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Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag

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15340 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011<br />

(A)<br />

Rüdiger Veit<br />

(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE<br />

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten (C)<br />

GRÜNEN]: Katholischen!)<br />

des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Josef<br />

und geleiteten Arbeitskreis nahestehen sollte, hat zum<br />

Teil auch konstruktiv mitgearbeitet. Wir waren im Jahr<br />

Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />

NEN]: Das ist auch unchristlich!)<br />

2005 in den Koalitionsvereinbarungen schon einmal so – Das ist zutiefst unchristlich, wie ich finde. Da ich aber<br />

weit, dass wir eine Änderung der Übermittlungspflichten keiner Kirche angehöre, bin ich mit Vorwürfen an die<br />

als dringend notwendig ansahen. Dass es so etwas gibt, andere Seite ein bisschen zurückhaltender.<br />

ist ohnehin ein Alleinstellungsmerkmal der deutschen<br />

Gesetzgebung. Alle anderen Länder haben begriffen,<br />

dass es bei der Frage, wie wir mit Menschen umgehen,<br />

um eine menschenrechtliche Verpflichtung geht, die<br />

nicht bei der Nationalität und dem Aufenthaltstitel haltmacht.<br />

Noch in einem anderen Punkt ist der Gesetzentwurf<br />

richtig und stimmt mit unseren Vorstellungen überein.<br />

Wir haben zu Zeiten der Großen Koalition, die gelegentlich<br />

ihr Gutes hatte und Gutes gemacht hat, den Fall der<br />

qualifizierten Strafbarkeit der Beihilfe zum illegalen<br />

Aufenthalt ausdrücklich aufgehoben, weil wir das für<br />

Wenn man mit staatlicher Hilfe durch die Übermitt- nicht richtig hielten. Wir haben aber schlicht übersehen,<br />

lungspflichten einen Grund dafür schafft, dass Menschen dass der einfache Fall der Beihilfe nach den allgemeinen<br />

keine ärztliche Versorgung in Anspruch nehmen, weil Vorschriften des Strafrechtes noch immer strafbar ist.<br />

sie Angst haben müssen, wenn sie Leistungen beim So- Das muss im Gesetz deswegen ausdrücklich klargestellt<br />

zialamt bzw. je nach Verwaltungsorganisation auch beim werden.<br />

Ausländeramt beantragen – nur die Notfallrettung ist<br />

ausgenommen worden; das haben wir in den Verwaltungsvorschriften<br />

erreicht –, dann ist das, glaube ich,<br />

nicht human.<br />

Meine Damen und Herren, es geht nicht darum, Perspektiven<br />

vorzugaukeln. Es geht darum, den betroffenen<br />

Menschen ein Mindestmaß an sozialen Rechten einzuräumen<br />

und dafür zu sorgen, dass der Staat keine unbot-<br />

Wenn man außerdem dafür sorgt, dass Kinder und Jumäßigen Hürden aufbaut bzw., wie dargestellt, dazu Beigendliche,<br />

die – Herr Kollege Kilic hat damit doch recht hilfe leistet. Ich hoffe, dass Sie sich endlich überwinden<br />

– noch viel weniger etwas dafür können, was ihre Eltern können, nicht nur punktuell etwas zu ändern, sondern,<br />

im Hinblick auf das Ausländerrecht hier in Deutschland wie auch sonst in Europa üblich, Übermittlungspflichten<br />

gemacht oder nicht gemacht haben, nicht in den Kinder- nur für diejenigen Stellen einzuführen, die für die Strafgarten<br />

oder zur Schule gehen, weil sie Angst davor haverfolgung oder die Einhaltung der öffentlichen Sicherben<br />

müssen, dass der illegale Status ihrer Eltern bzw. der heit zuständig sind. Geistliche und Sozialarbeiter sollten<br />

(B)<br />

ganzen Familie aufgedeckt wird,<br />

(Michael Frieser [CDU/CSU]: Genau das haben<br />

wir doch geregelt, Herr Kollege Veit!)<br />

von diesen Pflichten aber auf jeden Fall ausgenommen<br />

werden. Das Gesetz gehört diesbezüglich umfassend bereinigt.<br />

Dazu fordere ich Sie erneut auf.<br />

(D)<br />

dann stellt das in der Tat ein großes Problem dar. Das<br />

kann nicht im Sinne der Integration sein.<br />

Nehmen Sie sich ein Beispiel an den Kirchen und solchen<br />

Leuten wie Pater Alt und Schwester Bührle, die<br />

sich hier erheblich eingesetzt haben. Es wäre schön,<br />

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten wenn Sie Ihrem Herzen endlich einen Stoß geben könn-<br />

des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) ten und sich christlich verhalten würden.<br />

Obwohl Sie sich der Lösung dieses Problems ein wenig Danke schön.<br />

genähert haben – das will ich gar nicht verhehlen –, ist es<br />

mit der Entwicklung des Bewusstseins für dieses Problem<br />

bei den Kollegen von FDP und CDU/CSU nicht so<br />

weit her. Sie müssten ansonsten nämlich konsequent<br />

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten<br />

des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zurufe<br />

von der CDU/CSU)<br />

weitergehen und sagen: Jeder, der in Deutschland ohne<br />

Aufenthaltsstatus lebt – das hat mit dem Pull-Effekt gar Vizepräsidentin Petra Pau:<br />

nichts zu tun; es geht um Menschen, die schon da sind, Der Kollege Hartfrid Wolff hat für die FDP-Fraktion<br />

die also entweder nach Ablauf ihres Visums nicht ausge- das Wort.<br />

reist sind oder nach Ablehnung ihres Asylantrags ohne<br />

Aufenthaltserlaubnis hier geblieben sind –, muss ohne<br />

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)<br />

Angst vor Entdeckung zumindest ärztliche Versorgung<br />

beanspruchen können, seine Kinder in die Schule schi- Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP):<br />

cken können und seinen Arbeitslohn einklagen können. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der Ge-<br />

Wollen Sie allen Ernstes diejenigen Arbeitgeber, die<br />

den illegalen Status ausnutzen und Menschen ausbeuten,<br />

begünstigen, indem Sie dafür sorgen, dass die betreffenden<br />

Menschen noch nicht einmal die Arbeitsgerichte anrufen<br />

können? Das kann ich mir offen gestanden nicht<br />

vorstellen. Das ist jedenfalls mit einer humanen Gesinsetzentwurf<br />

ist etwas bizarr. Wir haben hier im Hause<br />

erst am 7. Juli dieses Jahres einen Gesetzentwurf dazu<br />

verabschiedet. Die Richtlinienumsetzung ist eigentlich<br />

bereits erfolgt. Warum die Grünen nicht schon damals<br />

den jetzigen Gesetzentwurf vorgelegt haben, ist mir etwas<br />

rätselhaft.<br />

nung – entschuldigen Sie bitte meine Bewertung – nicht (Rüdiger Veit [SPD]: Warum habt ihr unseren<br />

vereinbar.<br />

Änderungsantrag abgelehnt?)

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