Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011 15341<br />
(A)<br />
Hartfrid Wolff (Rems-Murr)<br />
Bereits im April dieses Jahres haben wir über Vorschläge Wir haben in der Koalition die für die Thematik wich- (C)<br />
zur Umsetzung der Rückführungs- und der Sanktionstigen Weichenstellungen längst vorgenommen.<br />
richtlinie diskutiert, Kollege Veit. Die Grünen haben<br />
schlicht den Termin verschlafen und wollen sich jetzt<br />
mit einem verspäteten Aufguss alter Ideen als wach im<br />
Bereich sozialer Rechte für Illegale präsentieren.<br />
(Daniela Kolbe [Leipzig] [SPD]: Wo denn? –<br />
Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE<br />
GRÜNEN]: Eine Weichenstellung, die in die<br />
Sackgasse führt!)<br />
(Rüdiger Veit [SPD]: Nein, ihr habt den Änderungsantrag<br />
abgelehnt!)<br />
Diese Koalition kann stolz darauf sein, dass sie substanzielle<br />
Verbesserungen gerade im humanitären Auslän-<br />
Das ist wenig überzeugend.<br />
derrecht erreicht hat. Ich nenne als Stichworte nur „Op-<br />
Wir haben bei den abschließenden Beratungen des<br />
ferschutz“ und „Rückkehrrecht“.<br />
Richtlinienumsetzungsgesetzes zu Recht festgestellt: Es Deutschland verändert sich. Die Bundesregierung ge-<br />
ist ein humanitärer Fortschritt, wenn wir die aufenthaltsstaltet diese Veränderungen, und zwar ohne ideologirechtlichen<br />
Übermittlungspflichten öffentlicher Stellen schen Ballast<br />
ändern, um den Schul- und Kindergartenbesuch von<br />
Kindern zu gewährleisten. Bildung ist die Basis für die<br />
gesellschaftliche Integration und den persönlichen Erfolg.<br />
Rot-Grün war dagegen.<br />
(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE<br />
GRÜNEN]: Den vermutet bei Ihnen auch keiner!)<br />
(Memet Kilic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]:<br />
und vorurteilsfrei.<br />
Unsinn!)<br />
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten<br />
Die Koalitionsfraktionen haben sich auch entschieden,<br />
die Stabilisierungszeit für Menschenhandelsopfer auf<br />
der CDU/CSU)<br />
drei Monate auszudehnen. Wir folgen damit dem drin- Vizepräsidentin Petra Pau:<br />
genden Petitum von Opferverbänden, aber auch der Poli- Für die Fraktion Die Linke spricht nun die Kollegin<br />
zei. Rot-Grün war dagegen. Wir haben dafür gesorgt, Sevim Dağdelen.<br />
dass Abschiebehäftlinge auf ihren Wunsch hin von<br />
Nichtregierungsorganisationen besucht werden dürfen.<br />
Grün war dagegen.<br />
(Beifall bei der LINKEN)<br />
(B)<br />
(Memet Kilic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]:<br />
Weil der Gesetzentwurf mangelhaft war!)<br />
Sevim Dağdelen (DIE LINKE):<br />
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und<br />
Herren! Wie mein Kollege Kilic bereits gesagt hat: Die (D)<br />
Ausgerechnet diejenigen, die sich immer als Hüter Humanität einer Gesellschaft zeigt sich besonders an ih-<br />
des Flüchtlingsrechts gerieren, haben diesen wichtigen, rem Umgang mit den Schwächsten in der Gesellschaft.<br />
wegweisenden Verbesserungen nicht zugestimmt. Dazu gehören viele Migrantinnen und Migranten und<br />
(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE<br />
GRÜNEN]: Sehr originell! Das war doch ein<br />
Riesenpaket! Das konnte man nur gemeinsam<br />
abstimmen!)<br />
auch Flüchtlinge. Erst letzte Woche hat das Statistische<br />
Bundesamt Ergebnisse des Mikrozensus 2010 vorgelegt,<br />
die die dauerhafte soziale Ausgrenzung von Menschen<br />
mit Migrationshintergrund in Deutschland belegen. Zu<br />
den Schwächsten dieser Gesellschaft gehören vor allen<br />
Interessant daran ist, dass die SPD bei der Verabschiedung<br />
der Richtlinien noch mitgewirkt hat. Das hatte sie<br />
aber offensichtlich bis dahin vergessen. Da kann ich nur<br />
sagen: Man sieht, dass nur aus taktischen Erwägungen<br />
gehandelt wird. Wenn es darum geht, wirkliche Verbesserungen<br />
für die Betroffenen zu schaffen, dann duckt<br />
sich Rot-Grün weg.<br />
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten<br />
der CDU/CSU – Memet Kilic [BÜNDNIS 90/<br />
DIE GRÜNEN]: Das Thema ist zu ernst für<br />
Dingen die Menschen, die ohne einen offiziellen Aufenthaltsstatus<br />
hier leben. Sie werden absurderweise oft<br />
– auch in den Debatten im Deutschen <strong>Bundestag</strong> – als Illegale<br />
bezeichnet. Ich muss für meine Fraktion hier klarstellen:<br />
Es gibt keine Menschen, die illegal sind. Es gibt<br />
nur Menschen, die illegalisiert und damit kriminalisiert<br />
werden. Für uns gilt immer noch: Kein Mensch ist illegal.<br />
(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Memet<br />
Kilic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])<br />
diese Polemik!)<br />
Die Fraktion Die Linke begrüßt und teilt das Anliegen<br />
Rot-grüne Politik heißt, lieber gegen die Koalition zu des Gesetzentwurfs der Grünen, auch wenn er erhebliche<br />
stimmen, als Verbesserungen zu schaffen. Das ist wirk- Mängel aufweist, lieber Kollege Kilic.<br />
lich nicht an der Sache orientiert. Der sehr verspätet vorliegende<br />
Gesetzentwurf der Grünen ist Aktionismus und<br />
täuscht Handeln nur vor. Die Koalition handelt und hat<br />
(Memet Kilic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]:<br />
Seien Sie gnädig mit mir!)<br />
gehandelt.<br />
Diese Mängel waren auch schon im Gesetzentwurf des<br />
(Rüdiger Veit [SPD]: Das ist manchmal das<br />
Jahres 2006 vorhanden.<br />
Schlimme! – Josef Philip Winkler [BÜND-<br />
(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE<br />
NIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nicht 2006!)<br />
GRÜNEN]: Genau! Zu Recht!)