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Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag

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15492 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011<br />

(A) minellen Schlepperbanden zu differenzieren. Hier fornot zu Hilfe, wenn dies vernünftigerweise von ihm (C)<br />

dert der Antrag der Grünen de facto eine Blankovoll- erwartet werden kann. Es gelten die durch die Internatiomacht<br />

und malt zu sehr schwarz-weiß.<br />

nale Seeschifffahrts-Organisation, IMO, festgelegten<br />

Wir müssen für Folgendes sorgen: Vor Ort muss ge-<br />

Standards auch für Kriegsschiffe.<br />

holfen werden, damit die Menschen sich nicht genötigt Folgendes muss aus unserer Sicht im konkreten Fall in<br />

sehen, ihre Heimat zu verlassen. Sie brauchen Perspekti- Bezug auf Libyen beachtet werden: Ein Arbeitsübereinven<br />

im eigenen Land.<br />

kommen zur Zusammenarbeit zwischen der NATO und<br />

Seit Jahresbeginn sind 57 000 Migrationsbewegungen<br />

festgestellt worden: zunächst junge, männliche Tunesier,<br />

derzeit Personen aus Libyen, Eritrea, Äthopien und dem<br />

Tschad.<br />

Frontex besteht nicht. Bei den im Rahmen der Frontex<br />

eingesetzten Schiffen zur Seegrenzüberwachung handelt<br />

es sich bis dato ausschließlich um Schiffe der italienischen<br />

Behörden. Diese unterliegen in Fällen von Seenot<br />

ebenfalls dem UN-Seerechtsübereinkommen. Darüber<br />

In über 9 000 Fällen hat Frontex Seenothilfe geleistet.<br />

Deutschland hat sich mit zwei seenotrettungstauglichen<br />

Helikoptern an der Mission beteiligt und zeitweilig auch<br />

Personal zur Identitätsfeststellung mutmaßlicher Flüchtlinge<br />

nach Lampedusa entsandt. Dieses Angebot hält die<br />

Bundesregierung aufrecht, auch wenn es zurzeit nicht<br />

hinaus gilt die Ergänzung des Schengener Grenzkodexes,<br />

die sogenannte Frontex Leitlinie. Diese enthält verbindliche<br />

Vorschriften für das Abfangen und den Aufgriff von<br />

Schiffen bzw. Booten sowie Leitlinien für die Durchführung<br />

von Such- und Rettungsmaßnahmen an den Seegrenzen.<br />

abgerufen wird.<br />

Neben der Beachtung der Pflicht zur Hilfeleistung auf<br />

Die von der Opposition genannten Kritikpunkte sind<br />

für uns nicht unbedingt an den Fakten orientiert. Das es<br />

angeblich glaubwürdige <strong>Bericht</strong>e gibt, wonach Frontex<br />

durch Abdrängmanöver Schiffe zum Kentern gebracht<br />

hat, ist für uns nicht verifizierbar. Insgesamt darf die<br />

Frontex-Mission auch nicht als Allheilmittel missverstanden<br />

bzw. als Alleinverantwortlich verteufelt werden,<br />

See unterliegt Deutschland als Nichtanrainer-Staat im<br />

Mittelmeer keinen weitergehenden Pflichten zur Verbesserung<br />

der Seenotrettung. Da sich die Bundesrepublik<br />

Deutschland im Mittelmeer nicht an der NATO-Operation<br />

mit Seekriegsmitteln, Schiffen, Booten beteiligt,<br />

wurden seitens der Bundesregierung auch insoweit keine<br />

speziellen Maßnahmen initiiert.<br />

wie in dem Antrag der Grünen leider geschehen. Frontex<br />

wird in erster Linie im Bereich des Grenzschutzes tätig.<br />

Abschließend ist daher zu sagen: Die FDP-<strong>Bundestag</strong>sfraktion<br />

begrüßt, dass die Koordination auf EU-<br />

(B)<br />

Im Rahmen des kommenden EU-Ministerrates wird<br />

allerdings eine zusätzliche Verordnung erlassen werden.<br />

Diese bildet dann die Grundlage für die Schaffung eines<br />

Menschenrechtsbeauftragten durch den Frontex/Verwaltungsrat.<br />

Auch werden durch die kommende Verordnung<br />

Ebene funktioniert und darüber hinaus weiter verbessert<br />

wird. Die neuen Frontex-Regeln, wie etwa die Einsetzung<br />

eines Frontex-Grundrechtebeauftragten, werden in<br />

Kürze in Kraft treten.<br />

(D)<br />

zahlreiche menschenrechtsrelevante Standards verbind- Annette Groth (DIE LINKE): Was sich seit Jahren<br />

lich. Zur Kontrolle von Frontex ist zu sagen: Hier hat das an den Außengrenzen der Europäischen Union abspielt,<br />

Beispiel der Grenzmission Griechenland-Türkei gezeigt: ist ein moralischer Skandal. Die humanitären Katastro-<br />

Allein die Anwesenheit und <strong>Bericht</strong>erstattung deutscher phen vor den Grenzen der „Festung Europa“ haben wir<br />

Bundespolizisten führt zu einer Erhöhung von Men- mit unserer Politik zu verantworten. Die „Festung<br />

schenrechtsstandards im Bereich grenzpolizeilicher Europa“ wurde unter rot-grüner Bundesregierung maß-<br />

Maßnahmen. Die Rettung Schiffbrüchiger ist ein wichtigeblich fortentwickelt und heute unter schwarz-gelber<br />

ges Anliegen. Die Forderung der Grünen, dies jederzeit Bundesregierung weiter aufgerüstet. Diese „Festungs-<br />

für das gesamte Mittelmeer zu leisten, ist allerdings politik“ hat eine legale Einreise für Migrantinnen und<br />

schlichtweg unrealistisch.<br />

Migranten in die EU faktisch unmöglich gemacht.<br />

Lassen Sie mich zum Abschluss aufgrund der Aktua- Die Politik der Abschottung zwingt Menschen, sich<br />

lität der Libyen-Krise noch Folgendes sagen, was die menschenverachtenden Schleuserbanden zuzuwenden,<br />

Definition des Begriffes „Seenotrettung“ angeht: Aus welche die Not der Menschen ausnutzen und sie auf see-<br />

unserer Sicht ist ein Seenotfall anzunehmen, wenn der untüchtigen Booten zusammenpferchen. Bei der Diskus-<br />

Kapitän eines in Not geratenen Bootes oder Schiffes eision über Schleuser dürfen wir jedoch nicht Ursache und<br />

nen entsprechenden Notruf absetzt bzw. wenn erkennbar Folgen verwechseln. Ursache der zunehmenden Schleu-<br />

ist, dass sich Personen auf See in Lebensgefahr bzw. in sertätigkeiten an den EU-Außengrenzen ist die EU-Poli-<br />

Seenot befinden.<br />

tik der Abschottung.<br />

Völkerrechtlich besteht hier für die Schifffahrt die Ich möchte daran erinnern, dass es die rot-grüne<br />

Pflicht zur Hilfeleistung. Gesetzlich verankert ist dies im Regierung war, die Frontex maßgeblich zur heutigen<br />

Art. 98 Abs. 1 des UN-Seerechtsübereinkommens. Im Flüchtlingsabwehragentur aufgerüstet hat. Das zeigt sich<br />

Falle von Seenot auf der hohen See ist der Kommandant auch deutlich an der Grundausrichtung des Antrags von<br />

eines Schiffes, das sich vor Ort befindet, verpflichtet, al- Bündnis 90/Die Grünen: Ich vermisse in dem Antrag<br />

les Notwendige zur Rettung von Schiffbrüchigen zu ver- eine grundsätzliche Kritik an Frontex! Alleine in den<br />

anlassen, soweit keine unvertretbare Gefährdung eigener Jahren 2009 bis 2011 liegt das Budget für die EU-Grenz-<br />

Kräfte besteht. Wenn er in sonstiger Weise von einem schutzagentur Frontex bei jährlich etwa 88 Millionen<br />

Hilfsbedürfnis Kenntnis erhält, eilt er Personen in See- Euro. Human Rights Watch hat in seinem kürzlich vor-

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