Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag
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15360 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011<br />
(A)<br />
Jürgen Klimke<br />
durchaus gesehen und die Hoffnung in den Tourismus ist Angelika Graf (Rosenheim) (SPD):<br />
(C)<br />
auch hier nicht gering. Ein solcher Prozess der touristi- Es ist gut, dass Jagath Dias, der seit 2009 als stellverschen<br />
Erschließung muss vor allem auch die sri-lankitretender Botschafter der sri-lankischen Vertretung für<br />
sche Verwaltung unterstützt werden. Das vorhandene Deutschland, die Schweiz und den Vatikan in Berlin no-<br />
Personal muss unter anderem durch Sprachtrainings tifiziert war, nun Mitte September abgezogen wurde. Der<br />
besser geschult werden und zur besseren Bewältigung Verdienst der deutschen Bundesregierung ist dies aller-<br />
der Aufgaben enger mit der Regierung zusammenarbeidings nicht: Bereits 2009 bei der Notifizierung des Diten.<br />
Aber auch deutsche Reiseunternehmen und Experplomaten wurde von dem European Center for Constituten<br />
könnten Sri Lanka gerade auf dem Gebiet der Enttional and Human Rights e. V., ECCHR, ein Dossier<br />
wicklung eines nachhaltigen Tourismus unterstützen. veröffentlicht, in dem Jagath Dias beschuldigt wurde,<br />
Dem Antrag der Linken, der die Grundlage der heutigen<br />
Debatte bildet, der aber bereits vor mehr als einem<br />
Jahr eingebracht wurde, können wir als CDU/CSU-<br />
Fraktion nicht zustimmen, da er aus unserer Sicht veraltet<br />
ist. Die Bundesregierung hat bereits zu den Menschenrechtsverletzungen<br />
in Sri Lanka Stellung genommen<br />
und fordert ebenfalls die Untersuchung der<br />
menschenrechtlichen und demokratischen Verfehlungen<br />
der Regierung durch eine unabhängige Kommission. Allerdings<br />
muss vor allem an einem Konzept über die zukünftige<br />
Zusammenarbeit mit der Regierung gearbeitet<br />
werden, die im Interesse der Menschen vor Ort ist. Da-<br />
als Generalmajor der sri-lankischen Armee in der<br />
Schlussoffensive gegen die Liberation Tigers of Tamil<br />
Eelam, LTTE/Tamil Tigers, an einem Angriff beteiligt<br />
gewesen zu sein, bei welchem nach <strong>Bericht</strong>en der Vereinten<br />
Nationen 40 000 Zivilisten umgekommen sind.<br />
Über die Gründe des Abzugs durch die sri-lankische Regierung<br />
ist allerdings noch nichts bekannt. Da sich nach<br />
Medienberichten weder die sri-lankische Botschaft in<br />
Berlin noch das Generalkonsulat in Genf dazu äußern<br />
wollen, bleibt abzuwarten, was der genaue Anlass ist.<br />
Ich hoffe, dass eine ordentliche Strafermittlung der<br />
Grund war.<br />
bei ist der richtige Umgang mit der tamilischen Minder- Bisher hat mich die sri-lankische Regierung unter<br />
heit besonders wichtig.<br />
Staatspräsident Mahinda Rajapaksa – das muss ich ehr-<br />
(B)<br />
Diese Fragen müssen geklärt werden, damit Sri<br />
Lanka nicht weiter in die Arme totalitärer Staaten wie<br />
Iran oder Myanmar getrieben wird. Letztendlich gilt es,<br />
die Situation in Sri Lanka nachhaltig zu verbessern und<br />
die Regierung im Prozess der Demokratisierung und Integration<br />
der tamilischen Minderheit zu unterstützen,<br />
damit in Zukunft die Menschenrechte besser durchsetzbar<br />
und die humanitäre Lage mit internationalen Bestimmungen<br />
vereinbar ist. Unser mittelfristiges Ziel ist<br />
es deshalb auch, nachdem die Regierung sich aktiv dafür<br />
eingesetzt hat, die derzeitigen Menschenrechtsverletzungen<br />
vor Ort zu beenden, die deutsche Entwicklungshilfe<br />
wieder zu intensivieren und Sri Lanka die<br />
Möglichkeit zu geben, als vollwertiges Partnerland erneut<br />
anerkannt zu werden.<br />
Wie Sie sehen, ist die Situation in Sri Lanka nicht<br />
ganz einfach, sondern es gibt zwei Seiten der Medaille:<br />
Einerseits muss anerkannt werden, dass durch die Beendigung<br />
des lange währenden Bürgerkriegs und die fast<br />
abgeschlossene Auflösung der Flüchtlings- und Gefangenenlager<br />
deutliche Fortschritte zu verzeichnen sind,<br />
andererseits hat das Land in der Tat noch viele Aufgaben<br />
zu bewältigen. So müssen vor allem die Menschenrechte<br />
und die Integration der tamilischen Bevölkerung<br />
einen höheren Rang auf der Prioritätenliste der sri-lankischen<br />
Regierung erhalten. Die Aufhebung der Notstandsgesetze<br />
begrüßen wir in diesem Zusammenhang<br />
ausdrücklich. Jetzt gilt es, diese Aufhebung zum Anlass<br />
zu nehmen, an einer tatsächlichen Versöhnung sowie der<br />
Integration der tamilischen Minderheit zu arbeiten. Ein<br />
weiterer Schritt ist dann die wirtschaftliche Entwicklung<br />
und Schaffung von Arbeitsplätzen vor allem in den tamilischen<br />
Gebieten.<br />
lich sagen – unter menschenrechtlichen Gesichtspunkten<br />
selten positiv überrascht: Nach 25 Jahren Bürgerkrieg,<br />
der seit 2009 beendet zu sein scheint, stellen wir<br />
immer wieder einen großen Mangel an Menschenrechtsbewusstsein<br />
und demokratischer Entwicklung fest.<br />
So sind die von Amnesty behandelten Fälle des verschwundenen<br />
Pattani Razeek, dem Leiter der sri-lankischen<br />
Nichtregierungsorganisation Community Trust<br />
Fund, CTF, oder des regimekritischen Journalisten und<br />
Karikaturisten Prageeth Eknaligoda zu nennen. Das<br />
sind nur die prominenten Gesichter der Opfer, die es in<br />
Sri Lanka zu beklagen gilt. Bewaffnete Gruppen, die mit<br />
der Regierung verbündet sind, sind weiterhin aktiv und<br />
begehen Menschenrechtsverletzungen, zu denen das<br />
Verschwindenlassen, Töten, Entführen und Foltern von<br />
Kritikern gehören. Die Sicherheitsorgane sind ebenso<br />
für willkürliche Festnahmen und Inhaftierungen, Folter<br />
und extralegale Hinrichtungen verantwortlich. Menschenrechtsverteidiger<br />
und Journalisten werden verfolgt<br />
und bedroht, ihre Meinungs- und Versammlungsfreiheit<br />
und die aller anderen Bürger sind durch die immer noch<br />
geltenden Notstands- und Antiterrorgesetze stark eingeschränkt.<br />
Die Tamilen werden auch weiterhin ausgegrenzt: Von<br />
den ursprünglich 300 000 binnenvertriebenen Tamilen<br />
befinden sich immer noch circa 20 000 in sogenannten<br />
Flüchtlingslagern. Das Verlassen des Lagers durch die<br />
Betroffenen oder Besuche von internationalen Hilfsorganisationen<br />
sind aber noch immer schwierig und nur<br />
unter Kontrolle des Verteidigungsministeriums möglich.<br />
Die Einrichtungen und die Versorgungsmöglichkeiten<br />
sind nach <strong>Bericht</strong>en dieser Organisationen, zum Beispiel<br />
des internationalen Roten Kreuzes, noch verbesserungsfähig,<br />
und die Regierung beeilt sich nicht gerade,<br />
(D)<br />
Diesen Prozess wird Deutschland an der Seite der die ungeklärten Grundbesitzfragen zu klären oder die<br />
UNO weiterhin sowohl unterstützend als auch kritisch Betroffenen in andere Regionen und vernünftige Unter-<br />
begleiten.<br />
künfte umzusiedeln.<br />
Zu Protokoll gegebene Reden