hauses verbieten sollte.<br />
(D)<br />
nichts geredet, das in diesem Abkommen vereinbart ist,<br />
und zeichnen hier ein Bild, das nicht mit der Realität in<br />
Einklang zu bringen ist.<br />
(Nicolette Kressl [SPD]: Sagen Sie doch einmal<br />
was zu diesem Abkommen!)<br />
(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Dann lesen<br />
wir es jetzt mal durch!)<br />
Jetzt zum Abkommen. Ich bin dem Bundesfinanzminister<br />
für dieses Verhandlungsergebnis sehr dankbar.<br />
Warum haben die Sozialdemokraten das beantragt? Man<br />
muss sich diese Frage stellen, weil Sie, als Sie die Ver-<br />
(Nicolette Kressl [SPD]: Das kann ich mir<br />
denken!)<br />
antwortung für das Finanzressort hatten, nichts außer öf- Jeder, der die Verhandlungen verfolgt hat, weiß, dass<br />
fentlichen Pöbeleien Ihres Finanzministers zustande ge- sich Wolfgang Schäuble mit großem Engagement und<br />
bracht haben. Ein Verhandlungsergebnis haben Sie großem persönlichem Interesse daran, diese seit Jahren<br />
jedenfalls nicht zustande gebracht.<br />
unerledigte Frage endgültig zu beantworten, in die Ver-<br />
(Beifall bei der FDP und CDU/CSU)<br />
handlungen begeben hat. Am Anfang schien manches<br />
unmöglich. Wir sind mit dem Finanzausschuss in die<br />
Am Ende seiner Amtszeit stand Peer Steinbrück in Schweiz gereist und haben Gespräche geführt. Wir hat-<br />
der Frage der Besteuerung der Vermögen in der Schweiz ten den Eindruck, dass es kaum möglich sein wird, einen<br />
völlig erfolglos und ergebnislos da. Ausgerechnet er Durchbruch in dem Sinne zu erreichen, dass die Kapitel-<br />
stellt sich jetzt in der Öffentlichkeit hin und sagt, man erträge in der Schweiz exakt so besteuert werden wie in<br />
hätte die Pferde satteln müssen. Das passt zu dem, was Deutschland. Das war bei Gesprächen, die wir dort ge-<br />
Frau Kollegin Kressl vorhin dazwischengerufen hat: führt haben, nicht einmal in Sichtweite. Dass es am Ende<br />
Man hätte eben mehr Druck machen müssen. Wenn Sie gelungen ist, all die Vorhaben durchzusetzen, ein Be-<br />
sagen, man hätte mehr Druck machen müssen – Sie stelsteuerungsabkommen hinzubekommen, das für die Zulen<br />
es öffentlich immer so dar –, dann muss man sich kunft in der Schweiz wie in Deutschland eins zu eins die<br />
doch die Frage stellen: Warum haben Sie denn mit dem gleiche Besteuerung sicherstellt, und zwar ausnahmslos,<br />
Druck, den Sie ausgeübt haben, und mit Ihren Pöbeleien das reden Sie mit Ihren Märchen klein. Das ist nichts als<br />
gegenüber der Schweiz in all diesen Fragen null Komma peinlich.<br />
nichts erreicht? Diese Frage sollten Sie sich einmal stellen.<br />
(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU –<br />
Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Nein, das<br />
(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)<br />
stimmt nicht!)